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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Autoren: Scott McBain
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Satans Herrschaft über die Welt ist nicht total, denn Satan war nie göttlich. Und im Garten Eden – im spirituellen Zustand – konnte Satan, als er den Menschen verführte, Gott nicht wahrnehmen. Hierin liegt unsere Erlösung.«
    Der Präfekt blickte auf. Er sah keine Sterne. Er zwinkerte mehrmals, konnte aber trotzdem nichts erkennen. Was ging hier vor? Wo war er?
    »Was den heiligen Petrus angeht, den Gründer unserer Kirche, prophezeite unser Herr:
Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Das heißt, dass Petrus und seinen Nachfolgern eine Macht verliehen wurde, die eines Tages über das Böse triumphieren würde. Wie dies geschehen wird, weiß ich nicht, aber es wird geschehen – und zwar in der Menschenzeit. Diese Macht gründet auf dem Fels des Glaubens, denn es war der Glaube, durch den Abraham seinen Segen erhielt. Nun aber muss ich euch von den Silberlingen des Judas erzählen.«
    Der Präfekt hörte kaum zu. Wieso konnte er die Sterne nicht sehen, aber den Papst – diesen Mann in Weiß, der da im Dunkeln saß? Was für ein seltsamer Zauber wirkte hier?
    »Was geschah mit den dreißig Silberlingen, mit denen Christus verraten wurde? Der Evangelist Matthäus berichtet, dass Judas, als er sah, was er getan hatte, die Tat bereute.
Er brachte den Hohenpriestern und den Ältesten die dreißig Silberstücke zurück und sagte: Ich habe gesündigt, ich habe euch einen unschuldigen Menschen ausgeliefert. Sie antworteten: Was geht uns das an? Das ist deine Sache. Da warf er die Silberstücke in den Tempel; dann ging er weg und erhängte sich. Die Hohenpriester nahmen die Silberstücke und sagten: Man darf das Geld nicht in den Tempelschatz tun; denn es klebt Blut daran. Und sie beschlossen, von dem Geld den Töpferacker zu kaufen als Begräbnisplatz für die Fremden. Deshalb heißt dieser Acker bis heute Blutacker.
Wem gehörte dieser Acker? Wer hatte das Blutgeld von den Hohenpriestern in Empfang genommen? Als Bezahlung wofür? Ich weiß es nicht, doch wurden diese Münzen bald im ganzen Römischen Reich verstreut, wobei jede von ihnen vom Bösen durchdrungen war. Der heilige Petrus wusste dies und versuchte deshalb den Rest seines Lebens, die Münzen einzusammeln. Nur gegen ihn waren sie wirkungslos. Lang und mühsam waren die Reisen des ersten Apostels, bei denen er dank einer langen Reihe von Erleuchtungen an jene Orte geführt wurde, wo die Münzen versteckt waren. Doch er vermochte seine Aufgabe nicht vollständig zu erfüllen. Kaiser Nero ließ ihn, angeregt von den Engeln der Finsternis, kreuzigen. Zur Stunde seines Todes waren acht Münzen noch unentdeckt. Die anderen wurden zusammen mit Petrus bestattet. Sie liegen, ihrer Macht beraubt, in seinem Grab unter dem Hochaltar der heiligen Peterskirche.«
    Pater Gabriele schauderte. Am liebsten hätte er sich ins Reich seiner Bücher geflüchtet. Vom Bösen wollte er lieber nichts wissen. Na ja, im akademischen Sinne schon – zwischen zwei dicke Buchdeckel gebannt, konnte man es sich vom Leibe halten.
    »Acht Münzen blieben übrig. Ich werde euch zeigen, was mit ihnen geschah.«
    Der Präfekt blickte den Papst an. Kurz darauf war er nicht mehr da. Das heißt,
er
, der Präfekt, war nicht mehr da. Wo aber befand er sich? Er besaß keinerlei Körperempfindung mehr, kein Gefühl, nicht einmal mehr menschliche Sehkraft, und doch wurde er Zeuge der Menschheitsgeschichte, ähnlich, wie er im Turm der Winde die Wandgemälde betrachtet hat. Allerdings war das hier kein Gemälde. Vor seinem inneren Auge begann sich wie in einem Traum die Schriftrolle der Geschichte zu entfalten – Vergangenheit und Gegenwart wurden eins. Gebannt nahm Pater Gabriele die Auswirkung der verbliebenen Münzen auf die Menschen wahr. Die erste Münze gelangte in die Hände des römischen Kaisers Diokletian, der die Verfolgung der frühen Kirche im Jahr 303 nach Christus einleitete und diese beinahe vernichtete. Doch sie überlebte – gerade noch –, und Diokletian wurde zum Rücktritt gezwungen und starb bald darauf eines vorzeitigen Todes. Die Christenverfolgungen ließen nach, erstarkten aber wieder während der Regierungszeit des Kaisers Julianus Apostata. Im Jahr 361 nach Christus startete er einen noch entschlosseneren Vernichtungsfeldzug gegen das Christentum, für das er bittere Verachtung empfand und das er ein »monströses Märchen« nannte. Insbesondere tat Julian alles, um das
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