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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere
Autoren: Jack Higgins
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dazu kommen, Laird?«
     »Wer weiß. Zuerst einmal müssen wir den Krieg gewinnen. Geben Sie mir mal die Bibel, ja?«
     Tanner ging zur Kommode, auf der die Toilettenartikel des Majors aufgereiht waren. Die Bibel war etwa fünfzehn mal zehn Zentimeter groß. Sie hatte einen Buchdeckel aus gehäm­ mertem Silber mit einem deutlich erhabenen keltischen Kreuz als Verzierung. Sie war sehr alt. Die Campbells führten sie seit vielen Jahrhunderten während der zahlreichen Kriege bei sich. Sie war in der Tasche eines Vorfahren des Majors gefunden worden, der im Kampf für Bonnie Prince Charles 1746 bei Cuploden gefallen war. Später hatte sie bei der Leiche seines Onkels gelegen, der sein Leben im Jahr 1916 an der Somme verloren hatte. lan Campbell nahm sie überallhin mit.
     Tanner schlug sie auf. Die Innenseite des Buchdeckels be­ stand ebenfalls aus Silber. Er tastete vorsichtig mit seinem Fingernagel herum, bis der Deckel aufsprang und ein kleines Geheimfach freilegte. Campbell faltete den Bogen Papier auf die entsprechende Größe zusammen und legte ihn in das Fach. Dann schloß er den Deckel.
     »Das bleibt absolut geheim, Jack, nur Sie und ich wissen, daß das Dokument dort versteckt ist. Schwören Sie darauf Ihren Highlandereid.«
    »Ich schwöre, Laird. Soll ich die Bibel ebenfalls in die Reise­
    tasche packen?«
     »Nein, ich nehme sie in der Kartentasche mit.« Es klopfte an der Tür. Tanner ging hin, um zu öffnen. Fliegerhauptmann Caine kam herein und schleppte schwere Fliegerjacken und Fliegerstiefel an.
     »Die werden Sie brauchen, Sir. Wahrscheinlich müssen wir über einem Teil des Buckels bis auf 8000 Meter steigen. Und da oben ist es verdammt kalt.«
     Der junge Mann sah müde aus. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Campbell glaubte sich entschuldigen zu müssen. »Es tut mir sehr leid. Ich weiß, daß Sie gerade erst gelandet sind.«
     »Das ist schon in Ordnung, Sir. Ich habe einen Kopiloten, Pilot Giffard. Wir können uns ablösen. Wir haben außerdem einen Navigator und einen Funker. Wir schaffen es schon.« Er lächelte. »Einem Lord Mountbatten kann man wohl kaum eine Bitte abschlagen, oder? Dann geht es jetzt also gleich bis nach Delhi.«
     »Richtig. Und danach weiter nach London.«
     »Ich wünschte, ich könnte ebenfalls diesen Teil der Reise machen.« Caine öffnete die Tür und sah hinaus in den Regen. »Das hört auch nie auf, oder? Was für ein verdammtes Land. Ich erwarte Sie im Flugzeug, Sir.« Er ging hinaus.
     Campbell sagte: »Okay, Jack, dann mal los.«
     Sie schlüpften in die Fliegerstiefel und die dicken Schaffell­
    jacken. Tanner ergriff seine Reisetasche und die des Majors.
     »Auf geht’s, Jack.«
     Tanner ging hinaus. Campbell sah sich noch einmal in dem Zimmer um, schnappte sich seine Mütze und setzte sie auf. Dann nahm er die Bibel an sich, verstaute sie in der Kartenta­ sche seiner Fliegerjacke und verschloß sorgfältig die Taschen­ klappe. Seltsam, aber er fühlte sich mehr als nur müde. Es war, als sei er am Ende eines besonders langen Weges angelangt. Sein Highlanderblut meldete sich wieder. Er schüttelte das Gefühl mit einem Achselzucken ab, machte kehrt und ging hinaus in den Regen, um Tanner zur Dakota zu folgen.

    Die Strecke von Tschungking nach Kunming betrug vierhun­ dertfünfzig Meilen. Dort tankten sie nach, ehe sie den gefähr­ lichsten Abschnitt des Flugs in Angriff nahmen: die fünfhundertfünfzig Meilen über den Buckel bis zu den Rollfel­ dern Assams. Die Flugbedingungen waren entsetzlich – dichter Regen und Gewitter und so starke Luftturbulenzen, daß die Maschine auseinanderzubrechen drohte. Mehrere hundert Flugzeugbesatzungen hatten während der letzten beiden Jahre auf diesem Streckenabschnitt ihr Leben gelassen. Campbell wußte das. Dies war vermutlich die gefährlichste Mission im Rahmen des Flugdienstes in der RAF oder der USAF. Er fragte sich, was Männer dazu trieb, sich für einen derartigen Job freiwillig zu melden, und schaffte es, während er darüber nachdachte, tatsächlich ein wenig zu schlafen. Er wachte erst auf, als sie in Assam landeten, um nachzutanken.
     Der Weiterflug nach Delhi führte über weitere elfhundert Meilen und bot völlig andere Bedingungen. Blauer Himmel, gemäßigte, fast warme Temperaturen und kein nennenswerter Wind. Die Dakota folgte ihrem Kurs in dreitausend Meter Höhe, und Caine überließ Giffard das Steuer, kam nach hinten und versuchte zwei Stunden Schlaf
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