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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition)
Autoren: Sasha Grey
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züchtigen. Ich muss an die schrecklichen Male an Annas Handgelenken denken. Jetzt wird mir klar, wie harmlos das im Vergleich doch war.
    Fünf andere nackte Frauen, zwei blond, zwei brünett und eine rothaarig, knien in einem Halbkreis am Fuß der Treppe zum Podium, dem Thron zugewandt. Sie haben die Hände im Schoß, die Köpfe demütig gebeugt und warten darauf, bis sie an die Reihe kommen.
    Die Musik ist so laut, dass ich mich selbst nicht mehr denken hören kann, so laut, dass ich das Gefühl habe, meine Identität wird langsam aber sicher durch den Klang ersetzt. Doch nichts kann mich von meinem Ziel abbringen. Ich muss Anna finden. Das sage ich mir innerlich immer und immer wieder vor wie ein Mantra.
    Langsam steige ich die Stufen hinab. Als ich mich dem Grund der Grotte nähere, bemerke ich, dass er gar nicht mit Moos bedeckt ist, sondern mit Körpern, einer sich windenden Masse aus kopulierenden Körpern, aus Haaren und Haut und Schweiß. Der Teppich aus Leibern bedeckt jeden Zentimeter des Höhlenbodens und kriecht an den Seiten sogar die Wände hoch. Sie sind so ineinander verschlungen, dass es unmöglich ist, festzustellen, wo der eine endet und der andere anfängt. Köpfe sind zwischen Beinen und Armen vergraben. Rümpfe scheinen mit zu vielen Gliedmaßen gesegnet. Beine sprießen aus Schultern, Arme verschwinden zwischen Beinen und tauchen hinter Taillen wieder auf. Hände klammern sich an Brüste. Penisse sprießen aus gebeugten Knien. Münder stehen in Ekstase offen oder sind mit dem einen oder anderen Körperteil verschmolzen. Es ist, als peitsche sie die Musik in einen sexuellen Rausch.
    Und ich dachte, ich hätte in Annas Schlepptau schon alles gesehen – auf der Sodom -Website, bei der Fuck Factory . Ich dachte wirklich, ich hätte so ungefähr alles erlebt und hielt mich schon für ziemlich abgestumpft, aber so etwas wie dies hier habe ich noch nie gesehen. Noch nicht mal im Film.
    Ich mache ganz vorsichtig einen Schritt nach vorne, betrete das Körpergewimmel, und es ist, als würde es mich irgendwie wahrnehmen und sich teilen, sich vor mir öffnen und einen Pfad bilden, auf dem ich gehen kann. Ich bewege mich durch diese Körper und fühle mich noch sehr befangen, aber gleichzeitig auch vollkommen unsichtbar, denn niemand schenkt mir auch nur die geringste Beachtung, als ginge ich durch eine überfüllte Straße in einer Großstadt, ein Mensch unter vielen, unter Hunderten und Tausenden, verloren im geschäftigen Treiben.
    Ich blicke gerade rechtzeitig zum Podium hinüber, um zu sehen, wie das blonde Mädchen aufsteht und sich zurück in den wogenden Schwarm aus menschlichen Körpern fallen lässt. Ihr ausgestreckter, fast lebloser Körper wird über dem Boden der Grotte hin und her geworfen wie ein Stagediver in der Menge. Arme tasten und greifen nach ihr und ziehen sie hinunter. Andere schieben sie wieder nach oben und immer weiter.
    Das alles erinnert an die Eröffnungsszene von The Wild Bunch , in der ein paar Kinder am Straßenrand sitzen und einer Ameisenarmee dabei zusehen, wie sie zwei Skorpione verschlingen. Sie beobachten dieses schreckliche Spektakel, dieses fast rituelle Opfer mit Freude, pieksen die Insekten mit Stöcken, um sie noch mehr zu reizen, spornen sie gewissenlos zu noch mehr Grausamkeit an.
    Erschaudernd beobachte ich, wie das blonde Mädchen hineingesogen und von der Horde verschlungen wird, wie ihr Körper in der Menge untergeht, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte. Doch kurz bevor sie ganz verschwindet, kann ich kurz ihr Gesicht sehen, lange genug, um zu erkennen, dass es sich nicht um Anna handelt.
    Ein anderes Mädchen steht auf und nimmt ihren Platz zu Füßen der verhüllten Gestalt ein. Die Peitsche saust mit erschreckender Wucht und Schnelligkeit auf den Rücken des Mädchens herab. Ihr Körper verspannt sich, als sie getroffen wird, ihre Schultern biegen sich nach hinten und ihre Wirbelsäule nach vorn. Sie wirft den Kopf in den Nacken und reißt den Mund auf wie ein Wolf, der den Mond anheult, doch ihre Schreie bleiben ungehört, denn alles geht in der Musik unter – das Knallen der Peitsche, ihr Gebrüll, die Geräusche der zappelnden, fickenden Körper um mich herum – alles verhallt, außer die Musik selbst.
    Die Körper geben mir auch weiterhin den Weg frei, und ich bin schon fast in der Mitte der Höhle angekommen. Inzwischen bin ich nah genug am Podium, um die Gesichter der Mädchen erkennen zu können. Keine von ihnen ist Anna. Das Mädchen vor
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