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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
Autoren: Ari Marmell
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zum todbringenden Stoß anzusetzen.

    Ein bösartiges Scheppern, ein dumpfes Klappern, und der Mann mit dem grotesken Panzer trat durch eine gänzlich andere Tür. Er gelangte in einen holzgetäfelten Raum etliche Straßen von dem Kellergewölbe entfernt, das er gerade in einen Schlachthof verwandelt hatte. Ruß und Blutspritzer bedeckten seine Rüstung, außerdem etliche Kratzer, wo ihn die Klingen der Soldaten getroffen hatten, ohne jedoch Schaden anrichten zu können. Schnurstracks ging er zu dem einzigen Stuhl, der in dem Raum stand, und ließ sich darauf fallen, ohne Rücksicht auf den Schaden, den das billige Möbelstück dabei nehmen konnte.
    Dann wartete er und saß in seinem Kokon aus Knochen und Metall so regungslos da, dass die Rüstung fast wie leer wirkte.
    Die Sonne zog weiter nach Westen, ihre letzten Strahlen suchten sich einen Weg durch die Spalten in den Fensterläden und glitten langsam die Wände hinauf, bis schließlich der Abend heraufzog. In dem Raum wurde es dunkel, bald war es so schwarz wie die Rüstung selbst, und immer noch rührte sich die Gestalt darin nicht.
    Ein Riegel klickte, Angeln knarrten, die Tür wurde rasch geöffnet und wieder geschlossen. Auf die Geräusche folgte ein schwaches Poltern im Dunkeln, woraufhin ein mürrischer Fluch des Neuankömmlings erklang und ein kurzes Kichern von der gepanzerten Gestalt.
    »Gottverdammt!«, fuhr der Neuankömmling hoch. Seine Stimme klang zittrig vom Alter. »Gibt es einen vernünftigen Grund, warum du kein Licht angemacht hast?«
    »Ich hatte gehofft«, hallte die Stimme in dem grauenerregenden Helm wider, »dass du stolpern und dir sämtliche Knochen brechen würdest. Vermutlich muss ich mich aber mit einem verstauchten Zeh zufriedengeben, jedenfalls klang es so.«

    »Licht. Sofort!«
    »Ganz wie du verlangst, oh Fossil!«
    Finger zuckten, und Metall rieb an Metall, als ein Handschuh sich bewegte und kurz darauf ein mattes Glühen die Mitte des Raumes erhellte. Der Neuankömmling war ein großer, spindeldürrer Bursche in mitternachtsblauer Kleidung und einem ebenfalls dunklen Umhang über den knochigen Schultern. Seinen kahlen Kopf überzogen mehr Altersflecken, als der Mond Flecken hatte, sein Bart war so spärlich, dass er aussah wie Spinnweben, und seine Haut war so spröde, dass sie an den Gelenken zu reißen und abzublättern drohte.
    »Besser?«
    Der alte Mann warf der Gestalt in der Rüstung einen finsteren Blick zu. »Besser … und was noch?« Er krächzte fast.
    Der Seufzer schien von den Füßen des Gepanzerten zu kommen. »Besser, Meister Nenavar?«
    »Ja«, erwiderte der Mann und fletschte die Zähne zu einem Grinsen. »Ja, deutlich besser.« Er sah sich nach einer anderen Sitzgelegenheit um, erblickte jedoch keine und war offenbar nicht geneigt, seinem Diener die Befriedigung zu gewähren und ihn aufzufordern, den Stuhl freizumachen. »Ich nehme an, es ist vollbracht?«, fragte er stattdessen. »Du riechst wie jemand, der eine ganze Schlachterei in Brand gesetzt hat.«
    »Nein, es ist nicht vollbracht. Genau genommen habe ich ihnen deinen Plan erklärt und sie dann hierhergebracht. – Er gehört Euch, Gentlemen!«
    Nenavar fuhr quietschend herum und streckte die Arme in einer hilflosen Geste zur Gegenwehr aus … Doch das einzig Bedrohliche hinter ihm war die billige Farbe, die langsam von den Wänden abblätterte.
    »Ich nehme an, du hältst dich für sehr komisch«, knurrte
er und verschränkte die Arme, damit sein Gegenüber das schwache Zittern seiner Hände nicht bemerkte. Der Mann in der Rüstung konnte darauf nichts erwidern, weil er kicherte, was allerdings als Antwort genügte.
    »Natürlich ist es vollbracht«, meinte er schließlich, nachdem er wieder zu Atem gekommen war. »Sie sind alle tot.«
    »Alle?« Eine Falte zeigte sich auf Nenavars Stirn.
    Wieder ertönte ein Seufzen, und irgendwie schien der Helm zu verraten, dass der Krieger dahinter die Augen verdrehte. »Fast alle. Selbstverständlich haben ein paar Wachen überlebt. Ich bin durchaus in der Lage, einen Plan in die Tat umzusetzen, Meister Nenavar.«
    »Du hättest mich zum Narren halten können.«
    »Wohl kaum.«
    Nenavar warf ihm einen finsteren Blick zu. »Du stinkst. Lass dieses Ding verschwinden.«
    Der Schädelhelm hob sich, als wäre sein Träger in Gedanken verloren gewesen, und im nächsten Moment waren Helm und Rüstung weg.
    Jeder Mann, jede Frau, jedes Kind in ganz Imphallion kannte diese Rüstung, hatte unzählige Horrorgeschichten
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