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Die Hormonformel

Die Hormonformel

Titel: Die Hormonformel
Autoren: Detlef Pape , Beate Quadbeck , Anna Cavelius
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finden. Und die Entdeckung beziehungsweise Entschlüsselung der Hormone ist noch lange nicht abgeschlossen.
    Nichts läuft ohne die Botenstoffe
    Gäbe es keine Hormone, kämen alle Organfunktionen in Nullkommanichts zum Erliegen. Menschliches Leben mit all seinen Entwicklungs- und Reifephasen wäre ohne diese Mini-Kommunikatoren nicht denkbar. In Zusammenarbeit mit dem Nervensystem regeln sie jeden Stoffwechselvorgang: die Entwicklung des Babys im Mutterleib, die eines Mädchens zur Frau oder eines Jungen zum Mann und nicht zuletzt die eines Erwachsenen zum agilen Senioren. Sogar die Gefühlswelt wird von Hormonen gesteuert.
    Hormone dienen dabei überwiegend als Botenstoffe. Schon winzige Mengen von einem Millionstel Gramm genügen, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Ihr Ziel: möglichst umgehend auf dem Weg durch die Blutbahn an einer passenden Zelle anzudocken. Dort angelangt, erteilen die Hormone an den sogenannten Hormonrezeptoren – das sind Eiweiße (Proteine), die Hormone binden und deren Wirkung vermitteln – gewissermaßen ihre Kommandos beziehungsweise geben ihre Botschaften weiter. Und schon passiert es: Ein Fötus entwickelt sich, ein Kind wächst im Schlaf, ein Pubertierender motzt seinen Lehrer an, zwei Menschen verlieben sich. Und noch mehr: Wir fühlen uns sexy, weinen im Kino, bekommen einen Wutanfall, sind gestresst, haben Hunger oder verspüren keinen Appetit, kommen ins Schwitzen, können nicht mehr durchschlafen, sind traurig – oder nehmen aus heiterem Himmel zu.
    Der Einfluss der Hormone auf das Gefühlsleben
    Hormone sind sogar dann im Spiel, wenn ansonsten stets gut gelaunte Frauen plötzlich von Depressionen geschüttelt werden oder nachsichtige Mütter plötzlich zu keifenden Furien werden. Wie das? Gesteuert wird das Hormonsystem durch den Hypothalamus, einen gerade einmal daumennagelgroßen Bereich im Zwischenhirn. Hier fließen alle Informationen über die aktuelle Hormonsituation im Körper zusammen. Jede noch so kleine Schwankung wird genauestens wahrgenommen – und es wird umgehend darauf reagiert, indem neue Boten zur Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschickt werden. Diese gibt ihrerseits die Kommandos an die hormonproduzierenden Drüsen weiter (zum Beispiel an die Nebennieren, Schilddrüse, Eierstöcke oder Hoden). Die Kommunikation in diesem komplexen System funktioniert perfekt: Zum einen hat jede Zelle im Körper ihre speziellen Schlösser (Hormonrezeptoren), zu dem nur ganz bestimmte Schlüssel (Hormone) passen. Zum anderen wandern die Hormone nach »getaner Arbeit« über die Blutbahn zurück ins Gehirn, um der Hypophyse zu signalisieren, dass der Auftrag ausgeführt und die Produktion gestoppt werden kann (Rückkoppelung).

    Wie ein Schlüssel ins Schloss dockt ein Hormon an den entsprechenden Hormonrezeptor an. Erst mithilfe dieses »Transporters« kann es in die Zelle gelangen und seine Wirkung entfalten.
    Das limbische System
    Der Hypothalamus arbeitet in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gefühlszentrum des Gehirns: dem limbischen System, das entwicklungsgeschichtlich zu den alten Teilen des Gehirns zählt. Man vermutet, dass es anfangs hauptsächlich für das Verarbeiten von Gerüchen zuständig war. Weil das Areal eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden ist, gilt es heute als Entstehungsort aller Gefühle. Es steuert Affekte und Emotionen wie Schmerz und Stress, aber auch Lust und sexuelles Empfinden. Genau das ist auch der Grund, weshalb bestimmte Hormone unser Verhalten, Denken und Fühlen entsprechend einfärben (siehe auch Abbildung > ). Aktuelle Studien belegen zum Beispiel die Wirkung der Geschlechtshormone und des Stresshormons Cortisol auf das Gehirn. So führt ein hoher Spiegel des Östrogens Östradiol dazu, dass sich Frauen schön finden und gerne flirten. Ein hoher Cortisolspiegel hingegen kann Wutanfälle provozieren, bei dem andere besser in Deckung gehen.
    Wenn Frauen zunehmen ...
    ... gleicht das bei vielen einer Tragödie. Und tatsächlich leiden Frauen unter einer Gewichtszunahme psychisch wesentlich mehr als Männer. Dabei stellen sich Depressionen und ein vermindertes Selbstwertgefühl nicht erst bei einem BMI von 30 und mehr ein. Frauen müssen nicht erst fettleibig (adipös) werden, um aus dem seelischen Lot zu geraten; schon drei bis fünf Kilogramm zu viel reichen zum Unglücklichsein. Woran liegt das? Diese Frage lässt sich leider nicht ganz so einfach beantworten. Zum einen hat sie etwas mit den eigenen Vorstellungen vom idealen
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