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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister
Autoren: Jason Dark
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Blut verloren und ist dementsprechend schwach geworden.«
    Da hatte sie recht. Die Kugel steckte noch im Oberschenkel, mußte herausoperiert werden, und das war schlimm. Die Nonne öffnete mir eine Tür.
    Der Krankenraum war nicht groß. Drei Betten verteilten sich dort. Zwei standen sich gegenüber, das dritte hatte vor dem Fenster seinen Platz gefunden.
    Ich legte Testi dort nieder.
    Wir hatten seine Wunde schon in der kleinen Kirche provisorisch verbunden, aber der Verband mußte erneuert werden.
    Ich richtete mich wieder auf.
    Die Nonne schaute den Verletzten an. »Ich werde jetzt mit einem Arzt telefonieren.«
    »Si, das ist gut.«
    »Soll ich ihm von den anderen Vorfällen auch etwas sagen?«
    »Nein, tun sie das nicht. Es ist wirklich besser, wenn Sie darüber schweigen. Ich werde das später erledigen. Außerdem habe ich noch eine große Aufgabe vor mir liegen.«
    »Solara?«
    »Natürlich.«
    Die Schwester senkte den Kopf. Sie gehörte zu den älteren Nonnen. Als ich die Tür schon beinahe erreicht hatte, hielt sie mich noch einmal auf.
    »Warten Sie bitte, Signore!«
    Ich drehte mich wieder um.
    Die Frau und ich schauten uns an. In ihren Augen lag keine Falschheit.
    Die Hände hatten sie wie zum Gebet zusammengelegt. »Wir alle wissen nichts Genaues, aber ich gehörte zu den Menschen, die vielleicht etwas mehr wissen.«
    Ich ging wieder vor. »Wollen Sie mir das bitte sagen?«
    »Natürlich.«
    »Bitte.«
    »Es geht um Solara, das weiß ich.« Sie sah sich durch mein Nicken bestätigt und fuhr fort. »Keiner hat sie gesehen, keiner weiß, wo sie sich befindet, aber ich könnte es mir vorstellen. Es gibt unter diesen Räumen einen Keller.«
    »Groß oder…«
    »Er nimmt die gesamte Fläche ein.«
    »Sehr gut«, sagte ich.
    Sie lächelte etwas ungläubig. »Ich weiß nicht, ob das so gut ist, doch dieser Keller bietet Verstecke und einen ganz besonderen Raum, der an seinem Ende liegt.«
    »Kommt es Ihnen darauf an?«
    »Das ist so, Signore Sinclair«, meldete sich hinter mir die Äbtissin. Ich hatte sie nicht kommen hören. Ich drehte mich um. Sie nickte nur.
    »Davon haben Sie mir nichts erzählt«, hielt ich ihr vor.
    Lucia hob die Schultern. »Bisher habe ich es nicht für wichtig gehalten. Es ist auch nicht sicher, ob unsere junge Schwester dorthin entführt wurde.«
    »Aber es wäre ideal, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Das muß ich leider zugeben. Nicht alle Schwestern kennen die Keller. Viele haben auch Angst. Es gab eine Zeit, wo unser Kloster geplündert und besetzt worden war. Da haben dann die Keller eine wichtige Rolle gespielt. Diese Verliese haben viel, sehr viel Blut gesehen. So leid mir dies tut.«
    Ich wollte nicht weiter fragen, ich mußte mich um den Hexenmeister und um dessen Opfer kümmern. Für mich gab es keine andere Lösung. Dort unten würde ich das Finale erleben.
    »Gibt es im Keller normales Licht?«
    Die Äbtissin schüttelte den Kopf. »Nein, Sie werden mit einer Kerze vorliebnehmen müssen.«
    »Danke, da nehme ich meine Lampe.«
    »Soll ich Sie hinbringen, Signore Sinclair?«
    »Ich bitte darum.«
    Sie nickte nur, ging dann vor. Ich warf einen letzten Blick auf den sehr bleichen Romano Testi und hoffte, daß man das Richtige für ihn tun konnte. Die Nonne beruhigte mich. Sie deutete auf eine zweite Tür.
    »Dahinter liegt ein Raum, in dem wir unsere medizinische Ausrüstung aufbewahren. Er wird in gute Hände kommen.«
    »Das wollte Gott«, sagte ich und ging.
    Die Äbtissin erwartete mich. Ihr Gesicht wirkte wie alter Stein, die Augen glänzten feucht, ein Zeichen, daß auch sie mit Gefühlen zu kämpfen hatte.
    Sie legte ihre Hand auf die meine. »Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, Signore Sinclair.«
    »Ja, das werde ich.«
    »Dann bitte.«
    Sie ging vor und hatte es plötzlich sehr eilig.
    ***
    Die Messer schwebten über ihr!
    Solara lag auf dem Rücken. An nichts anderes konnte sie mehr denken.
    Sie sah nur die Klingen und zwischen ihnen diesen häßlichen, widerlichen, kahlen Schädel, der wie ein Kunstkopf aussah.
    Sie konnte kaum noch atmen. Ihr Mund war mit einer dicken Masse gefüllt.
    Etwas drückte auch von außen gegen sie, und die Furcht war wie eine kalte Klammer.
    Die Augen brannten, das Tränenwasser ließ Messer und Schädel verschwimmen.
    Noch stieß er nicht zu. Noch stand er da und genoß seine Pose. Als er sprach, klaffte eine breite Öffnung auf. »Wehret den Anfängen«, flüsterte er. »Was Maria passierte, soll sich nicht wiederholen. Ich will
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