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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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Marktweib!«, sagte sie mit gedämpfter Stimme und vorgeschobener
Unterlippe.
    »Dem
Herrn sei Dank, da bist du ja wieder.« Er lächelte zänkisch.
    »Die
Kniespitzen sind genau da, wo sie hingehören.« Claas grinste ebenfalls.
    »Dann
hat Ratsherr Hemeling aber sehr drollige Knie!« Sie reckte das Kinn nach vorn
und zog eine Augenbraue nach oben.
    »Vielleicht
geht er deswegen so seltsam?« Lächelnd stieß ihr Vater Claas in die Rippen,
worauf dieser betont mit den Schultern zuckte.
    »Ach
ihr.« Wütend stampfte sie zurück und rutschte beinahe auf den kleinen Steinen
aus, die den beiden Männern in ihren dicken Holzschuhen nichts ausmachten. »Ich
bekomme euer Geheimnis schon noch heraus!«
    Demonstrativ
sah ihr Vater an die Decke und faltete die Hände zum Gebet. »Herrgott, bewahre
uns vor der Neugier der Weiber.«
    Claas
schüttelte lachend den Kopf. »Amen!«
    »Ich
wünschte, sie hätte den Scharfsinn von ihrer Mutter geerbt und nicht von ihrem
Vater. Dann hätte sie mehr für die Hausarbeit übrig.« Ihr Vater presste die
Lippen fest aufeinander.
    »Wehe
dem Mann, der sie einmal zum Weibe nimmt«, ergänzte Claas.
    »Ich
heirate nicht.«
    »In
Anbetracht deiner Neugierde wäre das für die Männer vielleicht ein Segen. Aber
andererseits …« Er sah ihr fest in die Augen, und seine Miene verlor das
Spöttische für einen Moment. »… auch eine Verschwendung.« Ungeniert
zwinkerte er ihr zu, als wäre ihr Vater nicht da.
    Einen
Augenblick war sie versucht, ihm die Zunge herauszustrecken, verkniff es sich
aber, es gehörte sich schließlich nicht. »Ich verstehe die Geheimnistuerei
nicht, wo ihr das Haupt doch so gut wie fertig habt und jeder es sehen kann!«
    »Anna,
wenn wir es sagen könnten, dann wüsstest du es schon längst. Lass es gut sein.«
Ihr Vater lächelte sie weiterhin amüsiert an, wandte sich dann Claas zu.
»Lassen wir sie einstweilen in dem Glauben, dass es Hemeling ist, dann quält
sie uns nicht täglich mit dieser Frage.«
    Claas
dachte einen Moment nach, dann hob er seine Augenbrauen. »Ein hervorragender
Einfall!« Damit reckte er sich und wechselte das Thema. »Wenn du magst, können
wir später mal wieder eine Partie Schach spielen.«
    »Ach,
du gewinnst ja sowieso immer.« Anna zog böse die Augenbrauen zusammen.
    »Schau
nicht so zornig. Vielleicht lasse ich dich heute einmal gewinnen.«
    Wieder
sah er sie so an, dass ihr die Wärme ins Gesicht stieg. Allein mit seinem Blick
konnte er sie verlegen machen, das war früher, vor seinem Jahr auf
Wanderschaft, nicht so gewesen.
    »Das
Essen war übrigens wieder wunderbar, hast du es gemacht?«
    »Zusammen
mit Mutter.«
    Ihr
Vater sah von einem zum anderen, dann erhob er sich, wobei kleine Staubwolken
aus seiner Kleidung traten.
    »Es
wird Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen, ehe das schwindende Tageslicht dunkle
Schatten auf den Stein wirft.«
    »Darf
ich bleiben und zusehen?«
    »Nein,
Anna. Du gehst jetzt wieder nach Hause.«
    Auch
Claas erhob sich und sah sie ein wenig mitleidig an. »Sag deiner Mutter einen
Gruß, die Pastete war die beste, die ich je gegessen habe.«
    Enttäuscht
nickte Anna. »Ich werde es ausrichten.« Dann nahm sie den leeren Korb und ging
zur Tür, die mit einem schweren Balken verriegelt war. »Früher habt ihr nicht
so ein Geheimnis um eure Arbeit gemacht.« Sie ärgerte sich darüber, dass die
beiden sie nicht einweihten, zumal sie etwas von der Bildhauerei verstand.
    »Anna!«
Die Art, wie ihr Vater ihren Namen aussprach, machte ihr klar, dass es nun
genug war.
    »Ja,
Vater.« Verlegen senkte sie den Kopf.
    »Bis
heute Abend.«
    Claas
nahm den schweren Balken hoch, als würde er nichts wiegen, und ließ sie hinaus.
    »Bis
morgen, Anna.« Wieder lag etwas in seinem Blick, das sie nicht kannte und
verwirrte.
    »Wiedersehen,
Claas.« Sie schlüpfte hinaus und trat in den Herbstwind, der den Staub auf
ihren Kleidern umherwirbelte. Claas schloss die Tür, und sie hörte, wie er den
Balken wieder davorlegte. Fröstelnd zog sie ihren Umhang enger, dann machte sie
sich auf den Weg nach Hause. Unentwegt musste sie dabei an ihn denken. Warum
machte er sie nur so verlegen?
    Ihre
Mutter rückte ihre Haube zurecht und verzog missbilligend das Gesicht, als Anna
in die Küche kam. Über dem Herdfeuer dampfte ein Topf, und es roch im ganzen
Haus nach der Kohlsuppe, die sie für morgen kochte.
    »Wie
oft habe ich dir schon gesagt, du sollst das Essen an der Tür abgeben. Sieh
dich nur an!« Sie deutete mit ihrem Finger
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