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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger
Autoren: Johanna Marthens
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unglaublich!«
    »Du bist zu jung, Moona«, versuchte er, seine Entscheidung zu erklären. »Sie würde sich nie etwas von dir sagen lassen. Außerdem weiß sie, was sie tut. Du versuchst es nur. Ich erinnere dich an den Schokoriegel und den Jungen, du weißt schon. Ich versuche nur, Schadensbegrenzung zu betreiben.«
    Ich hätte kotzen können. »Das ist das dämlichste, was ich je gehört habe.«
    »Aber es wird so gemacht. Punkt. Es ist meine Tankstelle, hier bestimme ich.« Ich hatte ihn noch nie so entschlossen erlebt und keine Ahnung, was in ihn gefahren war. Er lehnte sich im Stuhl zurück und verzog plötzlich das Gesicht. Mit einer Hand hielt er sich den Magen. Und da hörte ich es. Es war ein lautes Ächzen und klang, als würde es aus seinen Eingeweiden kommen.
    »Was war das denn? Plagt dich etwa dein schlechtes Gewissen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Hunger. Ich habe heute noch nichts zu mir genommen. Gestern auch nicht. Und ich weiß nicht, wie lange ich das durchhalte. Aber ich kann es nicht riskieren, jetzt aufzufallen und einen Spender zu finden, solange die Spione im Ort sind. Ich muss unbedingt herauskriegen, wer der andere ist und beide ausschalten.« Ein weiteres lautes Ächzen ertönte aus seinen Innereien.
    »Igitt«, sagte ich nur. »Das ist dein Problem. Wenn ich noch deine Angestellte Nummer Eins wäre, würde ich dir helfen und eine Blutkonserve aus dem Krankenhaus besorgen. Aber das kann ja nun die Neue machen.« Ich wollte gehen, doch er hielt mich mit scharfer Stimme zurück. »Sie darf nicht wissen, was ich bin, auf keinen Fall. Also, pass auf, was du in ihrer Gegenwart sagst.« Bevor ich etwas erwidern konnte, das sicherlich nicht nett gewesen wäre, fügte er bittend hinzu: »Ehrlich, könntest du mir wirklich etwas Blut besorgen, Moona?«
    »Natürlich. Aber es hat seinen Preis. Ich bleibe deine erste Angestellte. Wenn ich ihre Chefin werde, bekommst du jeden Tag eine Blutkonserve. Willst du zwei pro Tag, habe ich zusätzlich eine Kündigungsfrist von sechs Monaten.«
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich das mit den Blutkonserven hinbekommen sollte, aber ich wollte meinen Job zurückhaben.
    Er kniff die Augen zusammen. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so eine knallharte Verhandlungspartnerin bist. Und dass du meinen geschwächten Zustand so gnadenlos ausnutzen würdest. Hast du auch Dessous im Schrank?«
    Ich runzelte die Stirn. »Nicht für dich, Leif. Sind wir im Geschäft?«
    Er verzog den Mund. »Du teilst dir die Aufgaben mit ihr. Niemand ist dem anderen übergeordnet, so könnten wir das machen. Jeden Tag, den ich satt bin, kannst du bleiben.«
    »Gut. Die Abmachung gilt. Ich fahr sofort los.« Mit diesen Worten verließ ich den Raum.
    Ich hatte mich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Die Chance, an Blutkonserven zu gelangen, war gleich Null. Als ich im Krankenhaus in Gallburg ankam, gab es für mich nur zwei Möglichkeiten, dort hineinzukommen: als Besucher – und dann führte mich der Weg schnurstracks zu den Krankenzimmern. Und als Kranke durch die Notaufnahme. Doch dann ging es in den meisten Fällen direkt in den OP.
    Ich beschloss, mich als Besucher zu tarnen und dann unauffällig eine kleine Pirsch durch das Gebäude zu unternehmen, um zu finden, weswegen ich gekommen war. Dabei hatte ich nicht mal die leiseste Ahnung, wo das Blut gelagert wurde. Gab es so etwas wie einen Vorratsraum dafür?
    Ich kaufte einen Strauß Blumen, um als Besucherin authentischer zu wirken, und ging hinein. Als ich den typischen Geruch des Desinfektionsmittels wahrnahm, musste ich sofort an meinen Unfall denken. Er war noch gar nicht so lange her, doch ich hatte das Gefühl, dass seitdem unheimlich viel passiert war. Wir hatten einen Mörder zur Strecke gebracht und zwei Dorfbewohner zu Grabe getragen. Doch waren die verstörenden Ereignisse damit noch nicht vorüber, denn die Vampirjäger hatten zwei Spione nach Mullendorf geschickt. Und offenbar vermuteten sie auch in Gallburg Vampire, denn zwei Männer bewachten die Tür zum Glück, die ich nach einer Viertelstunde wandern durch Krankenhausflure endlich gefunden hatte. »Abteilung Transfusionsmedizin« stand darüber, und zwei Krankenhausangestellte saßen gelangweilt davor. Ich kannte den einen, er hatte mich nach meinem Unfall im Notarztwagen betreut. Der andere war ein älterer Typ, der permanent eine Melodie vor sich hin summte. Sie saßen gelangweilt da, als ich herankam, und der jüngere lächelte mich sogar an. Ich stellte mich dumm und
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