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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir
Autoren: Nancy Atherton
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Fußende des Bettes und lächelte Kit und mir zu.
    »Ich habe heute Morgen gesehen, wie Sie Aldercot Hall verließen«, begann sie, »und nach einem Gespräch mit Mrs Harcourt wusste ich, dass Sie auf dem Weg hierher waren, zu Rorys Cottage. Ich folgte Ihnen, weil ich mich für meinen unangemessenen Ausbruch am gestrigen Tag entschuldigen wollte, aber als ich auf die Haustür zuging, hörte ich durch das offene Fenster einige Sätze, die mich auf der Stelle festnagelten.«
    Sie senkte den Kopf, und eine leichte Röte bedeckte ihre Wangen.
    »Es ist nicht meine Art, anderer Leute Gespräche zu belauschen«, sagte sie. »Aber ich konnte mich nicht von der Stelle rühren, konnte nicht sprechen. Ich musste der Geschichte zuhören, die durch das Fenster nach draußen drang.« Sie hob den Kopf und sah den Wildhüter ungläubig an. »Rory, du alter Narr, warum hast du mir nicht schon vor langer Zeit die Wahrheit gesagt?«
    »Ich dachte, es würde nichts Gutes dabei rauskommen«, sagte er. »Sie hätten nur noch schlechter von Ihren Eltern gedacht, wenn Sie erfahren hätten, wie Sie getäuscht wurden, und Leo wäre davon auch nicht wiedergekommen. Also dachte ich, schlafende Hunde …« Er brach ab, weil jemand an die Tür geklopft hatte.
    Kit und ich sahen uns verblüfft an.
    »Henrietta?«, vermutete ich. »Mit Wachteleiern und Ente in Aspik.«
    »Diesmal mache ich auf«, sagte Kit und ging zur Tür.
    Ich hörte nur Stimmengemurmel auf dem Flur, aber Charlotte schien bessere Ohren zu haben, denn sie legte die Hände auf die Bettkante, öffnete leicht den Mund und schien von einem inneren Licht durchdrungen, während sie zur Zimmertür blickte. Als die Tür aufging, holte sie zitternd Luft.
    »Leo«, sagte sie.
    Ich wandte mich um. Leos Gesichtsausdruck war perplex, als schien er sich nicht sicher, wie er empfangen werden würde.
    »Oh Leo.« Charlotte eilte durch das Zimmer zu ihm und legte den Kopf an seine Brust.
    Leo umarmte sie, schloss die Augen und legte seine wettergegerbte Wange an ihr weißes Haar. Er drückte sie an sich und atmete ihren Duft ein, und sie stöhnte leise auf, als hätte sie das Ende einer langen Reise erreicht. In einem langen Augenblick wurde die Vergangenheit Gegenwart, und die Jahre dazwischen schmolzen dahin, als hätte es sie nie gegeben. Die Jahrzehnte, die Leo und Charlotte verloren hatten, bedeuteten nichts mehr; wahre Liebe existiert außerhalb der Zeit.
    Kit stand hinter ihnen und strahlte wie der Pfarrer bei der Hochzeit.
    »Kit«, sagte ich leise und winkte ihm zu. »Vielleicht sollten wir lieber gehen.«
    »Also, ich gehe nirgendwo hin«, brummte Rory. »Das ist mein Haus. Wenn die beiden turteln wollen, können sie das woanders tun.«
    Charlotte und Leo ließen einander los, und Leo drohte dem Wildhüter mit der Faust.
    »Du bewegst dich auf dünnem Eis, Kumpel«, sagte er. »An deiner Stelle würd’ ich’s nicht zu weit treiben.«
    »Niemand soll gehen«, sagte Charlotte. »Leo, magst du vielleicht eine Tasse Tee?«
    »Aber gerne«, sagte Leo.
    Kurze Zeit später saßen wir im Halbkreis um Rorys Bett. Kit hatte seinen Onkel bereits im Flur auf den neuesten Stand gebracht, und Leo erklärte nun seinerseits, warum er zum Cottage des Wildhüters gekommen war.
    »Es war die Art und Weise, wie Kit mich gestern Abend angesehen hat, nachdem ich den beiden von dem Schuss erzählt hatte«, begann er. »Er hat mich angesehen, als sei er sich sicher, dass ich niemals einen Menschen hätte töten können, trotz meiner Vergangenheit, nicht mal sturzbetrunken. Und das sagte er mir auch. Seine Worte brachten mich ins Grübeln, und deshalb beschloss ich, Rory aufzusuchen und ein bisschen über die alten Zeiten zu plaudern.«
    »Es tut mir leid, was ich getan habe, Miss Charlotte.« Rory starrte auf seine fingerlosen Handschuhe. »Und bei Ihnen möchte ich mich auch entschuldigen, Leo.«
    »Schon gut.« Charlotte beugte sich vor und strich dem alten Mann über die Stirn. »Das ist alles sehr lange her.«
    »Und schließlich haben Sie Maurice davon abgehalten, mir eine Kugel in den Kopf zu schießen«, sagte Leo. »Deshalb kann ich Ihnen den Rest gut verzeihen.«
    Charlotte setzte sich lachend auf ihren Stuhl. »Und ich habe jedes Jahr einen Pilgergang nach Anscombe Manor gemacht und deinen Namen verflucht, Leo«, sagte sie. »Ich hätte wissen müssen, dass dieses Jahr die letzte war.«
    »Warum, Liebste?«, fragte Leo.
    »Ich habe mir auf dem Rückweg den Umhang zerrissen«, sagte sie und
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