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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse
Autoren: Patricia Cornwell
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werden gestohlen, Kinder mißbraucht. Alles in dieser Stadt. Dasselbe passiert überall auf der Welt, nur hat in diesem Land jeder eine Waffe. Eine Waffe in jedem Haus! Die Menschen verletzen sich gegenseitig und sich selbst, manchmal sogar ohne Absicht. Aus einem Impuls heraus.« Er drehte sich um und ging nun in die andere Richtung. »Kaputt gemacht von Drogen und Alkohol. Selbstmorde, die vielleicht nicht passiert wären, wäre nicht eine Waffe zur Hand gewesen. Unfä...« Er brach ab, als ihm einfiel, was mit Hammers Mann geschehen war. »Was kann ich - was können wir in der Bank -tun?« Er fixierte sie mit leidenschaftlichem Blick.
    Das war es nicht, was Hammer auf dem Herzen gehabt hatte, als sie an seiner Tür läutete, aber sie war in der Lage, eine günstige Gelegenheit beim Schöpfe zu greifen. »Sie haben gewiß das Zeug zu einem Kreuzritter, Sol«, antwortete sie nachdenklich. Kreuzritter. Das gefiel Cahoon, und er fand es an der Zeit, daß sie erkannte, daß auch er Substanz besaß. Er lehnte sich zurück, und sein Bourbon fiel ihm wieder ein.
    »Sie wollen helfen?« fuhr sie fort. »Dann darf es keine Schönfärberei dessen mehr geben, was hier in unserer Umgebung wirklich vorgeht. Kein Mist von der Sorte, unsere Aufklärungsrate liege bei einhundertfünf Prozent. Die Menschen müssen die Wahrheit erfahren. Sie brauchen jemanden wie Sie, der sie überzeugen kann.« Er nickte tief bewegt. »Wissen Sie, dieser Blödsinn mit der Aufklärungsrate war nicht meine Idee. Es war die Idee des Bürgermeisters.«
    »Natürlich.« Aber das interessierte sie nicht.
    »Übrigens«, fragte er, inzwischen neugierig geworden, »wie hoch ist sie wirklich?«
    »Nicht schlecht.« Der Bourbon begann zu wirken. »An die fünfundsiebzig Prozent. Zwar weit davon entfernt, wo sie sein sollte, aber dennoch deutlich höher als in vielen anderen Städten. Aber wenn Sie zehn Jahre alte Fälle dazurechnen, die schließlich doch noch aufgeklärt wurden oder wo die Täter selbst das Zeitliche segnen und nur noch als Inschrift auf einem Grabstein existieren, und wenn Sie einkalkulieren, daß einem erschossenen Drogendealer drei ungeklärte Fälle zuzurechnen sind.«
    Er hob die Hand, um sie zu unterbrechen. »Ich habe verstanden, Judy«, sagte er. »So etwas wird nicht wieder vorkommen. Ehrlich. Ich kannte die Einzelheiten nicht. Bürgermeister Search ist ein Idiot. Vielleicht sollten wir einen anderen haben.« Nachdenklich trommelte er mit den Fingern auf die Armlehne. »Sol.« Sie wartete, bis er sie wieder ansah. »Ich fürchte, ich muß Ihnen etwas Unangenehmes mitteilen. Ich wollte es Ihnen persönlich sagen, bevor die Medien es erfahren.«
    Wieder war er gespannt. Er stand auf und schenkte nach, während Hammer ihm von Blair Mauney III berichtete und von den Ereignissen der Nacht. Sie erwähnte die Papiere in Mauneys Leihwagen. Entsetzt hörte Cahoon ihr zu. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Er konnte nicht fassen, daß Mauney tot war, ermordet, seine Leiche mit Farbe besprüht und zwischen Dornengestrüpp in den Dreck geworfen. Nicht daß Cahoon diesen Mann jemals besonders gemocht hätte. Nach seiner Erfahrung war Mauney ein Schwächling, ein heimtückischer und anmaßender Kerl. Und je länger er zuhörte, desto weniger überraschten ihn dessen anscheinende Betrugsmanöver. Traurig war er über den Plan mit den US Choice -Zigaretten und ihrer Alchemie, die jetzt mit in diesen Strudel gerieten. Kleine Kronen hatten sie am Filter haben sollen. Wie hatte er sich nur darauf einlassen können?
    »Kann ich Sie jetzt eines fragen?« sagte Hammer schließlich. »Was soll ich tun?«
    »Großer Gott«, sagte er. Alles mögliche schoß ihm durch den Kopf. Was ging? Was ging nicht? Wer war verantwortlich für was? Was war vernünftig? »Ich weiß es noch nicht genau. Aber ich weiß, daß ich Zeit brauche.«
    »Wieviel?« Sie schwenkte ihren Drink. »Drei bis vier Tage«, antwortete er. »Ich vermute, der größte Teil des Geldes befindet sich noch auf den Caymans auf verschiedenen, voneinander völlig unabhängigen Nummernkonten. Wenn das hier erst in den Nachrichten kommt, steht eines fest: Das Geld kriegen wir nie zurück. Und unabhängig davon, was die Leute reden, so ein Verlust trifft jeden, jedes Kind mit einem Sparbuch, jedes Paar, das einen Kredit benötigt, und jeden Rentner und seine Rücklagen.«
    »Keine Frage«, sagte Hammer, selbst treue Kundin von Cahoons Bank. »Das habe ich schon immer gesagt, Sol. Es trifft
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