Die Kaltzeller
Kaltzeller protestierten mit heftigen Bewegungen ihrer Fangarme und bildeten eine Kette zum Ausstieg, durch den die Habseligkeiten Darraghs zur weiteren Untersuchung hinausgereicht wurden. Dann griffen die Saugnäpfe nach dem Segel und zerrten es beiseite.
Darragh blieb starr und steif liegen, als die schützende Hülle fortgezogen wurde. Er litt unter der grausamen Kälte und fühlte sich so erschöpft, daß er keinen Widerstand leistete, als er aufgehoben und hinausgetragen wurde. In einem quadratischen Raum, dessen Wände mit Eiskristallen bedeckt waren, wurde er zu Boden geworfen. Seine Bewacher verließen ihn. Sie schienen keinen Fluchtversuch zu erwarten, denn die Tür blieb geöffnet. Darragh wartete, bis die Geräusche sich entfernt hatten, dann verließ er den Raum und gelangte in ein hallenartiges Gewölbe, von dem zahlreiche Gänge strahlenförmig abzweigten. Überall herrschte das gleiche dämmerig-grüne Licht, und während Darragh noch überlegte, welche Richtung er einschlagen sollte, hörte er Geräusche näherkommen. Er winkelte die Arme an und begann zu laufen, aber die Kaltzeller mußten ihn entdeckt haben, denn der Lärm blieb ihm auf den Fersen. Plötzlich schoß etwas an ihm vorbei, ein dünner, fahler Strahl, der sich in die Wand fraß, wo er ein tiefes, rauchendes Loch hinterließ. Darragh lief schneller, er benutzte die vielen Quergänge, um seinen Verfolgern zu entkommen und weil er wußte, daß dies die einzige Möglichkeit war, den tödlichen Strahlen zu entgehen. In wildem Lauf raste er durch die unterirdischen Gänge, die Kälte schnitt wie mit Messern in seine keuchenden Lungen, und er fragte sich, ob es überhaupt einen Sinn habe, diese Flucht ohne Ziel fortzusetzen. Wieder tat sich ein Gewölbe mit zahlreichen Abzweigungen vor ihm auf, aber aus einem dieser Quergänge kam ihm eine Patrouille der Kaltzeller entgegen, die sofort ihre Strahlwaffen auf ihn richteten. Darragh schlug Haken wie ein Hase, als er den nächstgelegenen Gang hinunterraste, seine Füße trommelten auf dem steinigen Grund, und in kurzer Zeit hatte er die Verfolger abgeschüttelt. Er lehnte sich gegen die eiskalte Wand, um neue Kräfte zu sammeln und jagte weiter. Längst hatte er völlig die Orientierung verloren, und als ihm aus dem Gang ein einrädriger Karren entgegenkam, von dem drei der Gegner sprangen, um sich auf ihn zu stürzen, blieb er erschöpft stehen und erwartete das Ende. Dicht vor ihm machten die unheimlichen Wesen halt, und Darragh wich Schritt für Schritt zurück, bis die Wand des Gewölbes ihm Halt gebot. Er ballte die Fäuste, und seine Augen funkelten die Gegner an.
„Los, worauf wartet ihr? Warum erledigt ihr mich nicht?“ zischte er. „Macht endlich Schluß. Ich habe es satt, mich von euch wie ein Wild hetzen zu lassen!“
Zwei der Kaltzeller hielten ihn mit ihren Strahlgeräten in Schach, der dritte trat an die Wand und packte mit seinem Fangarm einen verborgenen Hebel. Darragh fühlte, wie die steinige Wand hinter ihm nachgab, er stolperte rückwärts, und mit metallischem Schnappen schloß sich die Öffnung, die sich unversehens aufgetan hatte. Grelle Helligkeit blendete Darragh und zwang ihn, die Augen zu schließen. Er ließ sich auf den Boden sinken, völlig erschöpft und am Ende seiner Kräfte. Dann berührte etwas seinen Arm, eine Hand entfernte Schal und Schutzbrille von seinem Gesicht und traf Anstalten, ihm aus der dicken Lederjacke zu helfen.
„Schluß!“ knurrte Darragh wütend. „Mir ist schon kalt genug. Wenn ich erfrieren will, kann ich mir selbst die Sachen vom Leibe reißen.“
Statt der Kälte empfand er plötzlich eine angenehme Wärme. Ein Arm schob sich unter seine Schultern, richtete ihn auf.
„Langsam, langsam“, murmelte eine gedämpfte Stimme. „Niemand will dir etwas antun. Du bist unter Freunden!“
7. Kapitel
Es dauerte lange, bis Darragh den Sinn der Worte begriff, und er brauchte noch einmal die gleiche Zeit, um sich darüber klar zu werden, daß er nicht träumte. Eine menschliche, verständliche Stimme hatte zu ihm gesprochen, und sie hatte gesagt: ‚Du bist unter Freunden!’ Gab es noch Wunder auf der Welt?
Er öffnete die Augen und sah, daß ein Mädchen neben ihm kniete, ein hübsches, blauäugiges Mädchen mit weizenblondem Haar. Andere Menschen umstanden ihn im Halbkreis, neue kamen hinzu.
„Er ist keiner von uns“, sagte ein Mann und beugte sich zu Darragh nieder. „Wer bist du?“
„Die gleiche Frage wollte ich an euch
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