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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie
Autoren: Felicitas Gruber
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energisch auf, zog ächzend den Bauch ein und hielt den Atem an. Dann zog und zerrte sie erneut an der Hose.
    Endlich. Der Reißverschluss ruckelte, dann glitt er nach oben.
    Sofie schnappte nach Luft – ja, so könnte es gehen. Kritisch begutachtete sie ihr Spiegelbild.
    Doch ihr Gegenüber grinste breit zurück und schüttelte leicht spöttisch den Kopf: Dr. Sofie Rosenhuth als Presssack.
    Nicht dein Ernst. Oder?
    Grimmig nickte Sofie ihrem Spiegelbild zu. Sehr witzig. Und jetzt?

2
    Atemlos
    D auerbaustelle Uni Regensburg Teilerfolg – anlässlich der Wiedereröffnung des Lesesaals sprach Ministerialdirigent Konstantin Siebert vor vierhundert Studenten …
    Jessas, war das fad!
    Katrin Füracker ließ die »Münchner Morgenpost« sinken, die sie auf dem Weg aus einem der Zeitungsständer mitgenommen hatte.
    »Nessie!«, rief sie. »Va-nes-sa! Wo steckst jetzt du schon wieder?«
    Fußgetrappel. Dann erschien die Tochter, das Gesicht voller Sandspuren, der sorgfältig gebundene Pferdeschwanz halb aufgelöst, sogar das neue rosafarbene Röckchen war verdreckt. Das alles hatte die Kleine in nur wenigen Augenblicken zustande gebracht.
    Trotzdem überflutete Katrin eine Woge von Glück. Dass man ein kleines Geschöpf so lieb haben konnte!
    Vanessa schien weniger entzückt.
    »Des mog i ned«, murmelte sie, während die Mutter in ein Taschentuch spuckte und an ihr herumzureiben begann. »Lass mi!«
    Schon hatte sie sich losgerissen und war wieder am Sandkasten.
    Es fiel Katrin schwer, der Vierjährigen etwas abzuschlagen, und das wusste die Kleine ganz genau. Kaum hatte Nessie heute die Augen aufgeschlagen, hatte sie so lange gebenzt, bis sie schließlich eine Runde Spielplatz vor dem Kindergarten herausgeschunden hatte.
    Sebastian, Katrins Göttergatte, hatte da leicht reden.
    »Lass dir halt ned ständig von der Nessie auf der Nase herumtanzen«, lautete sein Lieblingsspruch, den sie schon nicht mehr hören konnte. »Selber schuld, wenns immer ihren Kopf durchsetzt.«
    Was wusste er schon? War er etwa dabei, wenn Vanessa einen ihrer Heulanfälle bekam und sich kaum wieder beruhigen lassen wollte? Da gab Katrin doch lieber rechtzeitig nach, und die Stimmung zwischen der Kleinen und ihr blieb ungetrübt.
    Erneut vertiefte Katrin sich in die Lektüre. Inzwischen war sie bei den Horoskopen angelangt. Nicht, dass sie wirklich daran geglaubt hätte. Aber ein bissel was war ja vielleicht doch dran …
    Gutmütig oder doch eher Weichei? stand bei Fischen, ihrem Sternzeichen. Lassen Sie sich nicht ständig von anderen überfahren! Versuchen Sie stattdessen, der Welt zu zeigen, dass Sie eine eigene Meinung haben. So vermeiden Sie Frust, und man wird Sie eher respektieren …
    Wahre Worte, allerdings. Aber wie sollte sie das bei ihrer willensstarken Tochter in die Tat umsetzen?
    Sie war eben kein Sturschädel wie Sebastian oder Nessie, die ihrem Vater auch äußerlich stark ähnelte: Eine dunkle Elfe mit zarten Armen und dünnen Beinen, die immer in Bewegung waren.
    Wie hatte sie nur ein Kind zur Welt bringen können, das so gut wie niemals Hunger hatte und Essen als etwas betrachtete, mit dem sich vor allem schöne Burgen und tiefe Gräben bauen ließen? Manchmal geriet Katrin aus Sorge an den Rand der Verzweiflung, weil sie alles richtig machen wollte und dann doch immer wieder gerade das Falsche tat.
    Heute aber war alles gut.
    Die Bank, die in der Sonne stand, gehörte ihr allein. Es gab weder das übliche Kindergeplärr noch Hundekläffen. Auch das seltsame Kapuzenwesen, das vorher eine ganze Weile in der Nähe herumgelungert hatte, war wieder verschwunden.
    Katrin blätterte in der Zeitung, um in Ruhe weiterzulesen. Doch zuvor glitt ihr Blick zu Vanessa.
    Die hatte soeben den Sandkasten verlassen und rannte geradewegs zu den Büschen, was ihre Mutter ihr vorher ausdrücklich verboten hatte.
    »Stopp, Prinzessin!«, rief Katrin ihr hinterher. »Her zu mir – aber dalli!«
    Die Kleine blieb stehen und zog eine Schnute.
    »I brauch doch an Spinat. Für mein Kuacha.« Schmollend kauerte sie sich nieder und riss an den jungen Trieben.
    »Aber ned in den Mund, verstanden?«
    »Bin doch kein Baby mehr.« Vanessa klang ehrlich entrüstet und kehrte mit ihrer Beute zum Sandkasten zurück.
    Wo war Katrin stehen geblieben?
    Hormondiät – 24 Kilo in zwei Wochen, schrie es ihr in dicken Lettern entgegen.
    Aus dem Sandkasten drangen laute Schmatzgeräusche.
    »Du isst des Zeug doch ned etwa?«, fuhr Katrin hoch. »Außer dem müssen
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