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Die Hobbijahns

Die Hobbijahns

Titel: Die Hobbijahns
Autoren: Nicole Rensmann
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der Hobbijahns. Aber dieser Anblick verschlug ihr den Atem. Vor Erschöpfung und Begeisterung ließ sich Jasmin in das meterhohe, grüne Gras fallen. Überall wuchsen riesige Bäume, deren Stämme so braun glänzten, als habe sie jemand frisch angestrichen. Die Blätter der Bäume schillerten in Grün-, Rot- und Gelbtönen, manche sogar blau und violett. Balduin ließ sich auf Jasmins Schulter nieder. Er schwieg und schien nicht weniger erstaunt als sie zu sein.
    »Das habe ich ja noch nie gesehen! Ich war noch nie im Land der Bäume, wenn alles so grün und bunt ist. Ist das schööön!«, sagte Balduin.
    »Im Land der Bäume? Was bedeutet das? Wie kommen wir zum Schwarzen Schloss?« Die Aufregung verdrängte ihre noch vor kurzem verspürte Angst.
    »Das Land der Bäume«, antwortete Balduin, »ist eben das Land der Bäume, das siehst du doch. Bäume. Bäume. Bäume. Da gibt es nichts zu erklären. Anscheinend ist es jetzt sehr fruchtbar. Aber besser als furchtbar.« Der Falter kicherte. »Es ist toll so, oder findest du nicht? Und es ist gefährlich, aber ich bin ja bei dir. Der alte Balduin ist stets zur Stelle und hilft kleinen Jasmins.«
    »Gefährlich? Was meinst du damit?«
    Balduin flog ein Stück voraus. Er drehte sich zu ihr um und rief: »Das weiß ich auch nicht, aber komm endlich. Rumsitzen bringt dich nicht weiter.«
    Jasmin sprang auf und lief hinter Balduin her. Tasche und Seil störten sie dabei. »Wieso weißt du das nicht? Ich dachte, du kennst hier jeden Winkel. Warte doch auf mich.«
    Jasmins Beine fühlten sich wie Pudding an, sie kam viel zu langsam voran. Ihr Magen knurrte. Sie musste eine Pause einlegen, etwas essen und sich länger ausruhen. Jasmin rief nach Balduin. Aber der Falter schien verschwunden zu sein.
    Hoffentlich hatte er sich nicht aus dem Staub gemacht. Aber darum konnte sie sich jetzt nicht kümmern, sie sank ins Gras, legte sich hin, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Die Sonne wärmte sie und Jasmin war froh, dass hier keine Minusgrade herrschten wie zuhause. Als sie an Hebbijahn dachte, setzte sie sich auf und starrte traurig auf ihre Knie.
    Sie musste ihn finden!
    Jasmin krempelte sich die heruntergerutschten Ärmel ihres Pullovers wieder hoch, öffnete anschließend die Tasche, die ihr Mama Hobbijahn mitgegeben hatte und griff blind hinein. Angewidert zog sie die Hand zurück, sprang auf und warf die Tasche von sich.
    »Iiigitt!«, kreischte sie. Der Inhalt ergoss sich auf das von ihr platt gelegene Gras: Eine Wasserflasche und zahlreiche Äpfel in Hobbijahngröße, die für Jasmin nicht mehr als ein Obstbonbon darstellten. Dazwischen kroch eine grüne Schnecke hervor. Sollte Jasmin dieses schleimige Ding etwa essen? Bei dem Gedanken, in die Schnecke beißen zu müssen, übergab sich Jasmin beinahe.
    Regungslos lag die Schnecke da. Ob sie tot war?
    Die Neugier siegte und Jasmin bückte sich hinunter, um das schleimige, popelgrüne Etwas zu betrachten. Die Schnecke hatte die Größe eines Meerschweinchens und musste in den Augen der Hobbijahns ein Monster sein.
    Auf den beiden Fühlern befand sich jeweils ein Auge.
    Du bist aber echt ekelig, du komisches Vieh, dachte Jasmin.
    »Was soll ich mit dir anstellen, oder bist du mir im Brunnen in die Tasche gekrochen?«, flüsterte sie.
    »Daaaas kaaannn isch diiir geeeenau sageeeen«, begann die Schnecke langsam zu sprechen. Vor Schreck stolperte Jasmin nach hinten und plumpste auf den Po.
    »Mama Hobbijaaahn bat miiiisch diiiir zu elfeeen. Iiiisch biiiin Gretcheeen - diiie Allwissendeee.«
    Jasmin lachte. Eine sprechende, allwissende Schnecke die mit dem gleichen französischen Akzent sprach wie Juliette – Mamas beste Freundin. Das war alberner als ein plappernder Schmetterling.
    »Iiisch kaaann Gedankeeen leseeen, meineee Liebeeee. Alsooo sei vorsichtiiisch. Da Mamaaa Hobbijaaahn gesaaagt hat, um was es siiisch andeeelt, werdeee iiisch diiir verzeieeen.«
    Als sich Jasmin entschuldigen wollte, hörte sie leise Hilferufe. Schnell stand sie auf.
    »Balduin? Wo bist du?«
    »Hier!«
    Jasmin sah zu Gretchen hinunter, aber die Allwissenheit der Schnecke schien sich nicht auf einen in Gefahr geratenen Falter zu beziehen.
    »Nimm miiiisch hooooch!«
    Jasmin verzog das Gesicht. Ihre Oma bestreute die Schnecken im Garten mit Salz oder schnitt sie mit einer Schere durch, um sie zu töten. Das fand Jasmin grausam und sie sah nie dabei zu, aber anfassen? Nein, das wollte sie nicht.
    »Iiiisch binnn niiischt
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