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Die Hure und der Krieger

Die Hure und der Krieger

Titel: Die Hure und der Krieger
Autoren: Maya Banks
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abermals das Herz stehen.
    Sie lag so reglos da, dass er Angst hatte, zu spät zu sein. Da aber bewegte sie kaum wahrnehmbar die Lippen und flüsterte seinen Namen.
    Mit wenigen Schritten war er bei ihr und kniete neben dem Bett nieder. „Ich bin hier, Keeley. Ich bin bei dir, Liebste.“
    Er fuhr ihr mit der Hand übers Gesicht. Er wollte, dass sie ihn spürte; wollte ihr zeigen, dass sie nicht allein war.
    Sie war so zart, so kostbar, so zerbrechlich. Er konnte nicht hinnehmen, dass sie ihm jeden Augenblick genommen werden konnte.
    „Alaric?“, flüsterte sie wieder.
    „Aye, Liebste, ich bin hier.“
    „Mir ist so kalt. Es tut nicht mehr weh, mir ist nur kalt.“
    Eiskalt lief es ihm den Rücken hinab.
    Sie drehte sich, als suche sie nach ihm, und hob die Lider ein winziges Stück. Doch sie sah durch ihn hindurch - ihr Blick war ins Leere gerichtet, als starre sie in ein schwarzes Nichts.
    „Ich habe Angst.“
    Das Eingeständnis ging ihm durch Mark und Bein. Er schloss sie in die Arme, und Tränen brannten ihm in den Augen. Dass diese Frau, die doch vor nichts zurückschreckte, sich nun fürchtete, war mehr, als er ertragen konnte.
    „Ich bin bei dir, Keeley. Hab keine Angst, ich lasse dich nicht allein, das schwöre ich.“
    „Bringt mich ...“ Sie verstummte, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
    „Wo soll ich dich hinbringen, mein Liebling?“
    „Zu der Stelle ... an der wir uns ... Lebewohl gesagt haben. Wo Ihr mich ... ein letztes Mal geküsst habt.“
    Er barg den Kopf an ihrem Hals und weinte.
    „Bitte.“
    Oh, Gott, er wollte nicht, dass sie bettelte. Ihr flehender Tonfall gab ihm den Rest.
    „Aye, Keeley, ich bringe dich hin. Ich bringe dich, wohin du willst.“
    Sie lächelte schwach und schloss die Augen, als hätten die wenigen Worte sie vollständig ausgelaugt.
    Behutsam hob er sie hoch, presste sie sich an die Brust und drückte ihr die Lippen auf den Scheitel. Während er mit ihr den Gang entlangschritt, liefen ihm ungehindert Tränen über die Wangen. Niemand versuchte, ihn aufzuhalten. Mairin und Rionna weinten ungeniert, als er an ihnen vorbeiging. Maddie blickte betroffen drein, und Gannon neigte bekümmert den Kopf.
    An der Treppe wartete Caelen, die Hände zu Fäusten geballt. Langsam streckte er eine Hand aus, berührte Keeleys Haar und strich ihr über die Wange. Er neigte sich vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, eine Geste voller Zärtlichkeit. Soweit Alaric wusste, war es das erste Mal, dass er einer Frau offen Zuneigung entgegenbrachte - das erste Mal, seit die Frau, die er einst geliebt hatte, ihn vor vielen Jahren betrogen hatte.
    „Mögest du Frieden finden“, raunte Caelen, wandte sich ab und stapfte davon, die Zähne fest zusammengebissen.
    Als Alaric sie über den Burghof trug, lief der gesamte Clan herbei. Alaric wandte sich nach Osten, dem See zu. Durch den Hain schritt er, in dem er nur eine Woche zuvor auf sie gewartet hatte. Am Ufer blieb er stehen und setzte sich auf einen der Findlinge.
    „Wir sind da, Keeley. Spürst du den Wind auf den Wangen? Riechst du die frische Luft?“
    Ihre Lider flatterten leicht, und sie zog die Luft ein. Das bereitete ihr offenbar Schmerzen, denn sie verzog gequält das Gesicht. Ihre Brust hob und senkte sich unter mühsamen Atemzügen, und eine ganze Weile lag sie schweigend in seinen Armen.
    „Aye“, sagte sie schließlich. „Es ist wundervoll, die Sonne auf der Haut zu fühlen. Ich bin müde, Alaric. Und dabei habe ich so hart gekämpft.“
    Er hörte den Schmerz in ihrer Stimme, den Kummer angesichts der Gewissheit, dass sie sterben würde.
    „Ihr sollt wissen, dass ich glücklich sterbe. Alles ... Alles, was ich mir je gewünscht habe, war ... Euch zu gehören. Eure ... Frau zu sein. Und wenn auch nur kurz. Ihr seid mein, und ich bin die Eure.“ Alaric blickte zum Himmel auf. Ihm war, als würde eine riesige Hand sein Herz zerquetschen. „Du warst immer die meine, Keeley, von dem Augenblick an, da du mich in deiner Kate aufgenommen hast. Nie hat mich eine Frau so sehr in Bann geschlagen wie du. Ich bin dir mit Leib und Seele verfallen, für mich wird es nie eine andere geben. Ich hätte dir längst schenken sollen, worauf nur du allein ein Anrecht hast. Ich habe versucht, das Richtige zu tun, aber was zählt das alles schon letzten Endes, wenn ich dich verliere.“ „Haltet mich fest“, flüsterte sie. „Bleibt bei mir und haltet mich fest, bis die Zeit kommt, da ich gehen muss. Ich fühle, wie ich
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