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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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eigentlich alle mit ”lafur Ragnar Grímsson? In Dänisch durchgefallen … das habe ich ja noch nie gehört. Erzähl nicht solchen Unfug, Anna Lísa. Ich will kein Wort mehr über den Präsidenten hören und basta.“ Sie fuchtelte mit der Gabel in der Luft herum und fügte hinzu: „Wer fällt denn in der siebten Klasse in Dänisch durch? Also wirklich, das muss doch ein ziemlicher Dummkopf sein.“
    Anna Lísa bereute es zutiefst, die Sprache auf dieses Thema gebracht zu haben, wenn es nun gegen sie verwendet wurde. Gespannt beobachtete sie, wie ihre Eltern die ersten Bissen in den Mund nahmen, und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Im selben Moment nahm Gessi einen Bissen. Er benutzte nicht etwa wie seine Eltern eine Gabel, nein, er benutzte noch nicht mal seine Hände. Stattdessen beugte er sich einfach vor, steckte sein Gesicht in den Kuchen und biss ab. Gessi begriff als Letzter, dass mit dem Kuchen etwas nicht stimmte. Bevor er reagieren konnte, hatten sowohl Anna Lísas Mutter als auch ihr Vater den Kuchen wieder ausgespuckt. „Igitt“, sagte der Vater und griff nach einer Rolle Küchenpapier, um sich den Mund und sogar die Zunge abzuwischen. Die Mutter war etwas höflicher. Sie schüttelte sich, schaute zu Anna Lísa und sagte: „Schatz, du hast den Kuchen viel zu lange im Backofen gelassen. Viel, viel zu lange. Er ist angebrannt.“
    Bevor Anna Lísa einwenden konnte, dass sie den Kuchen nur zwanzig Minuten gebacken hätte, spuckte Gessi seinen Kuchen aus und sagte laut: „Bjöö!“ Alle schauten ihn verwundert an.
    „Hast du das gehört, Sigga?“, rief Anna Lísas Vater. „Er hat bjöö gesagt! Nicht böö , sondern bjöö !“ Seine Frau rief „hurra“, und sie beugten sich beide zu dem Kleinen, der wegen der ganzen Aufregung völlig verdattert dasaß, das ganze Gesicht mit Kuchen verschmiert. Den missglückten Kuchen hatten sie bei der Freude über Gessis Fortschritte ganz vergessen. Anna Lísa packte die Gelegenheit beim Schopf. Es würde bestimmt viele Monate dauern, bis ihre Eltern wieder so gute Laune hatten wie jetzt. Vielleicht war das Durchfallen in Dänisch gar nicht mehr so schlimm. Sie reckte sich nach dem Brief.
    „Papa, da ist ein Brief an euch gekommen“, sagte Anna Lísa und reichte ihrem Vater den Umschlag von der Schule.
    „Ein Brief? Was für ein Brief?“, fragte er und wandte seinen Blick von Gessi ab. Er nahm den Brief und las, was auf dem Umschlag stand. „Äh, der ist ja von deiner Schule.“ Als Nächstes riss er den Umschlag auf und zog den Brief heraus. Es war nur eine Seite, aber da ihr Vater den Text von Anna Lísa abwandte, konnte sie ihn nicht lesen. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte über den Rand des Blattes gespäht. Ihr Vater las und wirkte irritiert. Anna Lísa hielt den Atem an und wartete darauf, dass sich sein Gesicht verdüsterte. Doch zu ihrer großen Verwunderung passierte das nicht. Stattdessen klappte sein Unterkiefer nach unten, und er las den Rest mit offenem Mund.
    „Was? Wie?“, war das Einzige, was er herausbrachte. Er schaute von dem Brief hoch und blickte erst zu seiner Frau und dann zu seiner Tochter. „Das ist der beste Tag, den ich seit langem erlebt habe. Was glaubt ihr, was das ist?“
    Anna Lísa war sprachlos. Vielleicht hatte ihr Vater etwas gegen Dänisch. Er wirkte zwar sehr zufrieden, aber auch etwas verstört. „Da fallen einem ja alle toten Läuse vom Kopf“, sagte er schließlich.
    Anna Lísas Mutter riss ihm den Brief aus der Hand. „Was denn? Was steht denn da?“ Sie überflog den Text und fing an zu lächeln. Anna Lísa begriff, dass dort nicht stehen konnte, dass sie in Dänisch durchfallen würde. Darüber würden sich ihre Eltern niemals so freuen.
    „Großartig!“, rief ihre Mutter. „Das Initiativzentrum! Das war schon ganz oft in den Nachrichten. Das ist für hochbegabte Kinder! Warum hast du uns denn nicht erzählt, dass du dich so verbessert hast, Anna Lísa?“ Ihre Mutter drückte sie stürmisch an sich. „Unglaublich!“
    „Initi-was-zentrum?“, fragte Anna Lísa erstaunt. „Steht da nichts über Dänisch?“
    „Dänisch? Was meinst du? Findet das auf Dänisch statt?“, fragte ihr Vater verwundert und nahm seiner Frau den Brief aus der Hand. „Das habe ich gar nicht gesehen.“ Hastig überflog er den Brief. „Nein, kein Wort über Dänisch. Das unterrichten sie da bestimmt nicht. Dänisch wird längst ausgestorben sein, wenn Island das höchsttechnisierte Land der Welt ist.“ Er
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