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Die Hexensekte!

Die Hexensekte!

Titel: Die Hexensekte!
Autoren: Sunny Munich
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mittelgroß und kaum älter als vierzig Jahre. Sie trug ein hübsches, dunkelbraunes Tweed Kostüm, das einen angenehmen Kontrast zum Weizenblond ihres kurzgeschnittenen Haares bildete. Ihre nussbraunen Augen waren groß und ein wenig verstört. Der Mund war eher klein, aber er hatte eine hübsch geschwungene Form.
    „Ich bin Hohepriester Draco Atratus vom Kloster St. Georgenberg“, stellte er sich mit einer sonoren, kräftigen Stimme vor.
    „Darf ich eintreten, wir sind verabredet.“
    „Oh ja, bitte“, stammelte sie und hatte Mühe, ihre innere Erregung zu verbergen. „Ich habe sie erwartet.“
    Sie führte ihn in das große, zum Garten weisende Wohnzimmer. In der Nähe der offenen Terrassentüren war ein Tisch gedeckt.
    Der Hohepriester trat auf die Terrasse und sagte:
    „Wie schön, wie beruhigend. Kümmern sie sich selbst um den großen Garten?“
    „Nein, ich verstehe nichts davon“, meinte sie. „Ich habe auch keine Lust dazu, dafür gibt es einen Gärtner.“
    Der Priester drehte sich um und blickte die Frau mit seinen stechenden, grünen Augen an.
    „Wenn sie sich selbst um den Garten gekümmert hätten, wäre es nicht zu jenem tragischen Vorfall am zweiten Osterfeiertag gekommen.“
    Die Frau wurde leichenblass.
    „Wer hat ihnen davon berichtet?“ fragte sie stotternd.
    „Darf ich mich setzen?“ fragte er, ohne auf ihre Frage einzugehen. Sie nickte zustimmend mit dem Kopf. Er rückte sich einen Stuhl zurecht.
    Die Frau setzte sich ihm gegenüber.
    „Sie trinken doch Kaffee?“ fragte sie scheu.
    „Gern, danke“, sagte er und blickte ihr erneut mit seinen unheimlichen, beschwörenden Augen ins Gesicht. Er musste innerlich grinsen, als er merkte –wie immer eigentlich- wie sehr sein imponierendes Aussehen den Frauen unter die Haut ging. Clara Wallners zitternde Hand bewies deutlich, wie beeindruckt sie von seiner kraftvollen Männlichkeit war.
    „Es war nur eine Überdosis von Schlaftabletten“, murmelte sie und vermied es, ihn anzusehen. „Ich hatte mich verzählt, das ist alles.“
    „Es war ein Selbstmordversuch, sie haben damit gegen die Gebote der Kirche verstoßen!“
    Der Hohepriester musste innerlich lachen. Er hatte sich von der Kirche abgewandt, daher waren ihm Gebote der Kirche völlig egal.
    Seine Sekte verehrt die schwarze Göttin Hekate.
    „Warum geben sie es nicht zu!“
    Sie erwiderte seinen Blick und fand es plötzlich erleichternd und beruhigend, sich dem Priester anvertrauen zu können.
    „Ja, ich wollte aus dem Leben scheiden“, sagte sie. „Freiwillig.“
    „Warum?“
    „Dieses große Haus erdrückt mich. Das ewige Alleinsein war mehr, als ich ertragen konnte. Meine Tochter wird erwachsen und verbringt ihre Zeit in einem Internat. Ich bin immer allein.“
    „Haben sie keine Freunde?“
    „Die Frauen meines Alters sind verheiratet. Wer lädt schon gern eine Witwe ein? Man entdeckt, dass man zu einer Gesellschaftsschicht gehört, die total isoliert wird.“
    „Sie könnten arbeiten, etwas Wohltätiges tun.“
    „Das habe ich versucht, aber ich fühlte genau, dass ich mich ungeschickt anstellte und im Grund von niemand richtig akzeptiert wurde. Dieses Gefühl absoluter Nutzlosigkeit ließ es dann, zu Ostern, zu jenem Kurzschluss kommen.“
    „Sie haben Glück, dass wir von ihnen erfahren haben. Wir können sie in unserer Gemeinschaft aufnehmen. In unserer kleinen Gemeinde im Kloster gibt es nur glückliche Frauen. Einsamkeit ist den Sektenmitgliedern zum Fremdwort geworden.“
    „Ja, ihre Mitarbeiterin sagte das bereits am Telefon.“
    Sie füllte die Kaffeetasse und stellte die Kanne beiseite.
    „Gleichzeitig“, fuhr Clara fort, „tat sie sehr geheimnisvoll. Warum durfte sie mir am Telefon nichts über den Charakter der Sekte erzählen?“
    „Weil wir vermeiden wollen, dass unsere Auffassung der Teufelsaustreibung von Ungläubigen missverstanden oder gar verhöhnt wird. Unsere Göttin Hekate akzeptiert keine anderen Götter neben sich.“
    Clara Wallner lächelte matt.
    „Bei mir ist kein Teufel auszutreiben“, sagte sie. „Ich lebe zurückgezogen in diesem großen Haus und habe gar keine Gelegenheit, mich zu versündigen.“
    „Man kann auch in Gedanken sündigen“, sagte er, „oder in der Wärme des eigenen Bettes, ganz mit sich allein.“
    Der Hohepriester musste erneut innerlich schmunzeln. Eigentlich wollte er die Frau schnell beseitigen, um sich anschließend die Tochter zu nehmen. Aber das Mädchen kommt erst am Abend nach Hause. Die Frau
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