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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
Autoren: Rick Riordan
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weitergeschwatzt, doch genau in diesem Moment rumpelte es in der Halle der beiden Wahrheiten. Dad sah auf die Uhr und ich überlegte, in welcher Zeitzone das Land der Toten wohl lag.
    »Wir sollten zum Ende kommen«, erklärte er. »Die anderen erwarten euch.«
    »Die anderen?«, fragte ich.
    »Wir haben noch ein Geschenk, bevor ihr geht.« Dad nickte Mom zu.
    Sie trat einen Schritt vor und reichte mir ein handtellergroßes Päckchen, das in schwarzes Leinen eingeschlagen war. Sadie half mir, es auszupacken. Darin lag ein neues Amulett – das wie eine Säule oder ein Baumstamm aussah oder …

    »Ist das eine Wirbelsäule?«, wollte Sadie wissen.
    »Man nennt es Djed«, erklärte Dad. »Mein Symbol – die Wirbelsäule des Osiris.«
    »Ekelhaft«, murmelte Sadie.
    Mom lachte. »Es ist ein bisschen ekelhaft, aber es ist wirklich ein mächtiges Symbol. Es steht für Stabilität, Stärke –«
    »Rückgrat?«, fragte ich.
    »Wörtlich.« Mom lächelte mich zustimmend an und wieder hatte ich dieses unwirkliche Gefühl, dass sich etwas bewegte. Ich konnte nicht fassen, dass ich hier stand und mit meinen Eltern redete, die auf irgendeine Art tot waren.
    Mom legte das Amulett in meine Hände. Ihre Berührung war warm wie die eines lebendigen Menschen. »Djed steht auch für die Macht von Osiris – dafür, dass neues Leben aus der Asche des Todes erschaffen wird. Genau das braucht ihr, wenn ihr in anderen das Erbe der Pharaonen erwecken und das Lebenshaus neu aufbauen wollt.«
    »Das wird dem jetzigen Haus nicht gefallen«, warf Sadie ein.
    »Nein«, bestätigte Mom fröhlich. »Ganz sicher nicht.«
    Wieder rumpelte die Halle der beiden Wahrheiten.
    »Es ist Zeit«, erklärte Dad. »Wir sehen uns wieder, Kinder. Aber bis dahin passt gut auf euch auf.«
    »Vergesst nicht, dass ihr Feinde habt«, fügte Mom hinzu.
    »Und sagt Amos …« Dads Stimme nahm einen nachdenklichen Ton an. »Erinnert meinen Bruder daran, dass die Ägypter an die Macht des Sonnenaufgangs glauben. Sie glauben, dass jeden Morgen nicht nur ein neuer Tag, sondern eine neue Welt beginnt.«
    Bevor ich richtig verstand, was er damit meinte, verblasste die Halle der beiden Wahrheiten und wir standen mit Anubis auf einer dunklen Fläche.
    »Ich zeige euch den Weg«, sagte Anubis. »Das ist meine Aufgabe.«
    Er führte uns zu einem Fleck in der Dunkelheit, der sich durch nichts von allem anderen unterschied. Doch als er mit seiner Hand dagegenstieß, öffnete sich eine Tür. Durch die Tür schien helles Tageslicht herein.
    Anubis machte eine steife Verbeugung. Dann sah er Sadie an, in seinen Augen blitzte der Schalk. »Es war … anregend.«
    Sadie lief rot an. »Wir sind noch nicht fertig, Mister. Ich erwarte von dir, dass du auf meine Eltern aufpasst. Und wenn ich das nächste Mal im Land der Toten bin, unterhalten wir zwei uns.«
    Um die Mundwinkel von Anubis spielte ein Lächeln. »Da freu ich mich jetzt schon drauf.«
    Wir gingen durch die Tür und betraten den Palast der Götter.
    Er sah genauso aus, wie Sadie ihn aus ihren Visionen beschrieben hatte: himmelhohe Steinsäulen, glutrote Kohlebecken, blank polierter Marmorboden und in der Mitte des Raums ein Thron in Gold und Rot. Rings um uns hatten sich die Götter versammelt. Manche waren bloß Lichtblitze oder Feuer. Andere waren schattenhafte Bilder, die von Tier zu Mensch wechselten. Ein paar erkannte ich: Bevor er sich in eine grüne Gaswolke verwandelte, war Thot flackernd als wildmähniger Typ im Laborkittel zu sehen; Hathor, die kuhköpfige Göttin, sah mich verdutzt an, als würde sie sich nach dem Magic-Salsa-Picknick noch schwach an mich erinnern. Ich schaute mich nach Bastet um, aber vergebens. Sie war anscheinend nicht hier. Tatsächlich kannte ich die meisten Götter nicht.
    »Was haben wir da bloß angefangen?«, murmelte Sadie.
    Ich wusste, was sie meinte. Im Thronsaal standen Hunderte von Göttern, wichtige und unwichtige, alle sausten durch den Palast, nahmen neue Gestalten an, strahlten vor Kraft. Eine ganze übernatürliche Armee … und alle schienen uns anzustarren.
    Zum Glück standen zwei alte Freunde neben dem Thron. Horus trug seine volle Kampfmontur und ein Chepesch -Schwert an der Seite. Seine kajalumrandeten Augen – eines golden, das andere silbern – waren so durchdringend wie eh und je. Neben ihm stand Isis in einem schimmernden weißen Kleid und mit Schwingen aus Licht.
    »Willkommen«, begrüßte uns Horus.
    »Ähm, hallo«, sagte ich.
    »Er ist wirklich
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