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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin
Autoren: Douglas Clegg
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Vampyrreiche zu zerstören, und dass dies nicht aufhören würde, bevor unser Volk ausgelöscht war.
    Nachdem die Brüder ihres Kampfes überdrüssig geworden waren, liefen die Feinde von Aztlanteum in Richtung der Hügel im Süden davon. Nezahual hatte in dieser Nacht gesiegt. Die sterblichen Kriegerinnen und Krieger vertrieben die Eindringlinge. Als sich der Rauch innerhalb von einer Stunde aufgelöst hatte, sah ich, dass auf dem Boden Hunderte von Toten lagen, deren Blut die Mauern mehr als eine Meile weit besudelte. Dies glich nicht den Schlachten der Kreuzzüge, bei denen eine Belagerung Wochen oder Monate gedauert hatte.
    Es war eine kurze Schlacht gewesen – lediglich einige Stunden der Nacht -, die in der Luft durch einen Kampf zwischen den beiden Brüdern entschieden worden war.
     
    »Das war ein Geplänkel, nichts weiter«, erklärte Nezahual. Seine Verletzungen waren bereits geheilt, obwohl ich direkt unter seinem rechten Auge eine kurze, dünne Linie entdeckte, die
von einer tiefen Verletzung stammte, die von den Klauen seines Bruders verursacht worden war.
    Wir befanden uns im Palas - dem Hauptgebäude des Palastes – und tranken aus Kelchen Blut. Gefangene waren aneinander gebunden und an die Säulen gefesselt worden. Viele waren halb tot, und einige waren an diejenigen gefesselt, die bereits gestorben waren. Ich schätzte, dass etwa einhundert Vampyre versammelt waren. Sie zerrissen das Fleisch ihrer Feinde und gossen das Trankopfer in die goldenen Kelche. Viele prahlten in ihrer Sprache mit Heldentaten, die sie in jenen Stunden des Kampfes angeblich begangen hatten, oder mit den Sterblichen, die sie getötet, oder auch mit den Vampyren, die sie zerrissen hatten.
    Nezahual, der auf seinem Thron saß und trank, was sein Gesicht mit Fett und Blut verschmierte, winkte mich zu sich. Ich hatte als Gast die Ehre, zu seinen Füßen zu sitzen. »Dies ist eine Ablenkung. Er verlangte heute Nacht nach Pythia. Er rief nach ihr. Er ist erzürnt, dass wir sie ihm nicht überließen. Nun führt er etwas im Schilde, obwohl ich nicht weiß, worum es sich dabei handelt.« Er streckte den Arm aus und klopfte mir auf die Schulter. »Und du, mein Freund – oh, du warst ausgezeichnet. Hast du fünfzig getötet? Oder hundert?«
    »Es waren weniger«, entgegnete ich.
    »Du bist wahrhaft ein Freund des Königreiches«, meinte er. »Du bist besser, als es irgendein anderer Mischling sein könnte. Kein Wunder, dass du der Maz-Sherah bist. Du solltest in Erwägung ziehen, hier zu bleiben, Aleric. Ich kann meiner Familie nicht vertrauen. Aber du – dir kann ich jeden Schatz des Königreiches anvertrauen.«
    Ich wusste jedoch, als der Tagesanbruch nahte, dass ich,
wenn ich nicht in der nächsten Abenddämmerung mit der Maske aufbräche, möglicherweise nicht mehr rechtzeitig in Taranis-Hir ankäme. Nezahual spürte mein Unbehagen. »Unsere Kriege sind nicht die deinen«, sagte er später, nachdem sich die Halle geleert hatte und die Leichname der Feinde über die Stadtmauern geworfen worden waren. »Aber ruh dich noch eine weitere Nacht hier aus. Du sollst wissen, dass dir in meiner Stadt nichts Entsetzliches zustoßen wird. Für uns bist du ein Held. Du brachtest deine Existenz für unser Volk in Gefahr.«
    »Wo ist sie?«, fragte ich, nachdem uns weitere goldene Kelche gebracht worden waren und ich mich schon vom Blut betrunken fühlte.
    »Ich musste sie einsperren. Sie erweckt so manche Leidenschaft unter den Sterblichen... und Unsterblichen. Sie zu zähmen ist so, als würde man ein Wildschwein zwingen, dir aus der Hand zu fressen.« Er lachte. »Aber ich kann ihr nicht widerstehen. Mein Bruder Aquil hegt den gleichen Wunsch wie ich – sie zu besitzen.«
    »Aber sie ist... für dich ist sie ein Mischling.«
    Er nickte. »Jedoch werde ich Söhne von ihr bekommen, mein Freund. Sie ist so fruchtbar wie sonst keine unserer Frauen.«
    Ich konnte ihn nicht fragen, wie dies möglich war. Die auferstandenen Toten konnten keine Kinder bekommen. Es war unmöglich für uns. Meine einzigen Kinder würden diejenigen sein, die ich vor meinem Tode gezeugt hatte. Pythia, die seit Tausenden von Jahren tot gewesen war, konnte unmöglich ein Kind zur Welt bringen.
    »Ich werde dich zu ihr führen«, sagte Nezahual. »Sie besitzt
diese Maske, nach der du suchst. Du wirst bis morgen Nacht bleiben, mein Freund? Ah, gut. Gut. Ich würde nicht wollen, dass du heute Nacht fliegst, von der nur noch eine oder zwei Stunden übrig sind, bevor die
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