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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister
Autoren: Jason Dark
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selben Augenblick drückte der Mörder seine Arme zurück. Es sah so aus, als wollte er Anlauf nehmen. Dann aber wuchtete er sie vor und schleuderte die Leiche weg.
    Wegen ihrer weiten Kleidung sah sie aus, als würde sie durch die Luft flattern. Der Mann hatte ihr genug Schwung gegeben, um sie über den Rand der Klippen werfen zu können. Sie fiel.
    Er schaute ihr nicht nach.
    Dafür sah Testi sehr deutlich, wie sie dem Wasser entgegenraste. Der Fallwind spielte dabei mit ihrem langen Haar, hob es ab, breitete es aus, Arme und Beine bewegten sich wie von allein und zuckten dabei auf und nieder.
    Schließlich klatschte sie in den Schaum der Brandung.
    Testi schloß die Augen.
    Verdammt, dachte er. Keine Chance, das ist Mord gewesen, das ist einfach grauenvoll.
    Als er wieder hinsah, fiel ihm nichts mehr auf. Die Leiche war verschwunden, und auch von ihrem Mörder war nicht einmal mehr ein Schatten zu sehen…
    ***
    Testi wußte nicht, wie lange er bewegungslos auf dem Fleck gestanden hatte. Die Zeit schien eingefroren, und um ihn herum war ebenfalls alles zu Eis geworden. Es war einfach grauenhaft.
    Er merkte nichts mehr. Seine Hände hatte er in einer unnatürlichen Haltung verkrampft. Da erwachte er aus der Starre und hörte sich laut atmen.
    Wie viele Jahre fuhr er jetzt hinaus aufs Meer? Er konnte es selbst nicht genau sagen. Jedenfalls war es eine sehr lange Zeit, aber so etwas hatte er noch nie erlebt. Er war in Stürme geraten, er hatte seine Kollegen kentern und ertrinken sehen, das Leben hatte ihn hart gemacht, doch so etwas wie in dieser Nacht war einmalig.
    Er wandte sich ab. Mit der Schulter lehnte er sich gegen das Ruderhaus und dachte darüber nach, was zu tun war. Er zündete sich eine Zigarette an und schaute dem dünnen Rauch nach, der im schwachen Wind zerflatterte und einen letzten Rest an Würze zurückließ. Die Polizei alarmieren.
    Das war eine Möglichkeit. Die Küstenwache würde die Gegend hier absuchen und die Leiche der Frau irgendwann finden. Mit ihrem blonden Haar sah sie aus wie eine Touristin, die auf Sizilien ihren Urlaub verbracht hatte.
    Aber warum war sie auf so schlimme Art und Weise getötet worden? Ihr Mörder mußte von einem irrsinnigen Haß gegen diese Person befallen worden sein. Wie ein Berserker hatte er auf sie eingestochen. So etwas war einfach unerklärlich.
    Testi war nur ein Fischer. Er kannte sich in seinem Fach aus, aber nicht mit dem komplizierten Seelenleben der Menschen. Gefühle gab es, auch er kannte sie, aber er wäre nie in die Lage gekommen, eine derartige Tat zu begehen.
    Was steckte dahinter?
    Natürlich gab es für jede Tat ein Motiv, auch bei dieser war es bestimmt nicht anders gewesen. Erkannt hatte er keine der Personen. Die Blonde konnte auch nicht aus dieser Gegend stammen, dann hätte er sie sicherlich gekannt.
    Wer war sie dann?
    Noch einmal vergegenwärtigte er sich die letzten Sekunden, bevor die Tote von der See verschlungen worden war. Sie war senkrecht die Klippen hinabgefallen und dann verschwunden.
    Testi kannte die Strömungen nahe der Brandung. Sie waren nicht besonders wild, aber zielstrebig. Es konnte durchaus der Fall eintreten, daß die Leiche nicht wieder an den schmalen Strand der Küste gespült, sondern hinaus ins Meer gezerrt wurde.
    Wenn dies eintrat, dann müßte er sie unter Umständen sehen können.
    Testi ging wieder unter Deck, wo er sein Fernglas holte. Es war kein Nachtglas, aber die Sicht verbesserte sich durch die Optik schon.
    Testi stellte sich breitbeinig hin, glich so das Schaukeln des Boots aus und schaute nicht gegen den wuchtigen Küstentreifen, sondern auf die Wellen.
    Sie bildeten einen wogenden Teppich. Nahe der Küste zeigten sie Schaumkronen auf den Kämmen, da blitzten sie dann jedesmal auf, wenn sie das Mondlicht traf.
    Zum Boot hin liefen sie aus. Da war die See wirklich nichts anderes als ein großer, dunkler Teppich.
    Und auf ihm tanzte etwas Helles!
    Zuerst dachte Testi an eine Täuschung, an eine Mondlicht-Reflexion, was ja normal gewesen wäre, aber dieser helle Fleck blieb und bewegte sich schaukelnd weiter.
    Das konnten ebensogut Haare sein.
    Blonde Haare!
    Er schluckte.
    Verdammt, natürlich, die Tote! Sie war auf das offene Meer hinausgetrieben worden und schaukelte jetzt allmählich in seine Richtung vor.
    Wenn er lange genug wartete, würde sie in seiner Nähe vorbeitreiben, aber das wollte er nicht. Er mußte sie aus dem Wasser holen. Testi sah dies als seine Christenpflicht an.
    Er verschwand
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