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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen
Autoren: Torsten Fink
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ging hinaus. Es dämmerte gerade und von irgendwo hoch oben drang die fremdartige Stimme zu ihr.
    Lange nicht gehört, dachte sie, aber ich will es mal als Zeichen nehmen, daß das Leben wieder in geordnete Bahnen zurückkehrt.
    Sie stapfte hinunter zum Bach. Der kalte Wind hatte das Loch wieder zufrieren lassen, das sie zur Fischjagd genutzt hatten. Damienne machte ein paar vorsichtige Schritte auf das glatte Eis hinaus. Sie spürte einen regelrechten Temperatursturz, es schien plötzlich zehn Grad kälter zu sein als noch vor einer halben Stunde. Die Eisschicht über dem Loch war nur dünn und sie konnte sie mit dem Speer leicht aufstoßen. Sie sah Luftblasen aufsteigen. Eigentlich hatte sie gedacht, die frische Luft würde sie munter machen, aber sie spürte auf einmal eine unendliche Müdigkeit. Sie schüttelte sich und trat mit den Füßen auf der Stelle, damit sie warm wurden.
    So ein Blödsinn, dachte sie plötzlich, damit vertreibe ich ja die Fische.
    Sie mußte über ihre eigene Dummheit lachen und dann starrte sie hinab ins kalte Wasser. Es war immer noch recht dunkel und sie konnte fast nichts sehen. Aber irgend etwas schien sich da unten zu bewegen. Sie beugte sich vor. Vielleicht eine Forelle oder ein Hecht? Plötzlich hörte sie ein seltsames Geräusch. Es klang, als würde ein großer Ast langsam von einem Baum brechen - ein lang gezogenes Knacken zuerst, dann ein leises Krachen und Splittern. Sie konnte es nicht recht einordnen. Plötzlich wußte sie, was es war. Sie erbleichte.
    Marguerite erwachte, neben ihr schlief Henriette und griff im Traum nach ihr. Sie streichelte die kleinen Hände und küßte sie lächelnd. Welche Freude sie an diesem stillen Wesen, der Tochter von Henri, doch hatte! Eine Weile betrachtete sie das schlafende Kind. Dann drehte sie sich zu Damiennes Schlafstatt um.
    Sie war weg. Das war nicht so ungewöhnlich, denn Damienne war meist als Erste auf und kümmerte sich um den Herd und das Frühstück. Die Flamme in der Feuerstelle loderte munter. Vermutlich war sie draußen und holte neues Holz oder Wasser.
    Marguerite blieb noch eine Weile liegen. Es war so schön, neben Henriette zu liegen und einfach nur zuzusehen, wie sie schlief. Nach einer Weile runzelte sie die Stirn - was immer Damienne unternahm, sie hätte längst zurück sein müssen!
    Sie stand auf, zog sich an und trat vor die Tür. Es lag immer noch Schnee, weil die ganze Woche über einem warmen Tag mit Tauwetter fast immer ein kalter Tag mit Frost gefolgt war. Jetzt schneite es sogar wieder leicht. Sie hatten ihre immer gleichen Wege hinunter zum Bach, dort war der Schnee festgetreten, und es war nicht zu erkennen, ob Damienne den Weg an diesem Morgen schon gegangen war. Es gab aber auch keine anderen Spuren.
    Der Wald lag schwarz zu ihren Füßen und schwieg. Eine Krähe stieg mit mißmutigem Krächzen auf - und die Stimme sang ihr leises, niemals endendes Lied. Marguerite rief nach Damienne. Keine Antwort. Sie nahm eine der Arkebusen und begab sich hinunter zum Bach. Wieder rief sie nach ihr - nichts. Sie lief den Bach hinauf und hinab und rief immer wieder ihren Namen, bekam aber keine Antwort.
    Jetzt machte sie sich große Sorgen. Sie ging ein Stück in den Wald hinein, an die Stellen, wo sie zuletzt Holz gesucht hatten - keine Spur.
    Unruhig kehrte sie zur Hütte zurück. Sie fütterte Henriette, packte sie in den Tragebeutel, kontrollierte beide Arkebusen und machte sich auf den Weg. Wo sollte sie suchen?
    Sie stieg zunächst hinauf auf den Signalhügel. Es war zwar sehr unwahrscheinlich, daß Damienne ausgerechnet dort oben war, aber vielleicht würde sie von da irgend etwas sehen.
    Doch da war nichts außer dem schneebedeckten Holzstoß, den sie im Herbst aufgeschichtet hatten. Sie sah das Eis, das rund um die Insel trieb, und einige Eisberge. Sie konnte auch den südlichen Teil der Insel überblicken, aber auch dort - nichts, was sie als Spur von Damienne hätte deuten können.
    Der leichte Schneefall hielt an und erschwerte ihr die Sicht.
    Marguerite stieg wieder vom Hügel hinab. Sie fror, also kehrte sie zurück zur Hütte und wärmte sich auf, aß eine Kleinigkeit und zog sich dann ein weiteres Fell über. Sie hatte noch nie erlebt, daß die Temperatur so schlagartig gesunken war. Es war in den letzten Stunden sicher zehn Grad kälter geworden. Die Temperatur lag weit unter dem Gefrierpunkt.
    Marguerite machte sich wieder auf die Suche - sie suchte am Mückensee, am Waldrand, am Bach, dann wandte sie
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