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Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Titel: Die Hexenjagd
Autoren: Lisa J. Smith
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Mom das Buch hier unten im Keller versteckt hatte? Plötzlich hörte die Kette zu pendeln auf und hing wieder gerade nach unten. Der Kristall drehte sich nicht mehr. Stattdessen deutete er auf den Boden direkt unter Cassies Füßen.
    Voller Spannung hob Cassie den Teppich an, unter dem helle Holzdielen zum Vorschein kamen. In einer davon war ein leichter Riss, mit bloßem Auge kaum zu erkennen, aber gerade groß genug, dass ein Fingernagel hineinpasste. Es kostete sie einige Mühe, das Dielenbrett herauszuhebeln, aber sobald sie es geschafft hatte, waren die benachbarten Bretter ein Kinderspiel. Und darunter lag in einer kleinen Vertiefung– das Buch.
    Cassie beäugte es wie einen schlafenden Feind. Sie beugte sich dicht darüber und stupste es mit dem Zeigefinger an. Nachdem sie es für ungefährlich befunden hatte, wagte sie es, das Buch in die Hand zu nehmen.
    Dieses mächtige Buch konnte sie unmöglich in Fayes Nähe lassen. Laurel würde es sicher nicht benutzen, aber Faye ... Sie musste sicherstellen, dass Faye dieses Buch unter keinen Umständen in die Finger bekam. Das geheime Zimmer war definitiv kein geeignetes Versteck.
    Cassie brachte die Dielenbretter wieder in Ordnung, legte den Teppich darüber und ging zur Treppe. Das Buch fest an die Brust gedrückt, überlegte sie, ob sie es an ihrer Mutter vorbeischleusen konnte, wenn sie es unter ihrem T-Shirt versteckte. Und dann ergriff sie mit einem Mal ein fremdartiges, seltsames Gefühl. Der überwältigende Drang, es sofort zu öffnen, hier und jetzt. Sie konnte nicht sagen, woher dieses Gefühl kam. Sie war sogar sicher, dass sie sich wieder die Finger verbrennen würde, doch selbst diese brutale Erfahrung konnte das stürmische Verlangen tief in ihrem Innern nicht mindern.
    Sie sah sich in dem geheimen Zimmer um und lauschte auf die Schritte ihrer Mutter im oberen Stockwerk. Niemand würde es erfahren. Weder ihre Mom noch der Zirkel. Es würde ganz allein ihr Geheimnis bleiben.
    Das Buch schien sie zu rufen, zu locken.
    Doch da erinnerte Cassie sich an die Warnungen ihrer Mutter und schüttelte heftig den Kopf, um dem Drang zu widerstehen. Sie schob das Buch hastig unter ihr T-Shirt und lief die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer, bevor sie ihre Meinung ändern konnte.
    Am besten wartete sie auf Adam, um es zu öffnen. Bis dahin würde sie das Buch verstecken. Sie wusste auch schon den idealen Platz dafür: eine Metalltruhe unter ihrem Bett, die man abschließen konnte. Cassie kniete sich hin, zog sie hervor und stopfte das Buch hinein. Es kostete sie einige Überwindung, das Buch loszulassen, aber sie zwang sich, den Deckel zuzuknallen, den Schlüssel herumzudrehen und die Truhe zurück unter das Bett zu schieben.
    Der goldene Schlüssel für die Truhe lag warm in Cassies Hand. Sie überlegte, wo sie ihn verstecken konnte, und entschied sich für ihren alten, hölzernen Schmuckkasten, der ganz unten ein verborgenes Schubfach hatte, von dem niemand etwas wusste. Cassie legte den Schlüssel sachte hinein, direkt neben die Chalcedonrose, die Adam ihr geschenkt hatte. Die beiden können einander Gesellschaft leisten, dachte sie, doch schon im nächsten Moment wurde ihr klar, wie lächerlich dieser Gedanke war. Gegenstände lebten und atmeten schließlich nicht. Richtig?

Kapitel Fünf
    Es war mitten in der Nacht, dunkel und still, als Cassie die Metalltruhe aufschloss und Black Johns Buch der Schatten herausnahm. Sie hielt sich das Buch dicht vors Gesicht und atmete tief ein. Es roch moderig und alt. Sie strich mit der Hand über den weichen, verblichenen Ledereinband und zeichnete mit dem Finger das darauf eingeprägte Symbol nach. Sie wollte jedes Detail in sich aufnehmen. Schließlich drückte sie ihren Daumen auf das abgenutzte Oval in der Ecke– Black Johns Fingerabdruck. Und sie stellte fest, dass ihr Daumen perfekt darauf passte.
    Cassie wusste, dass sie einen Fehler beging. Sie hatte sich vorgenommen, das Buch nicht ohne Adam zu öffnen. Aber sie hatte ihre Hände nicht unter Kontrolle. Sie zitterte vor Aufregung, während sie die vergilbten Seiten des Buches durchblätterte. Die Worte sahen immer noch wie verschlungene Linien und uralte Symbole aus, aber jetzt waren sie ihr irgendwie vertrauter. Sie konnte ihre Bedeutung spüren, ja, sie konnte sie beinahe greifen. Und während sie Seite für Seite untersuchte, von oben bis unten, von links nach rechts, spürte sie, wie sie selbst in das Buch hineingesogen wurde, als würde sie ein Teil von ihm und das
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