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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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schaute seine Tochter bewundernd an. „In der Zukunft, wenn meine Tochter eine der wichtigsten Initiatorinnen unseres Landes sein wird.“
    Anna Lísa schnappte nach Luft, während ihre Eltern sie fest umarmten. Das war alles sehr merkwürdig. Das muss ein Fehler sein, dachte sie. Die Frau im Sekretariat war schon so alt, dass sie wahrscheinlich einen falschen Brief in den Umschlag an ihren Vater gesteckt hatte. Das wäre nicht der erste Fehler, den sie in diesem Schuljahr gemacht hatte. Im Herbst hatte sie ein Bestellformular für die Schulkrankenschwester falsch ausgefüllt und fünfzig Spritzen mit Impfstoff gegen Typhus anstatt gegen Kinderlähmung bestellt. Anna Lísa war in ihrem Jahrgang die Erste im Alphabet und somit immer die Erste, die eine Spritze bekam. Deshalb hatte sie gesehen, wie die Krankenschwester das Päckchen aufgemacht hatte, und war nun außerdem die Einzige in ihrem Jahrgang, die garantiert keinen Typhus bekommen würde. Die Krankenschwester hatte nämlich erst begriffen, was los war, als sie Anna Lísa schon gespritzt hatte.
    Endlich ließen ihre Eltern sie wieder los. Abwechselnd riefen sie „Toll!“, „Wer hätte das gedacht?“ und „Endlich machen sich die Gene bemerkbar.“ Ihr Bruder war dagegen nicht so begeistert. Mit angeekeltem Gesicht versuchte er, jeden einzelnen Kuchenkrümel von seinem Tischchen zu schnippen. „Bjöö, bjöö!“
    Der Vater schaute Anna Lísa an und meinte ganz ernsthaft: „Ich hoffe, dass du deinem Bruder später mal einen Job in deiner Firma besorgen kannst. Es muss doch auch möglich sein, eine Arbeit für jemanden zu finden, der nur böö und bjöö sagen kann.“

Raggi
    Raggi starrte auf den Umschlag von der Sundschule, der an seinen Vater adressiert war. Er saß in der Klemme, denn er hatte von seinem Lehrer Jens gehört, dass er wahrscheinlich in Dänisch, Geschichte und Werken durchfallen und sein Vater deswegen einen Brief vom Schuldirektor bekommen würde. Raggi seufzte, setzte sich vor den Computer und schaltete ihn ein.
    Das Ganze war absolut lächerlich. Dänisch, Geschichte und Werken waren total unwichtig. Leider war sein Vater da wohl anderer Meinung. Er war Volkswirt und nach Raggis Ansicht ein furchtbarer Korinthenkacker. Er hatte sogar im Lauf der Jahre Raggis gesamte Noten gewissenhaft in den Computer eingegeben und alle möglichen Kurven- und Säulendiagramme erstellt, die Raggis Fortschritte und Verschlechterungen in der Schule zeigten. Bei dem Gedanken daran lief Raggi ein Schauer über den Rücken. Diesmal würden drei Noten unter der roten Linie landen, was in den Diagrammen durchfallen bedeutete. Raggi war schon mal in Sport durchgefallen, weil er seinem Sportlehrer die Turnhose runtergezogen hatte. Damals hatte es zu Hause große Aufregung gegeben. Sein Vater hatte die Diagramme sogar ausgedruckt und dem Schulpsychologen gezeigt. Raggi hätte ja gar nichts dagegen gehabt, wenn die beiden die Diagramme so lange analysiert hätten, bis sie grün im Gesicht wurden, aber das Schlimme war, dass sein Vater ihn gezwungen hatte mitzukommen. Oh nein, Raggi würde auf jeden Fall verhindern, dass das noch mal passierte. Er konnte sich noch viel zu gut daran erinnern: „Hier, sehen Sie sich das mal an! Hier ist eine deutliche Verschlechterung in Erdkunde. Hast du Angst vor fremden Ländern, Ragnar? Und hier! Schauen Sie, hier ist er richtig schlecht in Isländisch geworden. Das war genau zu der Zeit, als wir Kabelfernsehen bekommen haben. Das melde ich sofort wieder ab!“
    Raggi war sich sicher, dass ähnliche Diagramme, die sein Vater über das Gewicht seiner Mutter erstellt hatte, der Grund dafür waren, dass sie zum Aufbaustudium nach Amerika gegangen war. Jetzt kam sie nur noch in den Semesterferien nach Hause, und der Zeitraum dazwischen war so lang, dass ihre Gewichtsdiagramme nicht mehr aussagekräftig waren. Ihre Semesterferien begannen leider erst Mitte Juli, denn sie würde in dieser Sache bestimmt zu Raggi halten.
    Inzwischen war der Computer hochgefahren, und Raggi klickte den Briefkopf der Schule an, den er letztes Jahr eingescannt hatte, als er einen Brief an seinen Vater fälschen musste. In diesem Brief hatte sich Raggi als Direktor ausgegeben und den Elternabend abgesagt. Sein Vater hatte nichts gemerkt und war nicht zum Elternabend gekommen. Raggi kopierte den Briefkopf auf eine leere Seite und war zufrieden mit dem Ergebnis. Das würde wie ein echter Brief aussehen, wenn er es mit einem Farbdrucker ausdruckte. Er
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