Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
starben einen plötzlichen Tod. Und jedes Leben, das in tiefer Nacht ausgelöscht wurde, stärkte den Zauber des Leichenkönigs und gab ihm mehr Kraft.
    Über hundert Jahre lang hatte Morthûl Nachforschungen angestellt und Bücher gelesen, die noch vor seiner Geburt geschrieben worden waren, mit dem Ziel, die Magie zu lernen und zu beherrschen, die er nun anwandte. Noch einmal einige Jahrhunderte hatte er nach den notwendigen Objekten gesucht. Gesandte des Dunklen Lords hatten die ganze Welt durchkämmt, von Pol zu Pol, auf der Suche nach so seltenen Gegenständen, dass nicht einmal die größten Zauberer jener Zeit an ihre Existenz glaubten. Und schließlich, an diesem Abend, kam alles zusammen, in einigen wenigen Momenten – das größte Zauberwerk, das die Welt seit Generationen gesehen hatte.
    Überall auf dem Kontinent erfuhren Könige und Königinnen, Kaiser, Fürsten und Päpste – alle, die herrschten oder eines Tages herrschen würden – solche Qualen, dass selbst die Götter voller Mitgefühl Grimassen geschnitten hätten. Der Zauber des Leichenkönigs strich über sie hinweg, benutzte ihre Körper als Tore, glitt durch den Strom der Zeit und bewirkte subtile Veränderungen, nicht bei den derzeitigen Königlichen, sondern bei ihren Vorfahren.
    Morthûl sang noch immer, und seine Finger bewegten sich wie beim Zerreißen eines kostbaren Gewebes, als er damit begann, den Ereignissen längst vergangener Leben eine neue Form zu geben. Über Generationen hinweg säte er in den aufeinanderfolgenden Herrschern wachsende Loyalität, die dem Herrn von Kirol Syrreth galt. Es dauerte eine Weile: Die Manipulation jeder einzelnen Generation erforderte endlos scheinende Minuten. Doch wenn das Ritual schließlich zu Ende ging, kurz vor Morgengrauen, würde er die ganze Welt erobert haben, ohne dass eine einzige Seele protestierte, ohne dass sich ein einziges Schwert gegen ihn hob. Wenn er sich bis zu den aktuellen Herrschern vorgearbeitet hatte, würde ihre Treue, ihre Verehrung ihm gegenüber, absolut und unerschütterlich sein, das Ergebnis einer Loyalität, die über tausend Jahre in die Vergangenheit reichte.
    Die letzte Seele der Getöteten löste sich in der vom Kessel ausgehenden Kraft auf. Das letzte alte Objekt versank in seinen Tiefen, schmolz in der brodelnden Flüssigkeit, die über den Rand zu kochen und auf den Boden zu spritzen drohte. Der kritische Moment war erreicht. Noch einige Sekunden, und der angerichtete Schaden war so groß, dass er nicht mehr repariert werden konnte; dann gab es kein Zurück mehr.
    Falchion, Havarren und sogar der Leichenkönig zuckten zusammen, als es plötzlich krachte – eine eiserne Tür schmetterte gegen das Felsgestein einer Wand. Dem Krachen folgte das Geräusch von eiligen Schritten im Korridor. In die nicht erstarrte Hälfte von Morthûls Gesicht kam Bewegung.
    Furcht. Zum ersten Mal sah Falchion Furcht im Gesicht des Dunklen Lords.
    »Haltet sie auf!« Diese drei gezischten Worte waren eine große Anstrengung für Körper und Geist, denn Morthûl kanalisierte mehr pure Magie als jeder andere Zauberer vor ihm.
    Ein metallisches Kratzen erreichte den Raum, und mit der Klinge in der Hand trat Falchion in den Korridor. Er nickte kurz, als Havarren neben ihm erschien; ihre Feindseligkeit war vorübergehend vergessen.
    Doch die Entschlossenheit, die Falchion im Gesicht des Zauberers sah, verschwand schnell beim Anblick der näher kommenden Gestalten.
    »Du! Du bist tot!« Havarrens Stimme klang nicht mehr arrogant, sondern verblüfft und entsetzt. »Wie …«
    Die majestätische Gestalt lächelte, als sie Havarrens Fassungslosigkeit bemerkte. »Mein lieber Vigo, du hast doch nicht gedacht, dass ein kleiner Drache genügt, um mich in Verlegenheit zu bringen, wie?«
    Sein Name lautete Ananias duMark: einer der größten Zauberer seiner Generation, geliebter Held der Verbündeten Königreiche und immerwährender Dorn in Morthûls Auge. Außerdem war er, wie Havarren wusste, ein Halbelf, obwohl Statur und Aussehen das Elfenblut in seinen Adern nicht verrieten. Er hatte ein markantes Kinn und erdbraunes Haar, trug ein schlichtes mahagonifarbenes Gewand und einen Stab aus eben solchem Holz, darin tausend kunstvoll geschnitzte Runen.
    Einen Fluch auf den Lippen hob der schmächtige Diener des Dunklen Lords die Hände, und seine Finger begannen mit einem komplexen Tanz; sie flochten ein Gewebe aus Magie, das diesen Idioten endlich ins Jenseits schicken sollte.
    Doch seine Finger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher