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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir
Autoren: Nancy Atherton
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Christophers »schändliche Sehnsüchte« zu sprechen. Er hatte ein Kind mit der Frau eines anderen gezeugt – noch dazu ein Kind, das zu einem Mann geworden war, den sie kannten und schätzten.
    Sie glaubten, es würde Kit schmerzen, die Wahrheit über seine Eltern zu erfahren, sie konnten nicht wissen, dass die Wahrheit ihn von einer Last befreien würde.
    Kit erhob sich abrupt. »Ich muss gehen.«
    »So bleib doch noch, mein Junge«, sagte Leo.
    »Nein, ich muss gehen«, wiederholte Kit. Er nahm seinen Rucksack vom Boden und verließ die Stube.
    »Ich wusste, dass es ein Schock für ihn sein würde«, sagte Charlotte besorgt.
    »Vielleicht der beste Schock, unter dem er je stehen wird«, sagte ich und stand ebenfalls auf. »Danke für Ihre Gastfreundschaft, Rory, ich besuche Sie bald mal wieder.«
    »Und wer räumt hier auf?«, fragte Rory und deutete auf den Beistelltisch.
    »Ich kann leider nicht«, sagte ich und schnappte mir meinen Rucksack, um Kit hinterherzueilen.
    Ich blieb ihm die ganze Zeit auf den Fersen. Als wir Anscombe Manor erreichten, warf er seinen Rucksack achtlos auf das Kopfsteinpflaster, schwang sich über den Zaun des Dressurvierecks und ging auf Nell zu, die wieder im Sattel ihres Pferdes saß, während sie einige Reitschüler in Dressur unterrichtete.
    Er nahm ihr die Zügel aus der Hand, hob sie aus dem Sattel und stellte sie sachte auf den Boden. Dann löste er ihren Helm vom Kopf, legte ihn hinter sich auf den Boden und strich ihr die goldenen Locken aus der Stirn. Er fuhr mit den Fingern über ihr Gesicht, erkundete ihre Stirn, ihre Wangen, ihren Kiefer und ihren Nacken wie ein Blinder, der ein Gesicht lesen will. Dann zog er sie an sich, legte die Arme um sie und neigte den Kopf, bis sich ihre Lippen trafen.
    Feuerwerksraketen explodierten, die Erde bebte, Rosenblüten schwebten durch die Luft. Die Massen jubelten, Bauern tanzten, und in der Ferne ertönten Kanonenböller. Kirchenglocken läuteten, Engel sangen, und ein herzförmiger Schwarm schneeweißer Tauben glitt über einem schimmernden Regenbogen daher und schwebte in den blauen Himmel hinein. Und er küsste sie noch immer.
    Ich weiß, dass ich die Einzige war, die sah und hörte, wie sich die Welt freute, aber das spielte keine Rolle. Manchmal ist es schön, eine lebhafte Fantasie zu haben.

Epilog
    DIE HOCHZEIT FAND zwei Wochen vor Weihnachten statt. St George’s war mit Weihnachtssternen geschmückt, mit weißen Rosen und Bögen aus immergrünen Zweigen und wurde auf romantische Art von Wachskerzen erhellt. Einige Reihen waren leer geblieben, aber die anwesenden Hochzeitsgäste lächelten umso mehr und begrüßten das glückliche Paar mit großer Wärme. Sie hatten siebenunddreißig Jahre gebraucht, um endlich gemeinsam diesen Weg durch den Mittelgang zurückzulegen, aber letzten Endes waren sie angekommen, und die lange Reise machte die Ankunft umso süßer. Charlotte und Leo waren das strahlendste Brautpaar, das ich je gesehen hatte.
    Bei der anschließenden Feier überredete mich Leo unter Einsatz seines gesamten in Down Under erworbenen Charmes dazu, endlich ein Marmeladenplätzchen zu probieren. Es schmeckte derart köstlich, dass ich Leo dafür mit einem klebrigen Kuss auf die faltige Wange belohnte und in die Küche rannte, um mir von Henrietta das Rezept geben zu lassen.
    Leo brauchte weniger als sechs Monate, um Aldercot Hall wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen, und auch wenn Charlotte ihm verbot, für einige allzu extravagante Projekte Geld auszugeben, gestattete sie ihm doch, die Gärten neu anlegen zu lassen und den Pferdestall und die Reitwege wiederzubeleben, die Aldercot mit Anscombe verbanden.
    Unter Kits Aufsicht reiten Will und Rob auf diesen Wegen so oft es geht. Einem Vampir sind sie nicht mehr begegnet, aber sie hoffen noch immer auf die Elefantenherde.
    Haus und Garten werden noch immer von professionellen Putzkräften und Gärtnern gepflegt, aber Leo und Charlotte lassen sie nicht mehr aus London kommen, sondern aus Upper Deeping, und sie bevorzugen die örtlichen Geschäfte. Seit die Sutherlands den Dorfbewohnern in den Tälern die Hand der Freundschaft – und ihre beträchtliche Kaufkraft – dargeboten haben, halten die Einwohner von Finch Aldercot nicht länger für die dunkle Seite des Mondes.
    Leo stellte drei Hausmädchen ein, um seinen kühnsten Plan in die Tat umzusetzen. Es geht neuerdings erheblich lauter auf Aldercots Fluren zu, seit Henriettas Kochkurse, Mr Bellamys Butlerseminare
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