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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow
Autoren: Willibald Alexis
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wo er mit einem Edelmann aus zinnernem Becher gewürfelt hatte.
    »Die Hexen hier bleichen's,« sprach der Junker, der sich auch erhob, ein Mann in mittleren Jahren, der aber etwas älter aussah, als er sein mochte. Sein blonder Bart spielte in's Röthliche, seine krausen Haare in's Grau über; sein Gesicht war nicht grob, aber auch nicht fein, die Züge schlaff, aber aus den hellblauen, matten Augen schielte zuweilen ein lauernder Blick. »Die Hexen hier bleichen's,« sagte er, »der Ort ist verwünscht. Das weiß jedes Kind. Muß Einer den Muth haben wie meine Base, daß sie's mit den Unholden aufnimmt.«
    »Hat's Euch in den Nächten aufgelegen, Vetter Peter Melchior?«
    »Ich trug mein Amulet. Aber an solchem Platz waschen lassen! Es haben's Leute gesehen, wenn auch diesmal nicht, doch vor Jahren, nächtig, wenn sie aufwachten. Zwei graue, hagere Weiber mit langen Spinnebeinen schritten über's Zeug mit Gießkannen, und draus kamen pure Strahlen Mondenschein. Davon kann das Zeug wohl weiß werden, aber –«
    »Aber, Peter Melchior, Ihr wißt ja, daß der ehrwürdige Herr alle Morgen seinen Segen darüber spricht.«
    »Wird die Wäsche etwa davon weiß! Der Dechant spricht gewiß auch seinen Segen über die Würfel, wenn er doppelt, und der heckt, denn er trägt ihn jedesmal blank in der Tasche fort, aber die Würfel werden immer brauner.«
    »Der Segen des Herrn schafft das Beste in allen Dingen,« fiel der Dechant ein, und wollte, wie er zu thun pflegte, die Hände vor dem wohlgerundeten Bauche falten, aber es traf ihn einer der feinen schlauen Blicke der Ehefrau, welche bisweilen auf die, welche sie trafen, eine ähnliche Wirkung übten, als wenn ihre nicht feinen Hände mit der Wange einer Magd in Berührung kamen. Sie lächelte und der Dechant lächelte auch, worüber er die fromme Bemerkung verschlucken mußte, zu der sich sein Mund schon gespitzt hatte.
    »Wer sähe meiner Frau von Bredow den Schelm an, der unterweilen aus ihrem Auge blitzt.«
    »Ich meine ein Schelm sieht den andern,« entgegnete sie, »und wenn man in manchem Haus aufräumen thäte, fände man mancherlei darin, was nicht darin gehört, z. B. in einem Priesterhaus die Weiberröcke.«
    Der Dechant, welcher die Augen jetzt wirklich niederschlug, wollte von dem Gesetz anheben, welches zwar besage – aber die Edelfrau ließ ihn nicht zu Worte kommen. Wir wissen nicht, was gerade jetzt ihr die Laune zur Strafpredigt für den langjährigen Hausfreund eingab, der doch ihrer Wäsche so treulich beigestanden hatte.
    »Das Gesetz sagt,« unterbrach sie ihn, »thue recht und scheue Niemand, und wenn du schmutzig bist, wasche dich. Wasser fließt überall und Jeder hat Hände zum Reiben, aber er muß nicht reiben, wie Pilatus that. Wer ein gut Gewissen hat, braucht nichts zu verstecken, aber wem was im Schrank thut hängen, da es nicht sein soll, der muß die Thüre schnell zuschlagen, wenn Einer 'nein sieht. Blank gescheuert hat Mancher; ja von außen, aber wie es drinnen aussieht, das kommt auch einmal an den Tag.«
    »Nur zu, Muhme,« rief lachend der Junker Peter Melchior, »wasch ihn einmal recht, er schenkt's uns auch nicht, wenn er auf der Kanzel steht.«
    »Dem Tage, welchen unsere verehrte Wirthin meint, wird der Gerechte, wenn auch mit Bangen, doch mit Vertrauen entgegenblicken.«
    »Na, hochwürdiger Herr!« hub Frau von Bredow an und sah ihn recht scharf aus ihren großen Augen an. »Wenn an jenem Tage alle die Unterröcke, so in den Priesterschränken in die Winkel sich verkriechen, oben am Himmel hängen werden bei der großen Wäsche in Gottes Sonnenlicht, da möchte ich sehen wie die Herren vom Clerus den Kopf aufrichten wollen. Da könnt ihr schwenken lassen alle Eure Weihrauchskessel, daß den lieben Engelein die Augen thränen, 's ist zu viel. Da muß Petrus die Hände über'm Kopf zusammenschlagen und rufen: Herr Gott Vater, wenn wir das gewußt, daß sie auch das Kinderzeug mitbringen, ich hätte ihnen ja das Himmelsthor nicht aufgeschlossen.«
    »Und Sanct Petrus schloß es dennoch auf, und das Unreine und Sündhafte fällt ab, wie der Thau von den Pflanzen, wenn Gottes Sonne strahlt. Das ist das Mysterium, die unerforschliche Weisheit und Gnade des Herrn, daß er in seiner großen Haushaltung, der Welt, wo Alles Ordnung ist, auch seine Geweihten bisweilen sündigen läßt, aber nur zu seinen unerforschlichen Zwecken. Ich mag sagen, es geschieht zuweilen, ihnen unbewußt, aber er weiß es und weiß warum. Und wenn dann ihr Herz
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