Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
meine Schulfreundinnen Liz und Emma und so ziemlich alles an England, muss ich zugeben, dass mein Zimmer in Brooklyn wesentlich schicker war.
    Von meinem privaten Balkon sah man über den East River. Ich hatte ein riesengroßes gemütliches Bett, mein eigenes Badezimmer und einen begehbaren Kleiderschrank mit zahllosen neuen Klamotten, die durch Zauberhand erschienen und sich bei Bedarf selbst wuschen. In der Kommode gab es einen eingebauten Kühlschrank mit meinen Lieblingssorten Ribena, aus England importiert, und Schokolade (tja, manchmal muss sich ein Mädchen auch was Gutes tun). Die Anlage war auf dem neuesten Stand der Technik und die Wände waren magisch schallisoliert, so dass ich so laut Musik hören konnte, wie ich wollte, und mir keine Gedanken über meinen Meckerbruder nebenan zu machen brauchte. Auf der Kommode stand einer der wenigen Gegenstände, die ich aus London mitgebracht hatte: ein ramponierter Kassettenrekorder, den mir meine Großeltern vor ewiger Zeit geschenkt hatten. Er war hoffnungslos altmodisch, klar, aber ich hielt ihn aus sentimentalen Gründen in Ehren. Immerhin hatten Carter und ich unsere Abenteuer bei der roten Pyramide darauf aufgenommen.
    Ich steckte meinen iPod auf die Anlage, scrollte durch meine Playlists und wählte einen älteren Mix mit dem Namen DEPRI , denn so fühlte ich mich.
    19 von Adele begann. Mann, dieses Album hatte ich nicht mehr gehört, seit …
    Ziemlich unerwartet brach ich in Tränen aus. Ich hatte mir diese Lieder an Weihnachten angehört, bevor mich Dad und Carter zu unserem Ausflug ins British Museum abgeholt hatten – an dem Abend, als sich unser Leben für immer verändert hatte.
    Adele sang, als würde ihr jemand das Herz herausreißen. Es ging um einen Jungen, in den sie verknallt war, und sie rätselte, was sie anstellen musste, damit er sich in sie verliebte. Das kam mir bekannt vor. Doch als ich den Song das letzte Mal gehört hatte, musste ich auch an meine Familie denken: an meine Mum, die gestorben war, als ich noch ziemlich klein war, und an Dad und Carter, die gemeinsam die Welt bereisten und mich bei meinen Großeltern in London zurückließen, weil sie mich offenbar nicht in ihrem Leben brauchen konnten.
    Natürlich wusste ich, dass es viel komplizierter war. Es hatte einen fiesen Sorgerechtsstreit gegeben, Rechtsanwälte und Handgreiflichkeiten mit Spachteln inklusive; Dad hatte Carter und mich voneinander fernhalten wollen, damit wir nicht gegenseitig unsere magischen Kräfte auslösten, bevor wir mit dieser Macht klarkamen. Und es stimmte, wir waren uns seitdem alle nähergekommen. Mein Vater gehörte wieder ein bisschen mehr zu meinem Leben, auch wenn er gerade der Gott der Unterwelt war. Was meine Mutter anbelangte … na ja, ich habe ihren Geist kennengelernt. Vermutlich zählt das auch.
    Trotzdem brachte die Musik den ganzen Schmerz und die Wut zurück, die ich damals gefühlt hatte. Wahrscheinlich saß das alles tiefer, als ich gedacht hatte.
    Mein Finger schwebte über dem Vorspulsymbol, doch dann beschloss ich, den Song laufen zu lassen. Ich warf meinen Krempel auf die Kommode – die Papyrusrolle, den wächsernen Mini-Carter, meine Zaubertasche, mein Zaubermesser. Als ich die Hand nach meinem Zauberstab ausstreckte, fiel mir ein, dass ich ihn nicht mehr hatte. Der Greif hatte ihn ja aufgefressen.
    »Dämliches Vogelvieh«, brummte ich.
    Ich begann, mich bettfertig zu machen. Ich hatte meine Schrankinnenwand mit Fotos beklebt, die meisten zeigten meine Freundinnen und mich im letzten Schuljahr. Auf einem schneiden Liz, Emma und ich in einem Fotoautomaten am Piccadilly Grimassen. Wir sehen so jung und albern aus.
    Ich konnte nicht glauben, dass ich sie am nächsten Tag zum ersten Mal seit Monaten sehen würde. Gran und Gramps hatten mich eingeladen und ich wollte einen Mädelsabend mit meinen Freundinnen machen – zumindest war das der Plan gewesen, bevor Carter die Bombe hatte platzen lassen, dass uns fünf Tage blieben, um die Welt zu retten. Wer konnte jetzt noch sagen, was passieren würde?
    Es gab nur zwei Fotos ohne Liz und Emma auf meiner Schranktür. Eines zeigte Carter und mich mit Onkel Amos an dem Tag, als Amos nach Ägypten abreiste, um … Tja, wie nennt man es, wenn jemand zur Kur fährt, nachdem er von einem bösen Geist besessen gewesen ist? Vermutlich nicht Urlaub.
    Das letzte Bild war eine Zeichnung von Anubis. Vielleicht habt ihr ihn schon mal gesehen: ein Typ mit einem Schakalkopf, Gott der Bestattungen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher