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Die Hobbijahns

Die Hobbijahns

Titel: Die Hobbijahns
Autoren: Nicole Rensmann
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antwortete die Spinne.
    »Du spinnst ja! So was hab ich noch nie gehört.«
    »Und ich habe so was wie dich noch nie gesehen. Ich bin eine vegetarische Spinne und ernähre mich ausschließlich von Grünzeug. Die Blätter sind meine Leibspeise.«
    Jasmin stutzte, dann konnte sie nicht anders: So traurig wie sie eben noch gewesen war, bekam sie nun einen Lachanfall. Balduin, der geschwätzigste Falter aller Zeiten. Gretchen, eine hässliche, grüne, angeblich allwissende Schnecke und eine riesige Spinne, die nur Grünzeug aß wie ein Kaninchen? Tränen kullerten Jasmin vor Lachen die Wangen hinunter.
    »Jetzt reiß dich mal zusammen!«, sagte Balduin. Doch seine Ermahnung bewirkte nur, dass sich Jasmin vor Lachen auf den Boden warf. Sie konnte sich nicht mehr beruhigen. Vielleicht lag es an der Anspannung, an der Angst, die sie den Weg über begleitet hatte, und die nun von ihr abfiel. Ihr Bauch schmerzte und sie hätte sich beinahe in die Hose gemacht. Doch allmählich beruhigte sie sich. Ab und an kicherte sie noch, während sie sich von den drei merkwürdigen Wesen entfernte und den Inhalt der Tasche aufsammelte.
    Nachdem sie die Äpfel und die Wasserflasche verstaut hatte, setzte sie sich ein Stück entfernt von Gretchen und der Spinne, die sich aus dem Netz zu ihr gesellt hatte, ins Gras.
    Balduin hockte auf Jasmins Schulter. Bevor Jasmin an diesem Tage zum zweiten Mal die Geschichte erzählte, die sie hergebracht hatte, sagte die Spinne: »Mein Name ist Archibald. Das möchte ich kurz erwähnen, wo wir hier schon so gemütlich zusammensitzen. Und wer seid ihr?«
    Balduin stellte sich zuerst vor, Jasmin zeigte auf Gretchen und erzählte, warum sie bei ihnen war und schließlich die Geschichte über Hebbijahns geplante Rettung.
    Nachdem sie geendet hatte, trat eine nachdenkliche Stille ein, die sie nutzte, um einen Schluck aus der Wasserflasche zu trinken und einen Apfel zu lutschen.
    »Äpfel? Oh, ich liebe Äpfel!«, meinte Archibald.
    Jasmin holte einen weiteren kleinen Apfel aus der Tasche und legte ihn vor die Spinne, die keine Insekten aß.
    »Guten Appetit!«
    Archibald wirkte auf dem Boden hockend weder bedrohlich noch ekelig, nicht wie die Spinnen, die schon mal an der Kellerwand hockten. Sein behaarter Körper hatte zwar
    die Form einer Spinne, aber die Haare sahen weich und glänzend aus. Er hatte ein niedliches Gesicht wie ein Hund und seine Augen besaßen einen lilafarbenen Ton.
    »Soviiiiiiel abeee iiisch nischt gewusssst, dann wäreeee isch niiischt mitgekommeeen«, beschwerte sich Gretchen.
    Archibald, der sein Mahl während Gretchens lang gedehnter Redezeit verspeist hatte, sah das anders: »Ich finde es interessant! Wenn es euch recht ist, schließe ich mich gern an, um zum Schwarzen Schloss mitzugehen.« Archibald schaute zum Himmel und riet: »Doch bald schon ist es Zeit zum Schlafen. Es wird hier unerwartet schnell dunkel.«
    »Zeit. Zeit. Zeit«, piepste Balduin mit seiner schrillen Stimme. »Was ist das eigentlich, die Zeit? Ich muss das wissen, wenn ich mit einer Schnecke und einer Spinne zum Schwarzen Schloss aufbrechen soll.«
    Jasmin wusste keine Antwort auf die Frage, was Zeit war, sie wusste nur, dass ihnen zu wenig blieb, um Hebbijahn zu finden.
    Gretchen – die Allwissende – beantwortete die Frage: »Albeeert Einstein hat eineeee physikalischeee Theorieee vooon Raum und Zeiiit aufgeeestellt. Diiee Menscheeen unterscheideeen zweiiii verschiedeneeee Theorieeen. Diiie eineee beschäftiiigt siiich miiit...«
    »Hör auf, hör auf!«, unterbrach Balduin die Schnecke. »Das versteht doch niemand. Ich schlafe gleich ein. Musst du so langsam und geschwollen daher reden? Aber... was ist denn nun Zeit?«
    Er schaute Archibald an, dann Jasmin. Archibald war es, der eine Erklärung parat hatte. »Stell dir vor, du sitzt vor einem köstlichen Berg von saftig grünen Blättern.«
    »Ich esse keine Blätter, also werde ich auch nie davor sitzen, und deshalb stelle ich mir das auch gar nicht vor. Ich mag nur Blumennektar.«
    »Okay, Blumennektar. Also weiter: Du weißt, dass du dein Lieblingsessen erst wieder bekommen wirst, sobald du fünfmal geschlafen hast. Zeit ist das, was langsam vergeht, bis du deinen Nektar trinken kannst. Und was schnell vergeht, während du dein Festmahl zu dir nimmst.«
    »Hab ich nicht verstanden«, meinte Balduin und schrie plötzlich: »Was ist das… was ist passiert? Oh, nein! Ich sehe nichts mehr, ich bin blind! Helft mir doch!«
     

Die erste Nacht
     
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