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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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wurde.
    „Hallo, mein Schatz“, hörte sie ihre Mutter aus dem Flur rufen. „Wir sind wieder da!“
    „Hallo“, rief Anna Lísa zurück und versuchte, fröhlich zu klingen. „Ich bin in der Küche!“
    Sie hörte, wie der Garderobenschrank aufgemacht wurde, und kurz darauf standen ihre Eltern in der Türöffnung. „Was? Kuchen?“, fragte ihre Mutter verwundert, als sie sah, was auf dem Küchentisch stand. „Hast du den etwa gebacken?“
    „Hat hier jemand backen gesagt?“, fragte Anna Lísas Vater. Er kam in die Küche und machte ein ebenso verwundertes Gesicht wie ihre Mutter. „Moment mal, gibt’s was zu feiern?“ Er zögerte einen Augenblick und fragte dann: „Hast du nicht erst im Oktober Geburtstag, Anna Lísa?“
    „Na hör mal!“, warf ihre Mutter empört ein. „Sie hat im September Geburtstag, am 29. September. Versuch bitte, dir das endlich mal zu merken!“
    Anna Lísa beeilte sich zu beschwichtigen. „Ist schon in Ordnung, wenn du dir das nicht merken kannst. Man kann sich ja nicht immer alles merken.“ Lächelnd fügte sie hinzu: „Manche können sich zum Beispiel kein Französisch merken. Oder Dänisch.“
    Die Eltern warfen Anna Lísa einen erstaunten Blick zu. „Hast du Fieber, mein Schatz?“, fragte die Mutter und legte ihre Hand auf Anna Lísas Stirn. „Nein, Gott sei Dank, die Windpocken sind nämlich im Umlauf, und die hattest du noch nicht.“
    „Wollt ihr keinen Kuchen?“, fragte Anna Lísa mit unschuldigem Gesicht. Sie wollte die Sache hinter sich bringen. „Ich wollte euch eine Freude damit machen.“ Als ihre Eltern sie ungläubig anschauten, fügte sie hastig hinzu: „Ich wollte nur, dass ihr wisst, wie lieb ich euch habe.“ Ihre Eltern wechselten einen Blick und wirkten noch misstrauischer als vorher.
    „Anna Lísa, bist du dir sicher, dass du keine Pusteln am Körper hast?“, fragte die Mutter. „Die bekommt man zuerst auf dem Bauch und am Rücken.“
    „Nein.“ Anna Lísa schüttelte den Kopf. „Keine Pusteln.“
    „Tja, also, dann nehmen wir uns doch was“, sagte der Vater und setzte sich. „Ich könnte fünf Stück davon verschlingen.“
    „Gessi, komm her!“, rief die Mutter. „Es gibt Kuchen!“ Gessi war Anna Lísas kleiner Bruder, der erst zwei Jahre alt war. Eigentlich hieß er Gestur Geir, aber da er noch nicht richtig sprechen konnte, nannten seine Eltern und Anna Lísa ihn Gessi, weil sie hofften, dass er das besser aussprechen könnte. Trotz dieser Namensänderung sagte er immer nur „böö“, wenn er gefragt wurde, wie er heißt. Allerdings sagte er zu allem „böö“ und nannte alles „böö“. Gessi kam mit seinen Stiefeln in der Hand in die Küche getrottet.
    „Lass die Stiefel im Flur, Gessi. Du weißt doch, dass man das nicht darf“, sagte Anna Lísas Mutter streng und nahm ihm die schmutzigen Gummistiefel ab. „Die sind nur für draußen.“
    Gessi zog eine Schnute, lachte aber wieder, als der Vater ihn in seinen Stuhl hob und er den Kuchen sah. „Böö!“, sagte er laut und deutlich und schlug eifrig mit den Händen auf das am Stuhl befestigte Tischchen. „Böö!“
    „Nicht böö, Gessi“, sagte der Vater. „Kuchen. Ku-chen.“
    „Das bringt nichts, Papa. Er wird immer nur böö sagen“, meinte Anna Lísa, schnitt den Kuchen an und verteilte die Stücke auf den Tellern.
    „Das ist doch Quatsch“, entgegnete ihr Vater ungeduldig. „Jede Menge Leute haben erst spät sprechen gelernt. Unser Präsident ”lafur Ragnar Grímsson zum Beispiel hat, bevor er vier Jahre alt war, kein einziges Wort außer böö gesagt. Und sieh dir den heute mal an. Man hört kein einziges Böö mehr von ihm.“
    „Um Himmels willen, Baldur“, sagte Anna Lísas Mutter, die ohne Stiefel wieder aus dem Flur zurückkam. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass das dummes Geschwätz ist. Der Vater meiner Freundin Stína ist mit ”lafur Ragnar verwandt und genauso alt wie er, und sie sagt, das wäre völliger Unsinn. Hören wir auf, über dieses Böö zu reden, und lassen uns lieber den Kuchen schmecken.“ Entschlossen setzte sie sich auf ihren Stuhl.
    Anna Lísas Vater wollte protestieren, ließ es dann aber, als er das verärgerte Gesicht seiner Frau sah. Anna Lísa nutzte die Gelegenheit und warf ein: „Ich glaube, ”lafur Ragnar ist in der siebten Klasse in Dänisch durchgefallen. Und seht ihn euch heute mal an, er spricht sieben Sprachen fließend, darunter auch Dänisch.“
    Die Mutter verdrehte die Augen. „Was habt ihr
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