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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition)
Autoren: Sasha Grey
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muss sagen, sie wirkt nicht gerade glücklich mit ihrer Situation. Genau genommen sieht sie entsetzt aus. Vielleicht projiziere ich das auch nur in die Skulptur hinein. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: das ganze Szenario wirkt ziemlich gruselig, auch wenn die Statue an sich eigentlich sehr schön gearbeitet ist.
    »Weißt du, was das ist?«, fragt der Harlekinmann.
    »Ziemlich explizit, würde ich sagen«, erwidere ich. »Abgesehen davon … keine Ahnung.«
    »Rate mal«, meint er.
    »Antike, etruskische Pornografie?«, tippe ich.
    »Nah dran.« Er lacht. »Ein paar Jahrhunderte daneben. Es ist Römisch. Pan. Der Gott der Ficker.«
    Ich höre seine Stimme und es nervt mich jetzt wirklich, weil sie mir so bekannt vorkommt und ich sie einfach nicht zuordnen kann.
    »Weißt du, woher die Statue stammt?«, fragt er.
    »Aus der Playboy Mansion?«, scherze ich.
    »Aus Herculaneum«, sagt er, als müsse ich das eigentlich wissen. »In Italien, in der Nähe von Pompeji. Sie wurde in der Privatvilla von Julius Cäsars Schwiegervater gefunden, der selbst große Macht und Einfluss hatte.« Und er gibt Pan einen freundschaftlichen Klaps auf den Hintern.
    »Kannst du dir vorstellen, was da los war?«, meint er. »Zu welcher Art von Aktivitäten das wohl angeregt hat?«
    »Zu einem geselligen Beisammensein?«
    Ich mache nur Spaß. Ich will, dass er mich für geistreich und witzig hält. Ich will, dass er mich mag.
    »Exakt«, sagte er ohne einen Anflug von Ironie.
    Wenigstens habe ich mal die richtige Antwort gegeben. Ich rechne damit, dass er näher darauf eingeht, aber er lässt es bleiben.
    »Leider ist es nicht das Original. Das steht in Neapel. Aber es ist eine sehr gute Kopie, alle Details sind vorhanden und korrekt ausgeführt«, erklärt er und lässt seinen Finger langsam und nachdrücklich an Pans erigiertem Penis entlanggleiten, als wolle er prüfen, ob Staub darauf liegt. »Und sie erfüllt seinen Zweck.«
    »Und der wäre?«, frage ich.
    »Jetzt tu nicht so naiv«, meint er.
    »Tu ich nicht«, protestiere ich.
    »Darum geht es hier doch«, sagt er.
    »Darum? Um einen Ziegenmann, der eine Ziege fickt?«
    »Hier. Jetzt. Um diesen Ort.«
    »Wo du’s gerade erwähnst«, werfe ich ein. »Was soll das hier überhaupt für ein Ort sein?«
    »Das hier«, sagt er, »ist der Garten der Lüste. Die Hochzeit von Himmel und Hölle.«
    »Wovon zum Teufel redest du?«
    »Von der Juliette Society «, erwidert er.
    Ich höre den Namen und sofort erinnere ich mich daran, wo ich ihm zum ersten Mal begegnet bin. Anna hat ihm während der Party auf der Toilette erwähnt. Und ich habe gedacht, das sei bloß ein bescheuerter Name für irgendeinen elitären Swingerclub. Offensichtlich nicht.
    »Klingt nach einer Studentinnenverbindung«, sage ich.
    »Ganz kalt«, meint er. »Die Juliette Society besteht aus einer Gruppe von Menschen, die sich einer Idee verschrieben haben. Sie teilen eine Philosophie, die einzig dem Streben nach vollendetem Genuss dient. Wir haben gemeinsame Interessen und Ziele und unbegrenzte Mittel.«
    »Also ein Club für stinkreiche Leute, die gerne mal einen draufmachen«, sage ich zu ihm.
    »Es ist kein Club«, erwidert er. »Es ist eine historische Tradition, die sich bis zu den vorchristlichen Mysterienreligionen und den heidnischen Kulten zurückführen lässt, die während der Römerzeit offen praktiziert wurden.«
    Na großartig , denke ich. Jetzt hält er mir auch noch einen Geschichtsvortrag.
    »Als diese Kulte immer populärer wurden, betrachtete die römische Obrigkeit sie als zunehmende Bedrohung für ihre Macht und die öffentliche Ordnung«, erklärt er mir. »Also wurden sie unterdrückt und verboten. Ihre Anhänger wurden gefangen genommen.«
    Für mich klingen diese Mysterienkulte ein bisschen so wie die Fuck Factoryder Antike, aber ich bin mir nicht sicher, ob er das wirklich so meint.
    »Doch die römische Obrigkeit rechnete nicht damit, dass viele mächtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und führende Köpfe des Römischen Reichs heimliche Mitglieder des Kults waren«, sagt er. »Die Anhänger wurden verfolgt, eingesperrt und hingerichtet. Die meisten von uns wurden ausgelöscht, doch der Kult lebte nach dieser Säuberungsaktion wieder auf, und der Führungszirkel kam zu dem Schluss, dass der Schlüssel für sein Überleben in drei Grundsätzen besteht: die Gefahr eingrenzen, die Aktivitäten des Kults organisieren und das Risiko so gering wie möglich halten.«
    »Moment«,
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