Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
damals gelogen oder nicht, als Sie sagten, wo Sie zur Tatzeit gewesen seien?«
    »Ja, das habe ich«, sagte Jack leise.
    Der Staatsanwalt durchbohrte ihn mit seinem Blick. »Warum sollen die Geschworenen Ihnen dann jetzt glauben?«
    »Er ist gut«, sagte Selena nachdenklich. »Er ist wirklich richtig gut.«
    Jordan knallte die Wagentür zu. »Du scheinst ja ein großer Fan von Matt Houlihan zu sein.«
    Die Verteidigung hatte die Beweisführung beendet, und die Verhandlung war vertagt worden. Am nächsten Morgen würden die Schlußplädoyers beginnen, was bedeutete, daß Jordan gut siebzehn Stunden blieben, um eine wahre Glanzleistung zu vollbringen. Auf seinem Herzen ruhte warm das Säckchen, das Starshine ihm für Jacks Verteidigung gegeben hatte. Er würde es sich unter das Kopfkissen legen: Derzeit konnte er wahrlich jede Hilfe gebrauchen.
    Er wußte, genau wie der Staatsanwalt – und sogar die Geschworenen –, daß er die Unschuld seines Mandanten nicht bewiesen hatte. Er hatte lediglich versucht, Gillian Duncan die Maske der zarten Prinzessin abzureißen. Aber auch eine Hexe konnte vergewaltigt werden. Auch ein Mädchen, das Drogen genommen hatte, konnte vergewaltigt werden. Und wenn Jordan auf der Geschworenenbank gesessen hätte, er hätte Jack nie und nimmer auch nur ein Wort abgekauft.
    An der Tür bemühte er sich vergeblich, den Schlüssel ins Schloß zu stecken, »Verdammt«, sagte er und versuchte es dann mit Gewalt. »Verdammt und zugenäht!«
    Als er endlich Erfolg hatte, blieb der Schlüssel stecken, und Jordan mußte kräftig ziehen, um ihn wieder herauszubekommen. Fluchend schleuderte er den ganzen Schlüsselbund in die Büsche neben der Veranda. Er starrte hinterher, am ganzen Körper zitternd.
    »Jordan«, sagte Selena und berührte ihn am Arm.
    Er ließ sich in ihre Umarmung fallen, preßte das Gesicht an ihren Hals und bat Jack St. Bride schweigend um Verzeihung.
    Feierabend im »Diner«, und Addie hatte sich bereit erklärt, die allabendlich anfallenden Arbeiten zu erledigen. »Komm mit nach oben«, drängte Roy durch die Tür der Damentoilette, wo sie sich umzog. »Wir trinken Eistee und gucken ein bißchen Fernsehen.«
    Addie zog den Reißverschluß ihres Overalls zu, als sie aus der Toilette kam. »Dad, ich muß das jetzt machen. Ich will es machen.« Doch eigentlich war ihr eher danach, irgend etwas zu zertrümmern. Den Fußboden schrubben, die Arbeitsflächen abwischen, den Grill putzen – das war immerhin eine sinnvollere Beschäftigung.
    Sie schob sich an ihrem Vater vorbei in die Küche. Nach Feierabend wirkte der Raum stets gespenstisch, in graue Schattierungen getaucht und noch voll von den Essensgerüchen des Tages. Addie nahm eine Drahtbürste und fing an, den Grill mit abgehackten, roboterhaften Bewegungen zu scheuern.
    »Dann helf ich dir eben«, sagte ihr Vater und krempelte sich die Ärmel auf.
    »Dad.« Sie blickte ihm in die Augen. »Ich möchte allein sein.«
    »Ach, Addie.« Roy trat zu ihr und drückte sie fest, bis ihr die Bürste aus der Hand fiel und sie schluchzend gegen seine Brust sank.
    »Ich kann ihm nicht mal auf Wiedersehen sagen«, flüsterte Addie. »Besuchstag ist erst nächsten Mittwoch. Und dann … dann ist er vielleicht schon im Gefängnis von Concord.«
    »Dann besuchst du ihn eben in Concord. Ich fahr dich jeden Tag nach der Arbeit hin, wenn es sein muß.«
    Addie schenkte ihm ein schwaches Lächeln. »Womit denn, Dad? Mit dem Rasenmäher?« Sie drückte seine Hand. »Vielleicht komm ich später auf einen Eistee hoch, ja? Ich brauch nur ein Weilchen für mich, um meine Gedanken zu sortieren.«
    Sie spürte die Augen ihres Vaters auf sich, als sie ein Glas Flüssigbleiche von einem Regal nahm und die Spüle putzte. Ihre Mutter hatte immer gesagt, ein bißchen Bleiche und selbst die schäbigsten Umstände würden wieder im hellen Glanz erstrahlen.
    Ihre Mutter hatte nicht Jack St. Bride geliebt.
    Sobald Roy oben war, stürzte Addie sich in die Arbeit. Sie wischte sämtliche Flächen, kratzte die eingebrannten Flecken im Backofen ab, wischte und schrubbte, bis ihre Knöchel in den Gummihandschuhen bluteten und sie sich ein feuchtes Geschirrtuch um die Hände wickeln mußte, um den Schmerz zu lindern.
    Sie hörte nicht, daß jemand zur Vordertür hereingekommen war. »Ich hoffe, du bezahlst dich gut«, sagte Charlie.
    Addie, die gerade unter dem Warmhaltetisch fegte, fuhr hoch und stieß sich den Kopf. »Autsch!«
    »Gott, Addie, hast du dir weh
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher