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Die Hobbijahns

Die Hobbijahns

Titel: Die Hobbijahns
Autoren: Nicole Rensmann
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Büchern unserer Großväter wird von der Verbannung der Ungläubigen und der Ausrottung des Volkes bei Ablehnung der magischen Nacht geschrieben. Hebbijahn glaubte weder an diese Überlieferung, noch an die magischen Wesen, die ihn an ihrem nächtlichen Festakt teilhaben lassen wollten. Und nun ist es zu spät, ihn davon zu überzeugen.« Der Weise Hobbijahn schüttelte traurig den Kopf. »Er lachte uns aus, als wir ihm die Entscheidung überbrachten.«
    Jasmin sah sich um, Hebbijahn entdeckte sie nirgends.
    »Nachdem Hebbijahn abgelehnt hatte, wirkte der Zauber: Er verschwand auf der Stelle und mit ihm das Wasser.«
    Die Füße und Hände der Hobbijahns verfärbten sich von grau in schwarz. Sie mussten große Angst verspüren. Auch Jasmin fürchtete sich, denn sie ahnte, welche Bitte der Weise Hobbijahn aussprechen würde, darum nahm sie ihm die Frage vorweg: »Ich soll Hebbijahn zurückholen?«
    Der Weise Hobbijahn nickte. Jasmin senkte ihre Hand und er rutschte hinunter.
    »Ja, nur ein Kind ist dazu in der Lage.«
    Tausend Fragen schossen Jasmin durch den Kopf. War sie nicht viel zu jung für solch eine Aufgabe? Jasmin drehte sich um und sah zum Ausgang dieser Welt; dorthin, wo sie in ihr Zimmer zurückgelangte.
    Doch sie ließen ihr keine Wahl: Mama Hobbijahn kam auf Jasmin zu. Sie mühte sich mit einer Umhängetasche ab, die für Jasmin passend, für die Hobbijahns aber viel zu groß und zu schwer war.
    »Nimm die Tasche mit, ihr Inhalt wird dir helfen, wenn du Fragen hast und dich sättigen, wenn dich der Hunger quält.«
    »Wie viel Zeit habe ich?«
    »Drei Tage«, sagte der Weise Hobbijahn.
    »Und wenn ich Hebbijahn nicht finden kann?«
    »Das wirst du«, war der Weise Hobbijahn überzeugt. »Du musst! Geh jetzt.«
    Jasmin wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Bis auf Pebbijahn krabbelten alle Hobbijahns von ihr herunter. Pobbijahn reichte ihr ein für ihn riesiges und schweres Seil. Sie hängte es sich gemeinsam mit der Tasche um den Hals und steckte die Arme hindurch. Nun hing das Seil auf der rechten Seite, die Tasche auf der linken. Zum Abschied gab ihr Pebbijahn einen Kuss auf die Wange.
    Könnte sie nicht nach Hause rennen und die Hobbijahns für immer vergessen?
    »Pass auf dich auf!«, »Kehr bald zurück!«, »Viel Glück!«, »Wir denken an dich!«, »Sei vorsichtig!«, »Du schaffst das!«
    Hoffnungsvolle Rufe der Hobbijahns begleiteten Jasmin, als sie in den Brunnen stieg. Angst schnürte ihre Kehle zu.

Allein
     
    Der Brunnen war so riesig, dass ein Elefant hindurchgepasst hätte, wenn einer in der Nähe gewesen wäre. Die Wand fühlte sich trocken an, als sei das Wasser nicht erst vor kurzem versiegt, sondern schon vor etlichen Jahren. In regelmäßigen Abständen befanden sich Einbuchtungen, in die Jasmin ihre Füße stellte.
    Jeder Schritt brachte sie der Dunkelheit näher. Sie sah nicht nach unten, und nur einmal nach oben, ins Licht. Dort glaubte sie als Pünktchen die Hobbijahns auszumachen. Sie wollte rufen. Sie wollte winken. Doch die Furcht davor, das Gleichgewicht zu verlieren, ließ sie schweigen und weiter hinabsteigen. Sie durfte die Hobbijahns nicht enttäuschen, denn sie waren immer für Jasmin da gewesen: Als ihr Papa ausgezogen oder der Opa gestorben war. Sie hatten sie getröstet, als Susi, ihre Katze, aus dem Fenster gesprungen und nie wieder zurückgekehrt war.
    Nun musste Jasmin sie trösten und ihnen helfen.
    Aber sie hatte nicht geahnt, dass Hilfe geben Angst verursachte.
    Jasmin nahm all ihren Mut zusammen und setzte einen Fuß nach dem anderen in die Brunnenwand.
    Weiter und weiter. Die Dunkelheit umhüllte sie und Jasmin schloss die Augen, konzentrierte sich.
    Ihre Arme schmerzten und ihre Beine wurden schwer. Sie zitterte.
    Wieder setzte sie einen Fuß tiefer, doch dort, wo eine Einbuchtung sein musste, fand sie keine. Jasmin riss die Augen auf. Dunkelheit. Hektisch tastete sie mit dem Fuß an der Wand entlang. Nichts! Ihr Herz klopfte bis zum Hals und ihr wurde schlecht. Langsam stellte sie sich wieder auf die letzte vorhandene Lücke in der Wand.
    Und jetzt?
    Die Augen fest zugepresst, weinte sie leise. Und allein. Jasmin widerstand der Versuchung, ihre Tränen wegzuwischen, stattdessen öffnete sie die Augen in der Hoffnung, endlich wieder Licht zu sehen. Für einen Moment war sie so erschrocken über die Helligkeit, die sie umgab, dass sie überrascht aufschrie.
    »Hallo«, wisperte eine piepsige Stimme. Und noch einmal: »Hallo!«
    Jasmin rief
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