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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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Verbraucher können durch das Qualitätssiegel sicher sein, ein hochwertiges Erfrischungsgetränk zu kaufen. Die Qualität von Capri-Sonne wird regelmäßig kontrolliert. Die Qualitätsanforderungen von INSTITUT FRESENIUS liegen dabei über den gesetzlichen Vorgaben.« 7
    Begriffe wie »kontrolliert«, »integrierter Vertragsanbau« oder »umweltgerecht produziert« sind nicht gesetzlich geschützt und können den Verbraucher täuschen. Ein Blick auf den »Kontrollbogen Integrierter Obstbau/Gemüsebau 2005« 8 der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen verdeutlicht, welche im Vergleich zu ökologischem Obstbau minimalen Anforderungen hierfür erfüllt sein müssen. Unter anderem ist dort anzukreuzen:
Dosiereinrichtungen für Pflanzenschutzmittel und Schutzkleidung vorhanden,
ordnungsgemäße Lagerung der Pflanzenschutzmittel,
vorhandener Pflanzenschutz-Sachkundenachweis der Anwender,
bedarfsgerechte Stickstoffdüngung,
Bodenuntersuchung auf ph-Wert, Phosphat, Kali, Magnesium,
vollständige Aufzeichnungen aller durchgeführten Pflanzenschutzmaßnahmen,
Teilnahme an zwei Fortbildungsveranstaltungen,
Bezug mindestens einer Fachzeitschrift …
    Um den Pflanzenschutz zu optimieren, muss der Obstbauer von den nachfolgend aufgeführten Punkten nur drei je Anbaubereich nachweisen, zum Beispiel beim Beerenobst: 9
    Solche Forderungen sind ein Anfang, gehen aber nicht weit genug – noch dazu, wenn nur wenige und nicht alle erfüllt sein müssen. Es handelt sich um eine in Maßen verbesserte konventionelle Form der Landwirtschaft und ist damit keineswegs »besonders umweltschonend |305| und nachhaltig«, wie der Hersteller von Capri-Sonne, die Deutschen SiSi-Werke, verspricht. Capri-Sonne ist ein überaus erfolgreiches Produkt, wird in 18 Ländern der Erde produziert, hat 1992 die Marktführerschaft in Europa erreicht und war unter den alkoholfreien Erfrischungsgetränken 1994 die Nummer eins in den USA. Dass das renommierte Institut Fresenius einmal pro Jahr »die Einhaltung des Anbaus« kontrolliert, sagt nichts über die Art der Kontrolle aus, denn das Institut hat sich auf produktanalytische Untersuchungen spezialisiert, ist aber keine staatlich anerkannte Institution zur Beurteilung spezieller Anbaumethoden. Zudem lässt sich über den ernährungsphysiologischen Wert des Softdrinks streiten. Ein Trinkpäckchen Capri-Sonne Safari Fruits (200 Milliliter) enthält acht Stück Würfelzucker 11 und lediglich 12 Prozent Fruchtsaft, der Rest ist mit Aromen und Vitaminen aufgepepptes Wasser.
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    Anforderungen
Kommentar
1. Verwendung krankheitstoleranter bzw. resistenter Sorten.
Schon weil der Obstbauer aus Kostengründen bestrebt ist, so wenig Spritzmittel wie möglich einzusetzen, wählt er seit eh und je möglichst robuste Sorten.
2. Mechanische oder thermische Unkrautbekämpfung, Einsatz von Mulchmaterial (Stroh, Folien, Rinde).
Mulchen ist mit Mehrkosten verbunden und kam daher in der Vergangenheit kaum zum Einsatz.
3. Untersuchung auf bodenbürtige Krankheitserreger (Nematoden, Verticillum …) vor Neuanpflanzung.
sinnvolle Maßnahme zur Eigenkontrolle
4. Wechsel der Anbaufläche.
Eine selbstverständliche Bewirtschaftungsmethode, um Krankheitserreger, die sich an Pflanzenmaterial über lange Zeiträume halten können, sowie »Bodenmüdigkeit« zu bekämpfen.
5. Vermeiden von staunassen Standorten.
Eigentlich selbstverständlich, um Schäden an Pflanzen von vornherein zu verhindern und Ernteverluste zu umgehen.
6. Verjüngen mehrjähriger starker Bestände.
wie 5.
7. Tropfbewässerung.
effektive Maßnahme zur Wasserersparnis
8. Förderung von Nützlingen durch Hecken, Steinhaufen oder Sitzstangen.
Flurbereinigung und übertriebenes Ordnungsempfinden haben natürliche Lebensräume zerstört. Hilft, Pflanzenschutzmittel und Arbeitskraft zu sparen.
9. Einsatz von Überwachungsgeräten, z. B. Weißtafeln, Lupe u. a.
Für den Profi eigentlich selbstverständlich, um eine Übersicht über Schädlinge zu erhalten.
    Tabelle 34: Anforderungen für »integrierten Obstbau«
    Quelle: Spalte 1: Landwirtschaftskammer NRW 10 , Spalte 2: Marita Vollborn/Vlad Georgescu

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|305| Über die Macht der Verbraucher
    Ein Lebensmittel ist weit mehr als ein Konglomerat aus Kohlenhydraten, Eiweißen oder Fetten. Sich für oder gegen ein bestimmtes Produkt zu entscheiden, bedeutet auch, es in seiner Gesamtheit zu akzeptieren oder abzulehnen: die Bedingungen, unter denen seine Rohstoffe produziert wurden, die Verpackung, in
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