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Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Titel: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)
Autoren: Jordi Punti
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ihm verlangt. Noch ganz eingeschüchtert, dankten wir ihm tausendfach. Er begann abzuwiegeln.
    »Wie wär’s, wenn wir frühstücken gehen? Ich habe einen ganz trockenen Mund, und mir knurrt der Magen. Ach, und genug der Fragen. Jetzt wisst ihr ja alles, hoffe ich.«
    Nichts wissen wir. Und haben auch vorher nichts gewusst, das ist die Wirklichkeit. Die Geschichte des ersten Christofs hat die Adern unserer Erzählung gefüllt. Dieser Junge, der ins Waisenhaus zurückkehrte, hat das Blut einschießen lassen, das nötig war, damit wir leben konnten. Hier liegt das Paradox: Erst als wir unsern Vater wiedergefunden haben, haben wir seine Vergangenheit wirklich zu fassen bekommen.
    Und dies ist die Gegenwart des Sonntagmorgens. Eine Stunde nach der anderen vergeht, und wir erleben sie im Dickicht einer merkwürdigen Empfindung, nämlich des Zweifels, ob wir uns gerade von Gabriel verabschieden oder ob wir gerade bei ihm angekommen sind und es nun immer so sein wird. Jetzt begreifen wir endlich, was unsere Mütter tausend Mal gesagt haben: Wenn er kommt, geht er schon wieder. Wenn er geht, bleibt er da.
    Alle fünf frühstücken wir mit einem Gefühl der Freundschaft, das sehr angenehm ist. Wir sind wie neu belebt, es scheint, als hätte es all die Jahre zwischendurch nie gegeben. Während wir gegessen haben, hat die Bar sich gefüllt. Das Ambiente ist herzlich und handfest. Vier Opas spielen Karten und erheben die Stimmen, wenn einer von ihnen einen guten Stich macht.
    »Jetzt, wo wir unsere Mägen verarztet haben, was haltet ihr von einem Kaffee und von einem Ründchen wie bei den Herren da?«, schlägt Gabriel vor. »Mögt ihr Poker?«
    Da sagen wir Christofs gerne Ja. Es wird lustig sein, ihn spielen zu sehen, nachdem wir so viele Geschichten darüber gehört haben. Unser Vater ruft den Kellner her, bittet ihn, die Teller abzuräumen und uns zusammen mit dem Kaffee ein Kartenspiel zu bringen.
    »Und wenn wir um Geld spielen? Nichts Ernstes, Mindesteinsatz ein Euro. Nur weil da sonst doch kein Gefühl drin ist.«
    Wir kratzen das Kleingeld aus unsern Taschen zusammen und legen es auf den Tisch.
    »Einen Moment«, sagt Christopher. Er holt seine Brieftasche hervor und entzieht ihr das Bündel Scheine, das er am Abend im Carambola geraubt hat. Es ist Geld zum Verspielen, zu diesem Zweck bestimmt, und wir teilen es uns schön brüderlich auf.
    Gabriel mischt und gibt die Karten mit der Eleganz eines Croupiers. Warum arbeitet er nicht in einem Casino, fragen wir uns, doch vielleicht wäre das eine zu große Versuchung für einen professionellen Falschspieler. Jeder von uns schaut sich sein Blatt an, dann beginnt der Tanz der Einsätze. Endlich bekommen wir sein berühmtes Pokerface zu sehen. Die Karten fliegen über den Tisch, hin und her. Wir lassen seine Hände nicht aus den Augen, lauern darauf, dass ihm die Finger zum Ärmel rutschen, doch wir können nichts Verdächtiges erkennen. Dann fängt er an zu gewinnen und hört nicht auf, bis uns kein Cent mehr übrig bleibt.

D ANKSAGUNG
    Ich möchte Stefanie Kremser, Jordi Cornudella, Enric Gomà, Ignacio Martínez de Pisón, Mònica Martín, Toni Munné und Eugènia Broggi danken. Sie alle haben den Roman in verschiedenen Stadien gelesen und mir mit ihren Anmerkungen, Zweifeln, Fragen und Vorschlägen sehr geholfen.
    Xavier Folch und Bernat Puigtobella waren die Ersten, die sich die Geschichte von den drei durch Europa kurvenden Fernfahrern anhörten; das war im Jahr 2003. Und anstatt sie mir wieder auszureden, ermunterten sie mich, sie für den Premi Octavi Pellissa einzureichen. Dank auch an die Jury für ihre Unterstützung des Projekts.
    Rita da Costa hat den Roman ins Kastilische (Spanische) übersetzt. Ihre aufmerksame Lektüre hat mir Kopfschmerzen erspart und mir beim Polieren des katalanischen Originaltextes sehr geholfen. Dank auch an Sigrid Kraus, meine Verlegerin auf Kastilisch, für ihr Vertrauen über all diese Jahre.
    Mercè Gil hat mir aus ihren Kindheitserinnerungen an die Casa de la Caritat in den Fünfzigerjahren erzählt. Albert Romero hat mich mit Erlebnissen, Fotos und Lektüre zu den Situationisten und zum Mai 1968 versorgt.
    Mehrere Male musste ich mich aus meiner Wohnung entfernen, um schreiben zu können. Dank für ihre Gastfreundschaft an Miranda Lee und Terry N. Hill, an Lise Schubart und Jan Streyffert und an Montse Ingla und Arcàdia.
    Im Frühjahr 2009 schrieb ich den letzten Teil des Romans in der Fondazione Santa Maddalena (Toskana), die
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