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Die Hobbijahns

Die Hobbijahns

Titel: Die Hobbijahns
Autoren: Nicole Rensmann
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Gretchen gewählt hatten. Die Fledermäuse machten Jagd auf eine fette Beute. Aber sie durften Gretchen nicht erwischen.
    »Ich werde sie retten!« Todesmutig stürzte sich Balduin in die Dunkelheit. Doch er kehrte unmittelbar zurück, und Archibald – mit Gretchen auf dem Rücken – rettete sich mit einem Sprung vor den Klauen der Fledermäuse, die ihn verfolgten.
    »Die Spinne und die Schnecke sind deine Freunde?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, gab Hebbijahn Befehle in der Fledermaus-Sprache. Sofort hörten die Fledermäuse auf, Archibald und Gretchen zu jagen. Gretchens Haut hatte sich vor Schreck in ein helles Grün verwandelt. Archibald rang nach Atem. Die Fledermäuse krallten sich in die Wände und hingen nun kopfüber, doch sie beobachteten Gretchen.
    Erschöpft wankte Archibald, mit dem blassen Gretchen auf dem Rücken, zu Jasmin. Misstrauisch betrachteten sie Hebbijahn. Jasmin stellte die drei untereinander vor. Das Unbehagen wich und Freude machte sich breit. Doch nun wollte Jasmin endlich wissen: »Wieso kamst du von dieser Treppe, Hebbijahn? Da war keine Tür. Wieso läufst du frei herum? Ich dachte, du bist gefangen. Und die Fledermäuse? Du sprichst ja ihre Sprache! Sie hören auf dich?«
    Sie hatte so viele Fragen.
    Vor Aufregung vergaß Jasmin ihren Mund wieder zu schließen. So saß sie da, den verletzten Arm angewinkelt, erwartungsvoll auf Hebbijahn blickend.
    »Gut«, antwortete er, »du wirst mir keine Ruhe lassen, also werde ich dir deine Fragen jetzt und hier beantworten. Nur warte bitte noch einen Moment!«
    Er wandte sich an die Fledermäuse und sprach mit ihnen, woraufhin sie die Halle verließen.
    Endlich sprach er: »Ich bin seit vielen Jahren hier gefangen.«
    Jasmin wollte ihn unterbrechen, aber er wehrte mit einer Handbewegung ab. »Die Zeit läuft an diesem Ort anders. Es ist ein Ort, an dem Magie herrscht. Es ist mein Gefängnis, ich kann es nicht allein verlassen. Sechs Türme gibt es hier, sechs Türme die mir als Schlafplatz dienen, als Küche und als Raum, der mich das Zaubern lehrte.« Hebbijahn starrte ins Leere, als könne er die Zukunft betrachten.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest.«
    Wieder schwieg er und strich sich über die blauen Haare. »Die Fledermäuse sind meine Wächter, sie beschützen mich und doch sind sie es, die mich hier festhalten. Sechs bewachen das Schloss, aber es gibt noch viele andere Fledermäuse, die nur selten zu sehen sind. Ich habe sie mit den Murmeln, die du mir geschenkt hast, bestochen, sodass ich viel von ihnen lernen durfte, darunter auch ihre Sprache.
    Ich habe sie gebeten, Medizin für dich zu holen. Dann wird es deinem verletzten Arm schnell wieder besser gehen. Und sie holen etwas zu essen für uns alle. Bevor wir den Rückzug aus diesen schwarzen Hallen antreten, sollten wir uns stärken.«
    Es schien, als sei Hebbijahn noch nicht fertig mit seiner Rede, doch die Fledermäuse kehrten zurück und trugen Körbe voller Gemüse und Obst in ihren Krallen, die sie vor Hebbijahn abstellten. Vor Jasmin ließen sie eine Decke fallen. Eine besonders große Fledermaus überreichte Hebbijahn ein silberfarbenes Fläschchen. Für Balduin brachten sie eine Schüssel mit Nektar und auch Gretchen, die sie sicherlich lieber selbst verspeist hätten, erhielt eine Extraportion Staub. Während sie aßen, erzählten sie von ihrer abenteuerlichen Reise.
    »Hast du den Fledermäusen gesagt, sie sollen uns zu dir bringen?«, fragte Jasmin.
    »Nein«, antwortete er, »erst als ich jemanden deinen Namen rufen hörte, wusste ich, dass du hier bist. Aber ich habe viele Selbstgespräche geführt, denn im Laufe der Jahre wurde es sehr einsam in dem Schwarzen Schloss.«
    Er machte eine kurze Pause, dann sprach Hebbijahn weiter:
    »Sobald wir den Fluss überquert haben, bleibt uns noch mehr als ein Tag für die Rückkehr. Dennoch sollten wir uns beeilen!«
    Die Freunde nickten. Als alle satt waren und ihre Mahlzeit bis auf den kleinsten Krümel und das letzte Staubkorn verspeist hatten, bat Hebbijahn Jasmin, den Inhalt des silbrigen Fläschchens zu trinken.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Ein Zaubertrank. Er wird dir auf die Beine helfen und deinen gebrochenen Arm heilen. Vertrau mir!«
    Zögernd setzte Jasmin die Flasche an den Mund und trank den Inhalt aus. Er schmeckte bitter und erinnerte an saure Sahne. Sie öffnete den Mund, doch noch bevor Jasmin etwas sagen konnte, fielen ihr die Augen zu und sie sank in einen tiefen und heilenden Schlaf.
     

Eine
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