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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow
Autoren: Willibald Alexis
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Klatschen und Klopfen. Kurz es war ein Lager allerdings, aber nicht von Kriegsknechten oder Wegelagerern, nicht von Kaufleuten oder Zigeunern, welche die Einsamkeit suchen; es war ein Feldlager, wo mehr Weiber als Männer waren, und das Feldlager war eine große Wäsche.
    Von den Sandhöhen nach Mitternacht, deren nackte Spitzen über das Haidegestrüpp vorblickten, konnte man es deutlich sehen. In einem Sattel dieser Sandhügel stand nämlich ein bepackter Karren. Sein Eigentümer, der Krämer, hatte ihn hier untergebracht außer dem Wege, damit kein Späheraug Gäule noch Wagen entdecke, bevor er sich versichert, was da unten vorging. Selbst war er geräuschlos, vorsichtig, auf eine Kiefer geklettert, um auszuschauen, und sein ängstliches Gesicht heiterte sich auf. Denn was er sah, hatte nicht allein gar keinen Anschein von Gefahr, sondern sogar für ihn etwas Lockendes. Der weiße, wallende Glanz kam von den an Seilen trocknenden Leinwandstücken her, die der Wind dann und wann hoch aufblähte. Andere größere Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut am Fließ, an den Hügelrändern bis in den Wald hinein. Ueberall war Ordnung und das waltende Auge der Hausfrau sichtbar. Jeder, Mägde, Knechte, Töchter, Verwandte und Freunde, bis auf die Hunde hinab, schien sein besonderes Geschäft zu haben. Die begossen mit Kannen, die schöpften aus dem Fließ, die trugen das Wasser. Jene nestelten an den Stricken, welche zwischen den Kieferstämmen angespannt waren; sie prüften die Klammern; sie sorgten, daß die nassen Stücke sich nicht überschlugen. Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannte Feuerstellen und daneben standen Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die Mägde mit hochaufgeschürzten Röcken und zurückgekrämpten Aermeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis auf die Letzt gelassen, die Jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es mancherlei Neckereien zwischen dem Schilf. Wollte aber ein Mann in die Nähe dringen, ward er unbarmherzig bespritzt. Ja, einem Herrn im geistlichen Habit, der Miene machte, sich durch das Schilf zu schleichen, ward von eine der losen Dirnen ein ganzer Eimer gegen den Kopf gegossen. Ein Glück, daß er bei Zeiten ausbog; und mit einem Paar Tropfen auf's Gesicht kam er davon, und die Dirne mit einem drohenden Finger. Den andern legte der geistliche Herr schnell auf den Mund, mit einem bedeutungsvollen Blicke, denn er sah die gebietende Hausfrau herankommen.
    »Ach, meine gnädige Frau von Bredow auf Hohen-Ziatz!« mit den Worten und einem frohen Athemzuge ließ sich der Krämer schneller, als er hinaufgeklettert, von seinem Baume herab. Darauf ging er an sein Geschirr; putzte die Pferde und schirrte sie an zum Aufbruch. Die hält ihre große Herbstwäsche ab; hätte ich das früher gewußt, es hätte was zu verdienen gegeben. »Aber's ist ja noch nicht zu Ende, und fällt wohl noch zuletzt was ab.« Er brachte die Hand an die Stirn, und ehe er in den Weg einlenkte, lüftete er die Wagendecke, schnürte und schnallte und packte Unterschiedliches um. Einiges versteckte er, und andere Packete legte er oben auf, wie es ein guter Kaufmann thun muß, der seine Kunden kennt und weiß, was ihnen in's Auge sticht und was ihnen mißbehagt.
    Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow auf Hohen-Ziatz; »Der Winter ist ein weißer Mann,« sagte sie. »Wenn er an's Thor klopft, muß das Haus auch weiß und rein sein, daß der Wirth den Gast mit Ehren empfangen mag.«
    Ihr Gast, der Dechant, hatte zwar gesagt: »Der Winter ist ein ungebetener Gast; den stellt man hinter die Thür;« aber die Edelfrau hatte erwidert: »Das mag vor Alters gepaßt haben, ehrwürdiger Herr, als es noch keine geistliche Herren gab. Itzund wissen drei ungebetene Gäste in jedwed Haus zu dringen; wie man's auch zuschließt, sie finden immer eine Ritze: der Winter, die Wanzen und die Pfaffen.«
    Der Dechant hatte dazu gelacht; hatte doch die Edelfrau beim großen Kehraus in der Burg auch sein Bündel mit auf die Wagen werfen lassen, was ihn der Mühe überhob, daß er's nach Brandenburg mitnahm, wenn er mit dem einen ungebetenen Gaste, dem Winter, in seine warme Klause zurückkehrte.
    Eine Herbstwäsche war im Schloß Hohen-Ziatz eine Verrichtung. Eine große Arbeit war es, wo die Knochen sich rühren mußten, aber ein Fest auch. Die Hausfrau meinte, alle tüchtige
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