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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion
Autoren: Dan Simmons
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fast unmerkliches Verblassen der Sternbilder war. ›Sieht aus, als würde es ein schöner Tag werden.‹
    ›Machen wir uns fertig.‹ sagte Hoyt. ›Brauchen wir unser Gepäck?‹
    Die Pilger sahen einander an.
    ›Nein, ich glaube nicht‹, sagte der Konsul. ›Der Oberst wird das Komlog mit dem Fatlinekommunikator bringen. Nehmen Sie alles mit, was für Ihr Zusammentreffen mit dem Shrike wichtig ist. Den Rest lassen wir hier.‹
    ›Gut‹, sagte Brawne Lamia, wandte sich von der dunklen Türöffnung ab und deutete auf die anderen. ›Bringen wir es hinter uns.‹
     
    Sechshunderteinundsechzig Stufen führten vom nordöstlichen Portal des Keep zum Moor unten. Es gab kein Geländer. Die Gruppe machte sich vorsichtig an den Abstieg und achtete im trügerischen Licht auf jeden Schritt.
    Als sie die Talsohle erreicht hatten, sahen sie an der Felswand hinauf. Chronos Keep sah wie ein Teil des Berges aus, die Balkone und Außentreppen lediglich Scharten im Gestein. Gelegentlich beleuchtete eine besonders grelle Explosion ein Fenster oder projizierte den Schatten einer Monsterfratze, aber davon abgesehen war es, als wäre das Keep hinter ihnen verschwunden.
    Sie überquerten die flachen Hügel unter dem Keep, blieben auf dem Gras und mieden die scharfen Büsche, die Dornen gleich Krallen ausstreckten. Nach zehn Minuten hatten sie den Sand erreicht und schritten die Dünen Richtung Tal hinab.
    Brawne Lamia führte die Gruppe an. Sie trug ihr bestes Cape und einen roten Seidenanzug mit schwarzen Litzen. Ihr Komlog glänzte am Handgelenk. Danach kam Oberst Kassad. Er trug vollen Gefechtsanzug, hatte die Tarneinrichtung aber noch nicht aktiviert, so daß die Oberfläche mattschwarz aussah und selbst das Licht von oben absorbierte. Kassad hatte eine standardisierte FORCE-Angriffswaffe bei sich. Sein Visier glänzte wie ein schwarzer Spiegel.
    Pater Hoyt trug sein schwarzes Cape, einen schwarzen Anzug und den Kragen eines Geistlichen. Die Balalaika hatte er im Arm wie ein Kind. Er setzte die Füße auch weiter vorsichtig auf, als würde ihm jeder Schritt Schmerzen bereiten. Der Konsul folgte ihm. Er trug seine beste Diplomatenkleidung, gestärktes weißes Hemd, offizielle schwarze Hosen, Halbjackett, Seidencape und den goldenen Dreispitz, den er am ersten Tag an Bord des Baumschiffs getragen hatte. Er mußte den Hut festhalten, weil der Wind wieder aufgekommen war, ihm Sandkörner ins Gesicht schleuderte und wie eine Schlange über die Gipfel der Dünen peitschte. Martin Silenus folgte dichtauf in seinem windzerzausten Pelzmantel.
    Sol Weintraub machte den Schluß. Rachel war in dem Tragegurt unter dem Cape an der Brust ihres Vaters. Weintraub sang ihr ein leises Lied, dessen Töne im Pfeifen des Windes untergingen.
    Nach vierzigminütigem Marsch waren sie auf der Höhe der toten Stadt. Marmor und Granit funkelten im brutalen Licht. Hinter ihnen leuchteten die Gipfel, das Keep unterschied sich nicht mehr von den anderen Berghängen. Die Gruppe durchquerte ein sandiges Tal, erklomm eine flache Düne, und plötzlich war der Anfang des Tals der Zeitgräber zum ersten Mal zu sehen. Der Konsul konnte die Schwingen der Sphinx und den Glanz von Jade ausmachen.
    Als es hinter ihnen donnerte und krachte, drehte sich der Konsul erschrocken und mit klopfendem Herzen um.
    ›Fängt es an?‹ fragte Lamia. ›Die Bombardierung?‹
    ›Nein, sehen Sie‹, sagte Kassad. Er deutete auf einen Punkt über den Berggipfeln, wo Schwärze die Sterne verdeckte. Licht explodierte an diesem falschen Horizont entlang und beleuchtete Eisfelder und Gletscher. ›Nur ein Gewitter‹, sagte er.
    Sie setzten ihren Weg über den karmesinroten Sand fort. Der Konsul stellte fest, daß er sich anstrengte, eine Gestalt in der Nähe der Gräber oder am Anfang des Tales zu erkennen. Er war über jeden Zweifel hinweg überzeugt, daß etwas dort auf sie wartete ... daß es wartete.
    ›Seht euch das an‹, sagte Brawne Lamia, deren Flüstern im Wind fast nicht zu hören war.
    Die Zeitgräber leuchteten. Der Konsul hatte es erst für Reflexe von oben gehalten, aber das war es nicht. Jedes Grab leuchtete in einem anderen Farbton, und jedes war jetzt ganz deutlich zu erkennen, das Leuchten wurde zusehends heller, die Gräber reichten weit in die Dunkelheit des Tals hinein. Die Luft roch nach Ozon.
    ›Ist das ein bekanntes Phänomen?‹ fragte Pater Hoyt mit dünner Stimme.
    Der Konsul schüttelte den Kopf. ›Ich habe noch nie davon gehört.‹
    ›Es wurde auch
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