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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
Autoren: Ari Marmell
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Adelige beugte sich vor, stützte beide Fäuste auf die Tischplatte und behielt die Gildenmeister vor ihm im Blick, obwohl seine Worte an die Aristokraten hinter ihm gerichtet waren.
    »Meine Freunde«, sagte er mit seiner tiefen Stimme, »ich empfinde genauso wie ihr, das wisst ihr. Aber dies hier ist eine höchst ungewöhnliche Versammlung, und ich würde
nur zu gerne erfahren, aus welchen Gründen die Gildenmeister sie einberufen haben.«
    »Sie sollten verdammt gute Gründe haben!«, spie Herzogin Anneth von Orthessis hervor.
    Die Adeligen hinter ihr murmelten zustimmend.
    Auf der anderen Seite des Tisches verwandelten sich die herablassenden Mienen, und die Meister runzelten zögernd die Stirn. Obwohl es an der Zeit war, endlich das Wort zu ergreifen, wollte niemand der Erste sein, der sprach.
    Schließlich räusperte Halmon sich gereizt, und Tovin Annaras schlurfte nach vorn. Er war der Sprecher der Kartografengilde, doch von seinem normalerweise recht zügigen Schritt war im Moment nichts zu sehen. Er lächelte hohl, fast nervös, und versuchte Zeit zu gewinnen, indem er eine nicht existierende Staubflocke von seinem mit Perlen überzogenen Wams zupfte.
    »Wohlan, Mylords und Myladys«, begann er. »Mir ist klar, dass wir in letzter Zeit heftigere Meinungsverschiedenheiten hatten, als für beide Seiten verträglich ist. Deshalb möchte ich Euch für Eure Bereitschaft danken, an …«
    »Ach, um der Götter willen!«, unterbrach ihn Edmund, ein grauhaariger, gebeugter Mann.
    Er war ganz offensichtlich verbittert, weil er einräumen musste, dass das Alter ein Feind war, gegen den er nichts ausrichten konnte. Edmund war der Herzog von Lutrinthus und ein im Volk beliebter Held aus dem Schlangenkrieg.
    »Die Leute in unseren Provinzen verhungern, und das nicht zuletzt wegen Euch Gildenmeistern und Euren viel zu hohen Zöllen! Cephira zieht seine Streitkräfte an der Grenze zusammen, und die meisten von uns mussten mehr als ein paar Werst reisen, um hierherzukommen. Würdet Ihr also bitte mit den scheinheiligen Nettigkeiten aufhören und endlich zur Sache kommen?«

    Erneut ertönte zustimmendes Gemurmel von der blaublütigen Hälfte der Versammelten.
    Emotionen zuckten über Tovins Gesicht, angefangen von Konsterniertheit bis hin zur Wut. Allein die beruhigenden Worte von jemandem direkt hinter ihm verhinderten, dass er etwas Wütendes und ziemlich Obszönes erwiderte.
    »Ruhig Blut, mein Freund.« Obwohl sie flüsterte, erkannte Tovin die Stimme von Brilliss, der schlanken Mistress der Kaufmannsgilde. »Wir dürfen jetzt keinen Rückzieher machen.«
    Er nickte. »Nichts dergleichen spielt heute eine Rolle, Mylords«, sagte er dann gepresst und blickte von Edmund zu Herzog Halmon. »Denn was wir heute besprechen müssen, ist von weitaus größerer oder zumindest um einiges akuterer Bedeutung.«
    Etliche Adelige stießen daraufhin höhnische Rufe aus, Halmon jedoch zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen.
    »So sagt, was könnte wohl wichtiger sein, als …«
    »Lügen«, unterbrach ihn Tovin, ohne die Frage abzuwarten. »Gebrochene Versprechen. Mord. Hochverrat. Ich meine wirklichen Hochverrat!«, setzte er mit einem finsteren Blick auf jene Adeligen hinzu, die diesen Begriff noch vor wenigen Augenblicken den Gildenmeistern entgegengeschleudert hatten. »Und zwar ein Hochverrat, der uns alle bedroht, Gilden und Adelshäuser gleichermaßen.«
    Seine Worte genügten, um die ungläubig Johlenden zum Schweigen zu bringen, obwohl die Zweifel auf den Mienen der meisten Anwesenden beinahe ebenso laut waren.
    »Nun gut«, erklärte Halmon nach einem kurzen Blick auf Edmund und Anneth, die beide mehr oder weniger zögernd nickten. »Wir wollen uns zumindest anhören, was Ihr zu sagen habt. Also sprecht!«

    Offenkundig erleichtert drehte sich Tovin zu Brilliss herum, die sich neben ihn stellte. Sie holte tief Luft, vermutlich um ihre Nerven zu stählen …
    Im selben Moment hallte ein Schrei durch den Raum, der nicht von ihr stammte, sondern aus dem Gang kam. Ein verzweifelter Schrei, der wie ein eisiger Windhauch über die Versammelten hinwegfegte und selbst bei den Ungläubigen unwillkürlich den Gedanken an das unausweichliche Schicksal ihrer eigenen Seele auslöste.
    Dem ersten Schrei folgten weitere, aus unterschiedlichen Kehlen. Gleichzeitig war im Flur das Kratzen von Stahl auf Leder zu hören, als Waffen gezückt wurden, bereit, sie in Blut zu tauchen. Allerdings reichte es nicht aus, um die Geräusche zu
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