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Die Insel der Witwen

Die Insel der Witwen

Titel: Die Insel der Witwen
Autoren: Dagmar Fohl
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in den Hals, in den Unterarm, unter den Rippenbogen. Dann brach er zusammen.
     
    H
     
    In Hamburg gab es keinen Ort mehr, an dem nicht über den grauenvollen Vorfall gesprochen wurde. Das Gerücht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und versetzte alle in Schrecken. Niemand konnte sich vorstellen, warum der bekannte und allseits geachtete Ingenieur Hartmann ein solches Verbrechen begangen hatte.
    Die Waschfrau fand Frau, Tochter und Sohn gegen sechs Uhr morgens in ihrem Blute badend in ihren Betten. Gegen sieben Uhr morgens traf die Polizei ein. Auf Anordnung des Senators Dankert erschienen auch der Kriminalaktuar Dr. Matzen und der Ratswundarzt Bieler am Tatort. Bieler untersuchte die Körper der Ermordeten. Bei der Gattin Hartmanns wie auch bei den Kindern fand er tödliche Halswunden. Die Tochter lag in schräger Lage auf dem Rücken, die Füße gegen die Wand gestützt, mit hochgezogenen Knien. Der Arzt stellte zwei Halsschnitte fest. Auf der Brust zwei weitere Schnittwunden und an beiden Händen verletzte Finger. Daraus konnte man schließen, dass das Mädchen erwacht war und sich zur Wehr gesetzt hatte. Bei allen Leichen waren Luftröhre, Schlund und große Blutgefäße durchschnitten. Bei dem Jüngsten außerdem noch die Halswirbelsäule mit der Medulla oblongata .
    Die drei toten Körper wurden gereinigt und in einem Zimmer nebeneinander aufgebahrt. Dann wurde das Haus abgeschlossen und verriegelt.
    Die Ermittlungen ergaben, dass während der Nacht kein Fremder im Haus war. Auch hatte niemand Lärm oder Schreie gehört. Das Dienstmädchen war zum Zeitpunkt der Tat bei ihren Eltern in Pinneberg gewesen.
    Immer mehr Schaulustige drängten sich um das Haus am Dammtorwall. Die Straße war den ganzen Tag über mit Menschen überfüllt, deren Aufregung sich noch steigerte, als bekannt wurde, dass der Ingenieur bereits festgenommen worden sei.
    Am frühen Morgen fanden zwei Nachtwächter unweit des Schlachthofes einen Mann kraftlos und verfroren am Alsterufer im Gras liegen. Sie sprachen ihn an und fragten nach seinem Namen. Er nannte sich Andreas Hartmann. Sogleich mutmaßten die Nachtwächter, dass er ein Verbrechen begangen habe, worauf er nicht widersprach. Die Nachtwächter vermuteten ferner, dass er sich auch selbst hatte umbringen wollen. Seine Kleidung war durchnässt, und er hatte mehrere blutige Wunden am Hals, Arm und an den Händen.
    Die Männer brachten ihn zur Wache neben der Kuhmühle. Dort kam er in Verwahrung. Man verarztete seine Wunden. Danach wurde er in der Kutsche auf die Pferdemarktwache gefahren und einem Verhör unterzogen. Nachdem er die Tat gestanden hatte, flehte er: »Gott, mein Gott, erbarme dich meiner.«
E N D E
    Oh löst mir das Rätsel des Lebens,
    Das qualvoll uralte Rätsel,
    Worüber schon manche Häupter gegrübelt,
    Häupter in Hieroglyphenmützen,
    Häupter in Turban und schwarzem Barett,
    Perückenhäupter und tausend andre
    Arme, schwitzende Menschenhäupter -
    Sagt mir, was bedeutet der Mensch?
    Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
    Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?
     
    Es murmeln die Wogen ihr ewges Gemurmel,
    Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
    Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt,
    Und ein Narr wartet auf Antwort.
     
    (Heinrich Heine, aus »Fragen«, Zweiter Zyklus, VII, Die Nordsee)
     

Nachwort Die Insel Taldsum ist fiktiv. Hier vereinigen sich wahre und erdachte Begebenheiten der gesamten friesischen Inselwelt.
    Auch alle Figuren des Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Familiennamen und Personen sind rein zufällig.
    Für die Zeichnung der Figur des Andreas Hartmann wurden die Fälle dreier Familienmörder des 19. Jahrhunderts zu Hilfe genommen.
     

Danksagung Drei Menschen, die mich sicher und beherzt durch die Stürme dieses Romanprojektes navigiert haben, möchte ich innigsten Dank aussprechen:
     
    Meinem Literaturagenten, Skipper und Freund Klaus Middendorf für seine kompetenten literarischen Kurskorrekturen, Kapitänsvorschläge und den langjährigen, mannigfaltigen Gedankenaustausch.
    Meiner Lektorin und Meeresgefährtin Claudia Senghaas für die stetige Hilfe und Stütze im Verlag, für ihren engagierten Einsatz, bei Flaute frischen Wind in das Projekt zu blasen und fachkundige Verbesserungsvorschläge zu machen.
    Meinem lieben Mann für seinen selbstlosen, unerschütterlichen Beistand und die vielen aufbauenden Gespräche im Strudel der Gezeitenströme.

Worterklärungen
     
    Aalstechen:
    Das Fangen von Aalen durch
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