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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen
Autoren: Torsten Fink
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sich nach Süden, zur Salzbucht. Es gab so viele Möglichkeiten, wo Damienne stecken konnte!
    Von der Salzbucht aus ging sie weiter - noch weiter nach Süden. Marguerite glaubte nicht, daß sie hier Glück haben würde, aber da sie ohnehin schon hier war, konnte sie auch noch ein Stück weitergehen.
    Sie erreichte die Bucht ihrer Landung. Hier hatte ihr Leben auf der Insel begonnen. Im Schnee konnte sie die Senke nicht finden, in der sie die erste, schreckliche Nacht verbracht hatten, aber es mußte ganz in der Nähe sein. Sie stapfte weiter, stolperte. Sie dachte zunächst, es sei ein großer Ast, aber es fühlte sich seltsam unter ihren Füßen an. Sie wischte mit den Händen den Schnee beiseite - es war eine Arkebuse! Marguerite verschlug es den Atem - es bestand kein Zweifel, das war die Büchse, die sie damals stundenlang gesucht hatten. Und jetzt war sie im dichten Schnee zufällig darauf getreten. Was für ein unfaßbarer Zufall! Die Büchse war völlig verrostet und natürlich unbrauchbar, aber es war die Waffe, die Damienne damals abgefeuert und dann verloren hatte.
    Damienne! Wo steckte sie nur? War sie vielleicht längst wieder zu Hause?
    Marguerite nahm die Büchse an sich und machte sich auf den Heimweg. Es dämmerte bereits, als sie die Hütte erreichte. Das Herdfeuer war erloschen und die Stube leer - Damienne blieb verschwunden. Marguerite nahm eine Fackel und suchte noch einmal den Waldrand ab - nichts. Erst als sie wieder zurück in die Hütte kam, fiel ihr auf, daß eine der Fischlanzen fehlte. Also ging sie erneut hinunter zum Bach. Es gab nur zwei Stellen, an denen sie derzeit fischten, doch an beiden keine Spur. Marguerite mußte den Neuschnee beiseite wischen, um die Eislöcher zu finden. Sie waren beide überfroren. Sie rief noch einmal Damiennes Namen, aber der Wald gab keine Antwort. Dann verlöschte ihre primitive Fackel. Sie mußte umkehren.
    Es konnte alles mögliche passiert sein. Vielleicht lag Damienne nach einem Sturz ohnmächtig im Wald - dann würde sie die Nacht nicht überleben. Ein Bär konnte sie angefallen haben, doch dafür gab es keine Anhaltspunkte. Außerdem hielten Bären doch Winterschlaf, oder galt das etwa auf dieser Insel nicht? Vielleicht war sie auch im Eis eingebrochen - aber dann hätte doch die Lanze irgendwo liegen müssen.
    Es blieb eigentlich nur eine Möglichkeit. Indes war diese so abwegig, daß sie Marguerite zunächst nicht in Erwägung ziehen wollte. Schließlich aber konnte sie den Gedanken nicht mehr verdrängen: Damienne war in den Norden gegangen! Sie hatte seit Wochen immer wieder das Tor der Hölle erwähnt und Spekulationen angestellt, wie es dort wohl aussehen mochte. Vielleicht war sie wirklich aufgebrochen, um nachzusehen. Das wäre natürlich Wahnsinn, aber wer konnte auf dieser Insel schon ausschließen, daß ein Mensch urplötzlich wahnsinnig wurde? Diese Insel hatte eine unheilvolle Kraft. Sie hatte Henri den Lebensmut geraubt - vielleicht hatte sie Damienne nun zur Tollkühnheit getrieben? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Sie schlief die ganze Nacht nicht, auch als sie sich zu Henriette ins warme Bett legte. Der Gedanke, daß Damienne vielleicht irgendwo hilflos dort draußen im Wald lag und erfror, war ihr unerträglich. Und doch konnte sie nichts tun.
    Sie stand noch vor Tagesanbruch auf und bereitete sich vor. Sie fertigte mithilfe einiger Blätter kleine Pulverbeutel, damit das Nachladen der Waffen schneller ging - wenn es denn erforderlich war. Marguerite bezweifelte, daß sie mit Pulver und Blei viel gegen Dämonen ausrichten konnte, aber vielleicht gab es Bären im Norden und vielleicht hielten sie keinen Winterschlaf - doch wenn einer von ihnen Damienne etwas angetan haben sollte, dann würde er es büßen.
    Sie frühstückte hastig, packte Nahrung für zwei Tage ein, wickelte Henriette warm ein, band sie sich auf den Rücken, schnappte Wasserkrug, Munition und die beiden Arkebusen und dann brach sie auf. Es wurde gerade hell, als sie die Hütte verließ, der Himmel zeigte sich wolkenlos und blutrot. Der Morgenstern funkelte einsam über der Hügelkette. Es war ein kalter Tag, doch bei Weitem nicht so frostig wie der gestrige.
    Marguerite nahm den Weg durch den Wald bis zum Elchpfad, dann wandte sie sich gen Norden. Die Furt war zugefroren. Sie testete vorsichtshalber das Eis. Es war stark und fest. Marguerite überquerte den Bach. Der Wald stand schwarz, mit einem dünnen weißen Schneeüberzug auf den Ästen. Sie hastete
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