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Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)
Autoren: Lilian Larsen
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von der verschwenderischen Pracht auf dem Landgut des Don Felipe Garcias-Romero. Was Pilar bekommen hatte, waren Almosen, doch für die Dirne war es Wohlstand.
    Vorsichtig hörte sich Pilar um. Nein, man hatte nichts gehört, absolut nichts. Aber der Pfarrer wollte mit Pilar reden. Ach, der Pfarrer, der könne ihr den Hintern lecken, schrie Pilar. Auf seine Moralpredigten könne sie verzichten.
    "Außerdem", sagte sie, "außerdem geilt sich das Schwein nur an meiner Beichte auf, und er bezahlt nicht mal dafür. Gäbe er mir ein paar Pesos, würde ich ihm lauter schlüpfrige Geschichten erfinden, ach was, aus meinem Leben könnte ich erzählen!"
    So war Pilar. Sie war sehr direkt. Aber manchmal war sie auch gütig. Als sie sich nun zu der mageren Frau neigte und ihr das Kind von der ausgezehrten Brust nahm, erwachte die Frau. Pilar schenkte ihr etwas Geld.
    Pilar konnte auch hart sein. In die hohle Hand eines Bettlers konnte sie spucken, das brachte sie durchaus fertig, und sie empfand dabei nicht einmal Reue. Sie war wie Feuer und Wasser, wie Himmel und Erde, und manche sagten, in ihrem Körper würden Engel und Teufel hausen.
     
    *
     
    Evita hatte ihrer Mutter nachgesehen und dabei ein merkwürdiges Gefühl gehabt. Es war Wehmut und Mitleid in einem, war aber auch die Erkenntnis, dass sie das Geschäft ihrer Mutter verdorben und sich in letzter Konsequenz dadurch selbst geschadet hatte. Und irgendwo dazwischen lag Evitas Aufbegehren, weil Pilar sich ihr Geld ausgerechnet auf diese Weise verdienen musste. Das verband sich wiederum mit der Frage nach dem Grund dafür. So geriet Evita in kurzer Zeit in einen Gedankenkreis, der sich zu einem bunten, wirren Wirbel ausweitete, denn all die vielen Fragen konnte ihr niemand beantworten.
    Warum gab es Sonne und Mond? Warum zogen die Wolken an manchen Tagen zu den Bergen, und weshalb schienen sie anderntags von dort zurückzukehren? Warum gab es den Hunger? Warum war Pilar eine Dirne?
    "O mein Gott“, stöhnte das Mädchen, und in jenen Augenblicken war wieder dieser Wunsch nach Freiheit da. Meist schlief dieser Freiheitsdrang und verschwand hinter der Geduld, die den Mexikanern eigen ist.
    Plötzlich gewahrte das Mädchen eine gelbe Staubwolke am Horizont. Die Zeit war ungewöhnlich.
    Alle ruhten, es war Siesta, auch hier im Haus der Dirne. Hurenhaus nannte man das Haus auf dem Hügel. Verstört zog sich Evita ins kühle Innere des Hauses zurück. Vielleicht war dies gar nicht Don Felipe. Vielleicht kam einer der Gauchos, die manchmal ins Dorf kamen und am Haus vorbeiritten, einen frivolen Pfiff ausstießen, die aber das Haus niemals betraten.
    Mit angehaltenem Atem lauschte Evita auf das Getrappel von Pferdehufen. Es kam immer näher auf das Haus zu und hörte dann auf. Die Schritte! Evita kannte sie gut. Die Absätze der schwarzen, spitzen Stiefel knallten auf den Steinplatten, als tanzten die Eisen einen rh*thmischen Stepp, den Evitas schon oft, aber noch nie so erschreckend deutlich gehört hatte.
    Dann vernahm Evita, wie an der Terrassentür gerüttelt wurde. Normalerweise war die Tür nicht versperrt. Aber Evita hatte vorhin den Riegel umgelegt. Es war eine instinktive Handlung gewesen, die sich vielleicht jetzt als richtig erwies. Die Stiefelabsätze klapperten um das Haus herum. Evita konnte den Ärger und die Ungeduld deutlich heraushören. Das Mädchen bekam feuchte Handflächen, die Bluse klebte ihm plötzlich auf der nackten Haut.
    "Hola!“, erklang eine herrische Stimme. Es war Don Felipe. Das Untier war zurückgekehrt, um sein Opfer zu holen!
    „ Hola!“, erklang es nochmals, diesmal zorniger, drohend. „Öffne“, kam ein Befehl. "Wenn du nicht augenblicklich öffnest, lasse ich das Haus ausräuchern! Ich jage dich in die Gosse zurück. Hörst du nicht? Verfluchte Hure!"
    Evita wusste später nicht mehr, ob ihr folgenden Handlungen aus Überlegung oder nur aus ihrer Furcht heraus erfolgten. Auf nackten Sohlen lief sie zur Tür, zog den Riegel zurück und stand im weißen, grellen Sonnenlicht vor Don Felipe.
    Nass war sie bis auf die Haut. Durch die Bluse schimmerten ihre Mädchenbrüste. Ein wenig offen, wie atemlos, war ihr Mund. In den meerblauen Augen lauerte die nackte panische Angst.
    "Was wünschen Sie?", fragte Evita. Ihre Stimme klang rau und trocken. "Mutter ist nicht
    hier. Sie ist ins Dorf gegangen, um Brot zu kaufen!"
    „ Bueno!", sagte Don Felipe und nahm den schwarzen Zigarillo aus dem Mundwinkel. Die Müdigkeit in seinen Augen war
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