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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Krieger wie Mattotaupa.
    »Deine Worte sind gut. Harka Steinhart Wolfstöter mag mit euch reiten!«
    »Sobald wir gegessen haben. Eure Pferde sind auch abgetrieben. Wir werden deinem Sohn eines meiner Pferde zum Reiten geben.« Der Häuptling, Krumm gehender Wolf, Kluge Schlange und Mattotaupa ließen sich um die Feuerstelle nieder, und die Frau schöpfte die Suppe in die Schüsseln. Das kleine Mädchen brachte Harka eine Schüssel voll. Sonst aßen die Kinder nach den Erwachsenen, aber in diesem Falle sollte Harka schon gestärkt sein, wenn der Ritt begann. Er löffelte und schluckte schnell; die Brühe schmeckte köstlich. So hatten auch in seinem heimischen Zelte die verstorbene Mutter und die Großmutter gekocht. Nur ein einziges Mal schaute Harka von der Schüssel auf; das war, als das Dakotamädchen das Zelt wieder verließ.
    Zeit wurde mit dem Essen nicht verschwendet. Kaum daß Harka die Schüssel geleert hatte, hörte er draußen auch schon Pferde stampfen. Er wechselte einen Blick mit dem Vater, gab diesem seine Waffen bis auf Messer, Pfeil und Bogen und Revolver und verließ mit dem Schwarzfußhäuptling zusammen das Zelt. Der Häuptling wollte mit zehn Kriegern aufbrechen. Dem Knaben Harka wurde das Pferd gezeigt, das er reiten sollte. Sein Grauschimmel und der Fuchs weideten zwischen den Zelten; er machte sie rasch fest. Dann besah er sich den Mustang, den die Siksikau ihm anboten. Es war ein Schecke mit dunkler Mähne, jung und feurig. Der Knabe schwang sich auf, und das Tier folgte ihm willig. Er setzte es in Galopp in südöstlicher Richtung, trieb es mit Schenkeldruck und gellenden Zurufen an, so daß es seine volle Schnelligkeit entwickelte, und die Schar der Krieger ritt in der Reihe hinter ihm her.
    Dem Jungen war zumute, als ob belebende Ströme durch seinen Körper und durch sein Fühlen und Denken gingen. Einem tapferen Krieger aus der Not zu helfen, dabei einer Kriegerschar, darunter einem Häuptling, als Führer zu dienen, ein prächtiges Pferd unter sich zu haben und über die Weite der kahlen Prärie dahinzufegen, nichts vor sich als Himmel und Steppe, kein Geräusch im Ohr als den dumpfen Hufschlag der unbeschlagenen Pferde auf der Grassteppe, das gab einen lange entbehrten und dafür um so tiefer empfundenen Zusammenklang.
    Der Junge hetzte sein Pferd. Jede verlorene Stunde, jede verlorene Minute konnte dem Manne, um dessentwillen der Ritt unternommen wurde, das Leben kosten. Früh am Morgen hatten Mattotaupa und Harka den Hilflosen verlassen. Jetzt war es später Nachmittag. Erst in der Nacht würden die Reiter den Platz erreichen, den sie suchten. Schräg leuchteten die Strahlen der Sonne von Südwesten her. Die Sonne wanderte, und die Reiter hatten sie bald im Rücken. Im Osten war der Himmel hellblau; der Wind hatte alle Wolken vertrieben. Als Harka seinen Schecken im Schritt verschnaufen ließ, sah er mit Bedenken, wie das Blau schon dunkelte und die Sonnenstrahlen von Westen her sich zum Rotgold färbten, wie die Schatten sehr lang fielen und alles den Abend ankündigte, der bald zur Nacht führen mußte. Er setzte sein Tier wieder in Galopp. Mit den Reitern, die ihm folgten, hatte er bisher kein Wort gewechselt; sie hätten einander auch gar nicht verstehen können. Harka war unterrichtet, daß er die Krieger der Siksikau bis zu einer gewissen Entfernung von dem Platz, an dem der Verletzte lag, zu bringen hatte. Da wollten sie absitzen und ausschwärmen, um ja nicht etwa in einen Hinterhalt zu fallen.
    Es war schon tiefe Nacht, als die Reiter so weit gekommen waren. Die Pferde waren trotz der Frühlingskälte verschwitzt, und ihre Flanken schlugen. Die Reiter saßen ab. Der Häuptling trat auf Harka zu. Er hatte sein Lasso zur Hand und verband sich selbst mit dem Jungen in kurzem Abstand, so daß jeder sich frei bewegen, der Junge ihm aber nicht entlaufen konnte. Harka nahm dieses Zeichen des Mißtrauens als eine Vorsicht hin, die ihm verständlich schien. Im Mond- und Sternenschein machte er dem Häuptling durch Handbewegungen klar, wo der Verletzte jetzt zu suchen sei. Zwei Krieger blieben bei den Pferden zurück, die übrigen zogen sich im Halbkreis auseinander und strebten dann konzentrisch auf den Platz zu, an dem Dunkler Rauch liegen sollte.
    Harka bewegte sich mit dem Häuptling zusammen im Dauerlauf voran. Der Häuptling hatte das Messer zur Hand. Nach einiger Zeit hielt der Siksikau an, legte die Hände an den Mund und kreischte dreimal wie eine Schnee-Eule. Dann lauschte
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