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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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Zwischenhändlern, die die Erzeugnisse abnehmen und ihnen dafür geringe Erlöse zahlen, abhängig. Fairer Handel will das ändern. Produkte werden direkt bei Genossenschaften und Geschäften, die von Bauern und Handwerkern selbst verwaltet werden, gekauft, auch werden höhere Preise als die üblichen, über deren Verwendung die Produzenten selbst entscheiden können, gezahlt. In der Regel verwenden die Bauern das Geld für die Ausbildung ihrer Kinder, für die Verbesserung der Produktionsmethoden oder die Umstellung auf ökologischen Anbau. 12 Der Anteil an Bioprodukten an den fair gehandelten Waren beträgt mittlerweile 65 Prozent.
    Seit 2002 kennzeichnet ein europaweit einheitliches Siegel Fair-Trade-Produkte. |308| Der Markt dafür wächst zwar langsam, aber stetig. Einer Emnid-Umfrage zufolge kaufen 5,4 Prozent der befragten Deutschen TransFair-Erzeugnisse; mehr als ein Drittel der Bevölkerung hält das Konzept für unterstützenswert. In rund 24 000 Supermärkten und Lebensmittelabteilungen der Warenhäuser sind unter anderem Bananen, Kakao, Tee, Honig, Wein, Reis oder Orangensaft zu finden, die großen Handelsunternehmen wie Metro (mit real, extra, Kaufhof), Rewe (mit Globus, HL, Minimal, Stüssgen, Toom), Edeka, Spar, Karstadt, tegut, Famila und Kaiser’s Tengelmann gehören dazu. Immerhin jedes hundertste Kaffeepaket, das heute in Deutschland verkauft wird, trägt das FairTrade-Logo. Das ethische Engagement kommt auch in größeren Gemeinschaften an: Mittlerweile schenken auch Kantinen, Hotels, Behörden und Firmen die faire Bohne aus.
Bio auf dem Vormarsch
    Einst als Hirngespinst radikaler Ökos abgetan, avancierte das professionelle Geschäft mit Bioware zum attraktiven Marktsegment. Noch 2001 musste der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) enttäuscht feststellen, dass von der Agrarwende trotz EU-Bioverordnung nichts zu spüren war: Konventionelle Supermärkte listeten gerade einmal 1 bis 2 Prozent Bioware oder, in Zahlen ausgedrückt, 200 von 20 000 Artikeln waren Ökoprodukte. Die vom BUND in Auftrag gegebene Analyse stützte sich auf Fragebögen, die an 23 Handelsunternehmen geschickt wurden. Geantwortet hatten nur elf, darunter Metro, Rewe, Edeka und Karstadt. Bei Aldi, Plus oder Lidl war die Anfrage gleich im Papierkorb gelandet.
    Das Desinteresse von gestern ist einer Beachtung gewichen, die wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte. Obwohl auch solche Handelsketten, die nachweislich Ökoprodukte und FAIR gehandelte Ware führen, auch 2005 nicht auf eine Anfrage geantwortet hatten – diesmal vom Öko Institut e.V. gestellt – hat Bio mittlerweile einen festen Platz im Sortiment erobert. Dieser Untersuchung zufolge führen Globus, Kaufmarkt, SB-Warenhaus, Maxus und tegut in |309| allen Sortimentsbereichen neben konventionellen Waren auch Bioprodukte. In vielen Sortimentsbereichen trifft das unter anderem bei Extra, Famila (Nordwest), Kaiser’s Tengelmann, Real, Minimal, Rewe, Toom und Markant (Nordwest) zu. Biowaren sind salon- und damit massentauglich geworden.
    Seit etwa zwei Jahren bewegt sich die Branche aus der Nische heraus. Schon auf der Grünen Woche in Berlin vor zwei Jahren zählten Biolebensmittel zu den Top-Ten-Themen. Viele wollen nachziehen. So bieten neuerdings auch der zu Edeka gehörende Discounter Netto Schels (»Bio bewusst genießen«) und Norma (»Bio-Sonne«) Waren aus der ökologischen Landwirtschaft an, Edeka selbst will seinen Bio-Bereich weiter ausbauen und bei Plus ging in einigen Filialen wegen der starken Nachfrage zeitweise sogar das BioBio-Hackfleisch aus. Die Macht der Verbraucher setzte zudem eine Art Kettenreaktion in Gang, wie die Lebensmittel Zeitung bemerkt: »Die zunehmende Beachtung von Bioprodukten im Discount bringt nach Meinung von Branchenkennern auch die Vollsortimenter unter Zugzwang.« 13
    Dem Boom vorausgegangen waren harte Akzeptanzkämpfe um die grüne Gentechnik, einige Lebensmittelskandale und ein daraus folgender Vertrauensverlust in die bestehenden Kontrollsysteme. Die Enthaltung vieler Käufer traf die Unternehmen dort, wo sie es am meisten spürten, nämlich beim Umsatz. Dabei lässt sich mit Bio gutes Geld verdienen; außerdem frischt die grüne Welle das eigene Image auf. Die weit verbreitete Meinung »Wer billig kaufen will, geht zu Lidl, wer gesundes Essen will, kauft woanders« 14 ist damit passé. Seine Reihe »Bioness« umfasst derzeit 40 Produkte (Stand: April 2006); seit Juni 2006 werden auch FAIR gehandelte
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