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Die Intrige

Titel: Die Intrige
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Zukunft im Körper. Schließlich haben wir dort dreizehn Jahre lang gelebt. Und was passiert jetzt? Verdoppeln sich die Atome, damit sie gleichzeitig in meinem Körper und, keine Ahnung, Teil dieser Wand sein können?« Er klopfte an die Steinwand neben sich. »Wie soll das funktionieren? Wie sind Zeitreisen überhaupt möglich?«
    HK schwieg einen Moment.
    »Alex, dich hat die Geschichte gewaltig unterschätzt«, sagte er. »Und das meine ich im positivsten Sinne.« Er räusperte sich. »Ich kann euch diese Fragen auf keine Art beantworten, die ihr verstehen würdet. Selbst die klügsten Köpfe des einundzwanzigsten Jahrhunderts verfügen nicht über das Vokabular, um das Konzept der Zeitreise zu verstehen. Wie soll ich es da Kindern erklären?«
    Jonas wollte auch dagegen protestieren, nahm aber an, dass Katherine ihm zuvorkommen würde. Sie hasste es, wenn Leute sich mit »du bist ja noch ein Kind«herausredeten. Und sie machte tatsächlich Anstalten, sich aufzusetzen und etwas zu sagen. Doch sie musste wieder husten und erstickte fast daran.
    Chip hatte aufgehört, ihr auf den Rücken zu klopfen.
    »Äh, Katherine, wenn du spucken musst, drehst du dich bitte um, ja?«, sagte er. »Oder geh einfach woandershin … Komm, ich helfe dir.«
    Chip und Alex schienen sich zu bemühen, sie auf die Füße zu stellen. Jonas wünschte, es wäre hell genug, um Katherines Gesicht zu sehen, denn er war sicher, dass sie die beiden nicht gerade freundlich ansah.
    Und Chip bildet sich ein, sie würde gern seine Königin werden … ha!, dachte Jonas.
    Irgendwie gelang es Chip und Alex, Katherine in eine aufrechte Position zu bringen.
    »Lasst mich in Ruhe«, knurrte sie und schüttelte ihre Hände ab.
    Sie wankte zur Tür. An den schmalen Lichtstreifen, die sie einrahmten, erkannte Jonas, dass eine große Tür aus ihrem dunklen Raum hinausführte. Es erstaunte ihn, dass Katherine die Kraft hatte, den Knauf zu packen und daran zu ziehen. Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit.
    Katherine holte scharf Luft.
    »Was ist?«, fragte Chip und klang dabei ein wenig ängstlich. Niemand schien sich mehr zu Sorgen zu machen, dass Katherine sich übergeben könnte. Anscheinendhatte sie selbst vergessen, warum sie zur Tür gewankt war.
    »Ich glaube … Ich glaube, HK hat uns ins falsche Zeitalter geschickt«, flüsterte sie und klammerte sich an die Tür. Sie war wie gebannt von dem, was im angrenzenden Raum zu sehen war.
    »Was redest du da?«, wollte Alex wissen. »Diese Zeit fühlt sich genau richtig an.«
    »Stimmt«, bestätigte Chip.
    Katherine warf ihnen einen Blick über die Schulter zu. Selbst im trüben Licht, das aus dem Nachbarzimmer hereinfiel, war zu sehen, dass ihr das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand.
    »Aber … es sieht aus … als ob … die echten beiden … als ob ihr schon tot seid«, sagte sie.
    »Woher willst du das wissen?«, höhnte Alex.
    Katherine sah wieder in den Nebenraum und schluckte. Entweder funktionierten Jonas’ Ohren jetzt wie Verstärker oder ihr Schlucken war so laut, dass es sich anhörte wie ein Kanonenschuss.
    »Ich kann eure Geister sehen«, sagte sie.

Drei
    Es stellte sich heraus, dass Jonas doch genug Kraft hatte, um sich aufzurappeln – und zwar blitzschnell. Dennoch war er nicht sicher, ob sein Verstand schon richtig funktionierte. Wäre es nicht besser, vor Geistern davonzulaufen statt zu ihnen hin?
    Dann gab er es auf, sich über seinen Verstand Gedanken zu machen. Chip und Alex liefen ebenfalls zu Katherine an die Tür. Jonas kam als Letzter an, daher musste er sich auf Zehenspitzen stellen, um etwas zu sehen. Chips Kopf war ihm im Weg, und wenn er seitlich an ihm vorbeisah, nahmen ihm entweder die Tür oder die Wand die Sicht. Er stolperte und stieß gegen Katherine, die mit der Schulter seitlich gegen die Tür prallte. Quietschend schob sie sich weiter auf.
    Jetzt hatte Jonas freie Sicht.
    Im angrenzenden Zimmer war es düster. Soweit er sehen konnte, wurde es nur von einer einzigen Kerze erhellt. Wenn dies königliche Gemächer im Stil des fünfzehnten Jahrhunderts waren, dann war die Raumausstattungsbranche noch lange nicht erfunden. Aufdem Boden lag ein schlichter, farbloser Teppich und ein schmales Bett war an die Wand gerückt.
    Zwei Jungen saßen auf dem Bett.
    Nein, verbesserte sich Jonas. Keine richtigen Jungen.
    Richtige Jungen hätten nicht so unheimlich geleuchtet. Die beiden verströmten fast ebenso viel Licht wie die Kerze. Außerdem wären richtige Jungen
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