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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs
Autoren: Random House
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hätte ich Selketien mit der Freiheit auch den Krieg und das Leid zurückgebracht.« Jeminas sah ernst aus.
    »So etwas darfst du nicht denken.« Rik legte Jemina aufmunternd den A rm um die Schultern. »Ohne dich hätte Corneus die Selketen auf ewig zu seinen Sklaven gemacht. Ganz gleich was die Zukunft auch bringen mag, alles ist besser als so ein Schicksal.«
    »Wie geht es nun weiter?«, fragte Jemina.
    Elaries zog seinen Umhang enger um sich. »Wir brauchen neue Gesetze, das ist wichtig. Deshalb werden wir schon bald eine V ersammlung einberufen, zu der alle Selketen kommen können. Dort sollen die Gesetze gemeinsam beschlossen werden.« Er drehte sich zu Jemina und zog ein Pergament hervor. »Ich habe hier die zehn wichtigsten Gesetze aufgeschrieben und zwar so klar und einfach, dass sie jeder versteht: Erstens: Man darf nicht töten. Zweitens: Man darf nicht stehlen …«
    »Das ist wirklich leicht verständlich.« Rik nickte anerkennend.
    »Ja, das ist es wohl.« Elaries seufzte. »Und doch müssen wir vorsichtig sein. W ie heißt es doch so schön in einem alten Spruch der Ursketen: Was besonders gut erscheint, ist oft der Vorbote von etwas Schlechtem . So war es bei Orekhs Schattenzauber und so wird es wieder sein – wenn wir die Dinge nicht mit wachem Blick beobachten.«
    Elaries’ W orte klangen in Jemina nach, während sie den Blick im schwindenden Licht der A bendsonne über Selketien schweifen ließ. A m Fuß der Magierfeste lag das Land schon in Schatten gehüllt, während die schneebedeckten Gipfel des A tacamgebirges weit im Norden in einem feurigen Rot erstrahlten, als würden sie glühen. Sie drehte sich um und schaute nach Süden, wo irgendwo hinter den sanften Hügeln Galdez’ Hütte stehen musste. Das Haus selbst war nicht zu sehen, aber in der Ferne kündeten winzige Lichtpunkte von dem Dorf, in dem sie auf ihrer Reise vom Nebelsee an Land gegangen waren.
    Selketien war ein schönes Land und ein freies dazu. Ob es auch ein friedliches sein konnte, würde die Zukunft zeigen. Jemina lächelte. Sie zweifelte nicht daran.

Epilog
- 10 Jahre später -
    D as Laub der Bäume am Ufer des Stillen Flusses leuchtete in feurigen Rot- und Goldtönen. Nebelschleier standen geisterhaften Gespinsten gleich über dem spiegelglatten W asser und die Luft war erfüllt von den würzigen Düften des Herbstes. Nach einem langen Sommer wurden die T age kürzer. Der Gesang der V ögel war verstummt, viele hatten sich schon in den Süden aufgemacht, wo sie die kommenden Monate verbringen würden. Die Ernte war eingebracht, das letzte Korn gedroschen. Ein leichter W ind trieb von Norden kommend die ersten bunten Blätter vor sich her und trug in seinem Gefolge die A hnung des nahenden W inters nach Selketien.
    Eine dünne Rauchfahne stieg über einer kleinen Hütte auf der Lichtung am Fluss auf und kündete davon, dass die Bewohner daheim waren. Der W ind nahm den Geruch nach verbranntem Holz in sich auf, trug ihn mit sich fort und wies den beiden W anderern den W eg, die an diesem späten Herbstmorgen suchend durch den W ald streiften …
    Die friedvolle Beschaulichkeit des Morgens fand jäh ein Ende, als ein Junge und ein Mädchen vom Fluss kommend auf die Hütte zustürmten.
    Der Junge, deutlich größer und älter als das Mädchen, hielt eine Stoffpuppe in seinen Händen, so hoch, dass das Mädchen sie nicht erreichen konnte.
    »Ich hab sie zuerst gesehen!« Das Mädchen hüpfte auf und ab, während es versuchte, die Puppe zu erreichen.
    »Und ich habe sie aus dem W asser gezogen.«
    »Aber du spielst doch gar nicht mit Puppen.« Das Mädchen schob trotzig die Unterlippe vor.
    »Ich will ja auch nicht damit spielen.« Der Junge grinste schelmisch. »Ich gebe sie dir …«
    »Wirklich?« Die A ugen des Mädchens leuchteten.
    »… wenn du sieben Mal den Ziegenstall für mich ausmistest.«
    »Das ist gemein!« Das Mädchen ging mit ihren kleinen Fäusten auf den Jungen los. »Gemein, gemein …«
    »Hör auf, oder ich werfe sie wieder in den Fluss«, drohte der Junge.
    »Du bist so gemein!« Das Mädchen schluchzte auf und ließ die Hände sinken.
    »Efta! Galdez!« Mit einem Korb voller Eier kam Jemina aus dem Hühnerstall. »Schluss mit dem Gezänk. W as ist denn nun schon wieder los?«
    »Galdez will mir die Puppe nicht geben«, klagte das Mädchen.
    »Eine Puppe?« Jemina trat näher und nahm dem Jungen die Puppe aus der Hand. »Die ist ja ganz nass. W o habt ihr sie her?«
    »Ich hab sie aus dem Fluss
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