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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger
Autoren: Johanna Marthens
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Das war mir vorher gar nicht großartig aufgefallen, erst jetzt, als ich seine Bemühungen mit denen von Robert verglich. Es lagen Welten dazwischen. Auch aus diesem Grund hoffte ich, dass Robert Mullendorf nicht so schnell würde verlassen müssen. Auf einmal zuckte ein verrückter Gedanke durch mein Hirn. Was wäre, wenn er mich mitnehmen würde? Ich musste mir sowieso langsam überlegen, was ich mit meinem Leben anstellte. Möglicherweise wurde ich eines Tages Angestellte des Jahres in Leifs Tankstelle, aber eine bessere Karriere war in Mullendorf für mich kaum möglich. Also konnte ich doch gleich an Roberts Seite durch die Lande reisen. Moona, die Vampirbraut. Ich kicherte bei dem Gedanken und war mir nicht sicher, ob ich solch ein Leben wirklich führen wollte. Immer auf der Flucht vor gefährlichen Mördern. Und vor dem Staat, der dann wahrscheinlich auch keine Rücksicht auf mich nehmen würde, wenn es hart auf hart kam und ich im Wege stand. Doch ich hätte Robert bei mir.
    Ich strich zärtlich über sein Haar. Er zuckte leicht bei der Berührung. Und noch bevor ich meine Hand zurückziehen konnte, schnellte sein Arm hoch. Seine kühlen Finger umklammerten meine Hand und hielten sie mit eisernem Griff fest umfangen. Es tat weh.
    »Aua«, rief ich leise aus und versuchte, die Hand zu lösen. Robert öffnete ein Auge und sah mich an. Doch ich hatte das Gefühl, dass er mich gar nicht wahrnahm. Sein Griff lockerte sich nicht.
    »Robert, du tust mir weh«, sagte ich nun lauter.
    Das andere Auge öffnete sich, und auf einmal erkannte er mich.
    Er ließ mich sofort los und entschuldigte sich. »Es tut mir leid, mein Liebes. Ich wollte dir nicht wehtun. Das war nur ein alter Reflex.«
    Ich rieb mein Handgelenk, dann beugte ich mich zu ihm und küsste seine kalte Nasenspitze. Er nahm mich zärtlich in die Arme und lächelte mich an. Und das war das Schönste, was ich für eine lange Zeit erleben sollte.
    ***
     
    Der Ärger begann, als ich zu Leif in die Tankstelle kam, um meinen Dienst anzutreten. Denn mein Job war besetzt. Karen, so hieß die Braut, die in der vergangenen Nacht eingetroffen war, hatte sich von meinem Chef dazu überreden zu lassen, für ein Weilchen bei ihm in Mullendorf zu bleiben. Und damit sie sich das leisten konnte, hatte er ihr meinen Job gegeben. Das jedenfalls war ihre Version der Geschichte, die sie mir erzählte, als ich perplex im Laden stand und sie fragte, was sie hier zu suchen hatte.
Wütend rannte ich in Leifs Büro, um seine Version zu hören.
    »Moona, was regst du dich denn so auf«, erwiderte er kühl auf meinen ersten Ausbruch, während er die Buchhaltung prüfte. »Du bist doch ohnehin überqualifiziert für den Job. Willst du nicht lieber was Richtiges lernen und etwas aus deinem Leben machen?«
    »Das ist aber meine Entscheidung, was ich aus meinem Leben mache. Wenn du mir schon kündigen willst, wäre es nett, mir ein paar Wochen oder Monate Bedenkzeit zu geben, wie das so in der zivilisierten Welt der Fall ist, und mich nicht einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen.«
    »Wie viel Bedenkzeit brauchst du denn? Reicht bis heute Abend?«
    »Nein, ich will drei Monate Kündigungsfrist, wie es üblich ist.« Ich kochte innerlich. »Habe ich etwas falsch gemacht? Und wieso ist sie nicht überqualifiziert? Kann sie das überhaupt? Was hat sie vorher gemacht?«
    »Sie führte einen Dessousladen, den sie aufgeben musste. Nun ist sie auf der Suche nach einer neuen Heimat. Und einer neuen Aufgabe. Ich kann ihr beides bieten.« Er blickte auf und klappte das Buch zu. Dann sah er mir endlich direkt in die Augen. »Es tut mir leid, Moona. Du hast nichts falsch gemacht. Aber sie hat noch eine Menge Dessous im Koffer. – Du verstehst, was ich damit meine? –  Und zwei Angestellte kann ich mir auf Dauer nicht leisten. Selbst wenn ihr zusammenarbeiten würdet, würde sie die Tankstelle leiten, damit ich mich zurückziehen und meinen anderen Unternehmungen nachgehen kann. Sie würde dir sagen, was du tun sollst.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. Er sagte das so kalt, als wäre ich ein Wurm in einer Ravioli-Packung.
    »Das ist echt mies, Leif«, sprudelte es aus mir heraus. »Ich dachte, nach allem, was wir gemeinsam erlebt haben, wären wir Freunde. Doch nun erlaubst du dir so eine Gemeinheit. Und um den Braten ganz fett zu machen, erhebst du sie auch noch zu meiner Chefin, obwohl sie gerade erst gekommen ist, während ich den Laden in- und auswendig kenne. Das ist
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