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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zu einer obszönen Trophäe ausstopfen kann! «) Erst dann hatte er gemerkt, daß sie beide verwundet waren. Riannas Wunde war wieder aufgebr o chen, und Arataks Bein war so sehr verdreht, daß er sich schwer auf seine Keule stützen mußte. Benommen und ap a thisch wanderte Dane mit ihnen auf die neutrale Zone zu. Er hörte Rianna etwas über Schlachtmüdigkeit sagen und wu ß te mit einem Bruchteil seiner selbst, daß sie recht hatte, hörte Aratak sagen, daß die Finsternis nun nicht mehr fern sein konnte (aber wann immer sie kam, es würde zu spät sein). Aber er war benommen von dem dumpfen, alptraumhaften Wissen von Dalliths Tod, und nichts anderes zählte mehr.
    Ihr Haarschopf steckt noch in meiner Tunika, dachte er. In einer Welle des Schmerzes griff er danach und merkte erst jetzt, daß er aus einer Wunde am Unterarm und aus e i ner weiteren leichten Wunde an der Kopfhaut blutete.
    Er ging wie in einem dunklen Traum, bis Rianna mit e i nem leisen Stöhnen zusammenbrach. Das verwundete Bein lag verdreht unter ihr, und Dane zwang sich dazu, sich um sie zu kümmern, hob sie wieder auf, riß einen Streifen Stoff von seiner eigenen Tunika und verband die Wunde mit der Effizienz eines Roboters. Er ließ sie sich an seine Schulter lehnen; er hätte sie aufgehoben und getragen, wenn sie nicht protestiert hätte. Dane selbst wäre am liebsten auf der Stelle zusammengebrochen und eingeschlafen, aber wie aus weiter Ferne und ohne zu wissen, daß es etwa mit ihm zu tun hatte, war ihm klar, daß das Mädchen Nahrung und Ruhe an einem sicheren Ort brauchte. Sie konnten nicht viel mehr als eine halbe Stunde gegangen sein, als sie die Lichter einer neutr a len Zone erreichten, aber für Dane war es eine lange, lange Zeitspanne, länger als der Kampf zuvor, länger als die Jagd, ein Abgrund, der sein Leben in zwei Teile spaltete. Er war noch am Leben. Aber was hatte das jetzt noch für einen Wert?
    In der neutralen Zone roch es nach Essen, aber sein M a gen drehte sich von dem Geruch um. Rianna brachte ihm einen Teller voll, doch Dane sagte: » Ich habe keinen Hu n ger, ich kann nichts essen. « Als sie ihm den Teller in die Hand schob, begann er jedoch automatisch, es in den Mund zu schieben, ohne es zu schmecken. Er aß alles auf, und sie brachte ihm mehr, und plötzlich wurde sein Kopf wieder klar. Der dunkle Al b traum war verschwunden, aber gleic h zeitig war er wirklicher geworden. D allith war tot, und er saß hier und aß das Steak-Menü, um das er hatte bitten wo l len. In plötzlichem Entsetzen stellte er die Reste des zweiten Tellers weg. Es war nicht viel übrig geblieben. Ihm war zum Speien übel. Mit einer Art benommener Verwunderung sa g te er: » Wie kann ich hier sitzen und essen …« Rianna blieb stumm. Sie legte nur wortlos ihre kleine, harte Hand über seine, und er sah, daß ihre Augen tränenüberströmt waren. Sie hatte nicht geschluchzt, sie wischte die Tränen nicht weg, sie saß nur da, aß und weinte gleichzeitig, und Danes Verstand und seine Gefühle erwachten mit einem schmer z haften Ruck. Er nahm ihr den Teller fort, legte seinen Arm um sie, trocknete ihr Gesicht mit seiner Tunika und sagte: » Liebling, wenn du dich weiter so voll stopfst, wird dir schlecht werden. «
    Was bin ich nur für ein Schwein, dachte er. Sie ist ve r wundet und muß sich auch noch um mich kümmern. Mit E r staunen sah er, wie viel sie verschlungen hatten. Natürlich, nach so einem Kampf … Wie v iele habe ich überhaupt get ö tet ? Ich werde es wohl nie wissen, aber ich bezweifle, daß der alte Samurai sich meiner schämen würde. Er muß selbst einen verdammt guten Kampf geliefert haben, wenn sie sich nach vierhundert Jahren immer noch so gut an ihn erinnern, daß sie sein Gesicht tragen.
    Wieder trocknete er sanft Riannas Gesicht. Dallith war tot, und es schien nichts mehr in der Welt zu geben, für das zu leben sich lohnte, aber Rianna war noch da, und sie brauchte ihn …
    Sie sagte, während sie endlich zu schluchzen begann: » Ich habe sie auch geliebt, Dane. Aber sie konnte nicht we i terleben mit dieser Erinnerung. Die Jagd hatte sie zerstört, das war schlimmer als der Tod für sie …«
    Aratak rückte nahe zu ihnen heran. Er sagte in seinem freundlichen Rasseln: » Sie fürchtete sich davor weiterzul e ben, als ihr ganzes Wesen einen Teil von den Jägern abso r biert hatte. Rianna hatte recht, Dane: Empathen von Spika Vier sterben immer, wenn sie allein von ihrer Welt getrennt werden. Sie begann zu
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