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Die Hoellenaxt

Die Hoellenaxt

Titel: Die Hoellenaxt
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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leiser, und sie rückte auch näher an mich heran. »Dann könnten wir doch verschwinden und woanders einen Drink nehmen.«
    »Ja, könnten wir.«
    »Und …?«
    Ich sah ihren Blick. Der war schon nicht mehr normal, sondern leicht verhangen. Er ließ darauf schließen, dass wir einiges an Spaß haben konnten, aber ich hatte ein anderes Problem. Ich kannte die Kollegin zwar vom Gesicht her, wusste aber ihren Namen nicht, was mir schon leicht peinlich war.
    Irgendwie musste ich über diese Hürde hinwegkommen. Ich stotterte zwar nicht wie ein aufgeregter Jüngling, kam mir aber so ähnlich vor.
    »Ich weiß nicht so recht, Miss …«
    »He, ich bin Julia. Ganz einfach. Julia Anderson. Wir haben schon mal telefoniert.«
    »Ja, ja«, sagte ich schnell. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Natürlich, die Telefonate …«
    »… haben gar nicht stattgefunden. War nur ein kleiner Test. Wir hatten noch nie miteinander zu tun.«
    »Da bin ich wohl reingefallen.«
    »Macht nichts. Das können wir ja ändern. In der Bar, die ich kenne, sind die Drinks bestimmt besser.«
    »Wenn Sie es sagen.«
    »Dann sollten wir nicht länger zögern.«
    Normalerweise ist es ja so, dass die Männer die Frauen abschleppen. Aber hier war es umgekehrt. Und ich sträubte mich auch nicht unbedingt dagegen, nur dass es unter den Augen der Kollegen geschehen sollte, war mir nicht so recht. So ein Flurfunk lief auch bei Scotland Yard später immer zur Höchstform auf.
    Was sollte ich tun? Ich war nicht abgeneigt, aber es wurde alles anders. Denn plötzlich erschien eine zweite Frau an meiner Seite. Eine, die ich sehr gut kannte. Auch sie hatte dunkle Haare, sie aber nicht so glatt gekämmt. Ihr Gesicht zeigte rosige Wangen, und der Blick – nun ja – den musste ich schon Besitz ergreifend nennen. Zudem fasste sie nach meinem Arm und zog mich an sich.
    »Komm mit, John, du hattest doch versprochen, an meiner Seite zu bleiben. Wir wollten auch noch vor Mitternacht fahren. Du hast gesagt, du willst mich nach Hause bringen, und jetzt bin ich müde.«
    »Ja, ja, das habe ich gesagt.«
    »Dann komm auch jetzt.«
    Julia Anderson hatte alles angehört. Sie spielte zwar nicht die Tigerin, aber ihr Lächeln oder Grinsen sah schon recht gefährlich aus.
    Ich sagte ihr noch ein paar höfliche Worte. »War nett, Sie kennengelernt zu haben.«
    »Ja, bis dann …«
    »Sicher.«
    Glenda zog mich weg. Sie blieb auch an mir hängen, als wir auf den Ausgang des Saals zugingen.
    »Hättest du dich etwa von der Anderson abschleppen lassen?«
    »Nun ja, ich habe noch …«
    »Hör auf, du musst dir keine Ausrede einfallen lassen. Weißt du eigentlich, was die für einen Ruf hat?«
    »Nein.«
    »Dann behalte ich es lieber für mich.«
    Ob das mit dem Ruf so stimmte, daran zweifelte ich. Frauen sind oft starke Lügnerinnen, wenn sie etwas erreichen wollen.
    »Und jetzt?«, fragte ich, als wir vor dem Fahrstuhl standen.
    »Das ist ganz einfach. Du hast gesagt, dass du mich nach Hause fahren würdest.«
    »Ach ja. Habe ich das?«
    »Und ob.«
    »Und wenn ich nicht mehr fahren kann?«
    Sie lachte mich aus. »Das habe ich gesehen, John. O ja, ich habe genau beobachtet, wie du dich betrunken hast, Wahnsinn.«
    »Na gut, weil du es bist, fahre ich dich natürlich nach Hause.«
    »Danke.«
    »Aber ich muss dir sagen, dass du es raffiniert angefangen hast. Dabei lief mit dieser Julia Anderson absolut nichts. Wir haben uns nur unterhalten.«
    »Ja, ja, wehret den Anfängen.«
    Für uns ging es weiter, denn die Lifttür öffnete sich, und wir konnten in die Kabine gehen. Ich sah die vier Wände um uns herum und nahm den üblichen Kabinengeruch wahr.
    »Und du hast dich toll amüsiert?«
    »Ja, das habe ich.«
    Jetzt musste ich eine Spitze loswerden. »Ich konnte sehen, wie du getanzt hast. War nicht übel. Das scheint dir ja großen Spaß gemacht zu haben.«
    »Hat es auch. Ich konnte mich endlich mal wieder nach Musik bewegen. Außerdem tanze ich gern, und mit dir, nun ja, auf dich kann man da wohl nicht zählen.«
    »Nur wenn ich in Form bin.«
    »Und wann bist du das?«
    »Selten, das gebe ich zu.«
    »Haha.«
    Wir hatten den Lift verlassen und befanden uns auf dem Weg zum Rover, der startbereit in einer kleinen Tiefgarage stand. Glenda Perkins lehnte sich noch für einen längeren Moment an den Rover und wischte über Stirn und Augen.
    Ich grinste. »Hast du was?«
    »Nein, nicht direkt. Mir ist nur ein wenig komisch, das ist alles. Aber nicht weiter tragisch.«
    »Kenne ich.
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