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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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aus, in der die beiden Dakota ihre Geheimniswaffen im Anschlag hielten, noch möglich sein sollte, sie ohne Blutvergießen, aber auch ohne Blamage zu den Zelten zu locken.
    Der Anführer mit der Adlerfeder im Schöpfe sagte in seiner Sprache, von der er mit Recht annahm, daß die Dakota sie nicht verstehen konnten, zu dem Krieger, der neben ihm hielt: »Nun beweise, mein Bruder, daß du deinen Namen Kluge Schlange mit Recht trägst. Diese beiden sonderbaren Dakota müssen wir mit ihren Waffen und Pferden vor den Rat unserer Ältesten und vor unseren Geheimnismann bringen. Es ist aber nicht gut, wenn wir mit ihnen kämpfen und sie töten, denn dabei verlieren auch wir zwei unserer Krieger, und die Geheimnisse dieser fremden Männer bleiben uns für immer verschlossen.«
    »Krumm gehender Wolf!« erwiderte der Krieger, der als Kluge Schlange angeredet worden war. »Dieser Dakotakrieger hier hat sich nicht mit den Kriegsfarben bemalt, und auch wir haben das Schlachtbeil wieder begraben; zweimal ist die Sonne seitdem auf- und untergegangen. Wir können diesen Mann und seinen Sohn also zu unseren Zelten führen, ohne daß wir mit ihnen kämpfen.«
    »Unsere Gedanken sind die gleichen, aber dieser fremde Krieger mit der Geheimniswaffe kennt sie nicht. Sprich du mit ihm, Kluge Schlange!« Mattotaupa und Harka waren dem Gespräch mit wachen Ohren gefolgt, um auf jeden Wechsel des Tonfalls sofort reagieren zu können, auch wenn sie die Worte nicht verstanden, und sie hatten mit wachen Augen jede Miene beobachtet. Nun warteten sie ab. Der Krieger mit dem Namen Kluge Schlange richtete seinen Blick auf Mattotaupa und suchte in seinem Gedächtnis die Worte der Dakotasprache zusammen, die er sich bei Verhandlungen mit den feindlichen Stämmen oder aus Reden von Gefangenen gemerkt hatte. »Frieden«, sagte er. »Zu den Zelten.«
    Mattotaupa und Harka studierten noch einmal die Mienen der Männer, denen sie hier gegenüberstanden. Kräftig, rauh wie ihr Land, selbstbewußt wirkten sie. Mattotaupa traute ihnen keine Hinterlist zu und sprach deshalb mit Nachdruck sein »Hau!«, das hieß ja. Er steckte den Revolver ein, Harka ebenfalls.
    Die Siksikau formierten sich daraufhin zur Reihe, und Mattotaupa und Harka wurden eingereiht; drei Siksikau ritten vor, zwei hinter ihnen. Im Galopp ging es nordwestwärts, und der Staub wirbelte unter den Pferdehufen auf. Während des Rittes dachte der Knabe Harka an den Mann, der mit seinem gebrochenen Bein in der Prärie lag. Wenn ihm nicht bis zur Nacht Hilfe gebracht wurde, war er verloren. Dem Jungen hatte dieser starrsinnige Krieger aber gefallen, und er hoffte, daß er gerettet werden könnte.
    Zwischen der vierten und der fünften Stunde nach Mittag kamen die Zelte in Sicht. Eine Horde Jungen sprengte den heimkehrenden Kriegern mit begrüßendem Geschrei entgegen. Sie vermieden es, die merkwürdigen Fremden neugierig zu betrachten, und Mattotaupa und Harka taten, als ob sie die Jungen nicht sähen, denn sie waren es ja nicht, die so freudig eingeholt wurden. Die Zelte standen an einem Bach, den Gruppen von Weidengebüsch begleiteten. Der Bach floß breit und schnell flutend, aber nur seicht in seinem sandigen Bett. Schnee und Eis hatten sich noch nicht in Wasser verwandelt. Die Zelte waren in genau derselben Weise gebaut, wie die beiden Dakota sie von daheim kannten: schlanke Fichtenstangen, mit den Spitzen zusammengelegt, trugen die schweren Büffelhautplanen. Vor einem Zelt hingen an der Trophäenstange besonders viele Beutestücke, ein zweites war mit Zauberzeichen reich bemalt, und die Dakota fanden sich auch damit sogleich zurecht. Das mußten die Zelte des Häuptlings und des Geheimnismannes, des Zauberers, sein. Zwischen den Zelten standen einige Krieger umher, die die Ankommenden unaufdringlich musterten.
    Die fünf Siksikau sprangen ab. Kinder führten die Pferde zur Weide oder zum Anpflocken vor das Zelt des Eigentümers. Der Anführer Krumm gehender Wolf und der Krieger Kluge Schlange winkten Mattotaupa und Harka abzusteigen, was diese auch taten. Die beiden Dakota blieben bei ihren Pferden stehen und hielten die Tiere am Zügel. Krumm gehender Wolf und Kluge Schlange verschwanden in dem Zelt, vor dem die Trophäenstange besonders reich bestückt war, kamen bald wieder heraus und forderten die beiden Dakota dann auf, mit ihnen in dieses Zelt zu kommen. Mattotaupa nahm seine Waffen mit sich, und Harka folgte hierin wieder dem Beispiel des Vaters. Zu den Pferden kamen zwei Krieger
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