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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben
Autoren: Stefan Wolf
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Herz
geschlossen.
     
     
     

17.
Wer hat den Jaguar gestohlen?
     
    Frau Sauerlich aß mit gutem Appetit.
Nur Tarzan fiel auf, daß sie das Besteck recht geziert hielt, indem sie nämlich
den kleinen Finger abspreizte. Die Kinder kämpften mit ihrem Menü. Herr
Sauerlich fand zwischen zwei Bissen jedesmal Zeit für eine längere Rede. PP
nickte dazu — immer wieder. Und mußte höllisch auf seinen Bart achten.
    „Zu schade!“ sagte Herr
Sauerlich, „daß wir für Golden Girl keine Karten gekriegt haben. Es soll
ein entzückendes Musical sein. Das spritzigste der Saison. Morgen abend ist im
Stadttheater Premiere. Und wir sind nicht dabei. Wirklich zu schade, meine
Liebe.“ Die letzten Worte galten seiner Frau.
    „Du hast dich zu spät bemüht“,
sagte sie.
    Tarzan schien es, als wollte PP
in diesem Moment etwas sagen. Aber dann klappte der Kunstmaler seinen Mund
unter dem Bartgestrüpp wieder zu und beugte sich über den Teller.
    „Möchtest du noch etwas,
Willi?“ Frau Sauerlich sah ihren Sohn erwartungsvoll an.
    Doch Klößchen lehnte ab.
„Danke, Mutter. Ich darf mir den Bauch nicht so vollhauen. Bin im Training.“
    „Darf ich Ihnen noch einschenken,
Herr Pauling?“ fragte Herr Sauerlich und griff nach der Weinkaraffe. Er und der
Kunstmaler tranken Weißwein.
    PP nickte mal wieder und sagte:
„Aber nur ein winziges Schlückchen.“ Dabei trank er gleich ein ganzes Glas.
    Dann sprachen beide von den
Gemälden, die Herr Sauerlich gestern gekauft hatte, wie Tarzan heraushörte.
Wohl nicht, weil er Kunstkenner oder Kunstliebhaber war, sondern als
wertbeständige Geldanlage. Da bei einem der Gemälde zweifelhaft war, ob es sich
um einen echten Meister oder um eine Fälschung handelte, sollte PP eine
Expertise — also ein fachmännisches Gutachten — erstellen. Natürlich kam bei
der Gelegenheit die Rede auf die Bilderdiebe und deren jüngsten Coup. Nur vier
Häuser entfernt hatte sich das abgespielt — wie Tarzan sehr wohl wußte. Aber
Herrn Sauerlich, der schon das fünfte Glas Wein getrunken hatte, schien das
nicht zu stören.

    „Dennoch“, sagte PP mit seiner
Wiener-Sängerknaben-Stimme, „würde ich vorsichtig sein, verehrter Herr
Sauerlich. Ich habe schon ein ganz schlechtes Gewissen, daß ich unter meinen Freunden
von Ihrem Ankauf erzählte. Wie leicht spricht sich sowas rum. Immer weiter und
immer weiter. Und am Ende erfahren diese Verbrecher davon. Andererseits, meine
ich, sollte die Öffentlichkeit erfahren, daß wahre Kunstbesessene wie Sie keine
Kosten scheuen, um solche Kulturwerte zu erstehen.“
    Sauerlich lächelte
geschmeichelt und schenkte sein Glas wieder voll. „Sie auch noch?“
    „Gern. Aber nur ein winziges
Schlückchen.“
    Sie prosteten sich zu.
    „Natürlich gäbe es eine absolut
sichere Methode“, fistelte PP, „um Ihre Kunstwerke vor jedem Zugriff zu
schützen?“
    „Tatsächlich?“ sagte Herr
Sauerlich und hielt sein Glas gegen das Kerzenlicht.
    „Ich könnte“, nickte PP,
„überall verbreiten, daß es sich bei all Ihren Bildern um wertlose Fälschungen
handelt und...“
    „Auf gar keinen Fall!“ rief
Sauerlich. „Aber nein! Wie stünde ich denn da! Als Dummkopf! Als Kunstbanause!
Als einer, der sich für viel Geld übers Ohr hauen läßt. Nein, nein! Erzählen
Sie nur die Wahrheit. Die Leute sollen wissen, daß ich mein Leben nicht nur der
Schokolade weihe.“
    Hoffentlich bereut er das
nicht, dachte Tarzan.
    Jetzt wurde der Nachtisch
serviert: Rumfrüchte mit Eis.
    Endlich mal ein Lichtblick,
dachten Gaby, Karl, Klößchen und Tarzan. Sie langten zu. Aber erstaunlicherweise
war es wieder Klößchen, der sich zurückhielt.
    Als Frau Sauerlich endlich die
Tafel aufhob, sagte Klößchen: „Wir gehen jetzt auf mein Zimmer, Mutter, und
hören Schallplatten. Es ist ja noch viel Zeit.“
    Rasch tauschte er dann einen
Blick mit seinem Vater. Und der nickte ganz leicht.
    Die vier stiegen die Treppe
hoch.
    „Du hast sehr nette Eltern“,
sagte Karl. „Aber überfressen habe ich mich nicht. Kann man eigentlich vom
Sauerampfer leben?“
    Klößchen lachte. „Nur wenn ein
gebratenes Spanferkel dazukommt.“
    Sie waren jetzt im Obergeschoß
und gingen den Flur entlang.
    Verstört bewegte Tarzan die
Nasenflügel.
    Mein Gott! dachte er. Jetzt
habe ich Halluzinationen. Ich spinne. Bei dem Wort ,Spanferkel’ ist es über
mich gekommen. Ich rieche gebratenes Fleisch. Leckeres, gebratenes Fleisch! Wie
furchtbar!
    Klößchen stieß die Tür zu
seinem Zimmer auf.
    „So,
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