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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe
Autoren: Vadim Panov
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nun konnte Maxim in den fiebrigen Augen des Zaren unschwer lesen, wie dieser über sein weiteres Schicksal entschieden hatte: Den Rest seiner Tage würde er in Moskowien verbringen müssen.
    »Wie hast du dein Buch betitelt, Grek?«
    »Das möchte ich Eurem Gutdünken überlassen, Herr.«
    »Dieses Buch kann keinen Titel haben.« Er schloss das Buch, betrachtete den pechschwarzen Einband. »Man wird es einfach das Schwarze Buch nennen. Dem dunklen Geheimnis, das du darin niedergelegt hast, wird diese Bezeichnung am ehesten gerecht.«
     
    »Wollen Sie die Wahrheit erfahren? Die Geschichte der menschlichen Zivilisation wurde tausendfach umgeschrieben und jedes Mal gingen dabei fundamentale Fakten verloren! Wer regierte die Welt, bevor der Mensch auf den Plan trat? Wie hat die Menschheit es geschafft, die Herrschaft über die Welt zu erringen? Gibt es auf unserem Planeten noch andere Formen vernunftbegabten Lebens? Die Forschungsergebnisse des genialen Wissenschaftlers Lew Moisejewitsch Serebrjanz geben darauf eine eindeutige Antwort: Wir sind nicht das einzige vernunftbegabte Volk auf der Erde! Das glauben Sie nicht? Dann besuchen Sie die kostenlosen Vorlesungen von Professor Serebrjanz, die regelmäßig in den renommiertesten Moskauer Universitäten stattfinden! Oder schauen Sie sich die Dokureihe Serebrjanz’ Welt im Fernsehen an. Die Sendung läuft wöchentlich auf …«
     
    KOMMERSANT
     
     
    »Die Pokerpartie zwischen dem Humo-Team Jegor Bessjajew und Cortes sowie dem Schatyren-Duo Bidjar Hamzi und Karim Tomba sorgt nach wie vor für Gesprächsstoff in der Verborgenen Stadt. Die unerwartet verheerende Niederlage der Humos, die in der Atomhenne eine sechsstellige Summe verspielten, erregt die Gemüter, denn angesichts der Tatsache, dass Jegor Bessjajew immerhin amtierender Pokermeister der Verborgenen Stadt ist, hatten die meisten Beobachter darauf gesetzt, dass …«
     
    T-GRAD-COM
     
    Villa Karavella
Moskau, Silberhain
Mittwoch, 27. September, 11:36 Uhr
     
     
    In jener Nacht fiel der erste Schnee.
    Weißer Flaum bepuderte den kurz gemähten Rasen, die Marmorplatten des Wegs und die Bäume, deren Zweige träge vorm Fenster schaukelten. Im Wald ist der erste Schnee immer ein Fest. Voller Ungeduld erwartet ihn die ermattete Natur – wie ein Kleinkind, das es kaum erwarten kann, unter die Bettdecke zu kriechen und einzuschlafen, um Kraft zu schöpfen für neue Spiele. Doch der erste Schnee ist trügerisch und seine zärtliche Berührung währt nur für eine Nacht.
    Schon am nächsten Morgen verabschiedet er sich grußlos wie ein flüchtiger Liebhaber und überlässt die Szenerie wieder dem Herbst und seinen böigen Winden, die geschäftig buntes Laub durch die Luft wirbeln. Der erste Schnee ist nicht mehr als ein Vorbote auf den nahenden Wandel.
    Nichts würde so bleiben, wie es war.
    In Karas riesiger Villa hielt sich Larissa nirgends so gern auf wie hier: im Wintergarten. Dank der großzügigen Verglasung war er meist sonnendurchflutet und an trüben Herbsttagen sorgte ein knisternder Kamin für behagliche Wärme. Der im Countrystil eingerichtete Raum bot einen prächtigen Ausblick auf den Park und die gemächlich dahinfließenden Wasser des Flusses Moskwa. Karas Villa befand sich im Silberhain , einem Waldgebiet im Moskauer Westen, doch manchmal beschlich Larissa ein Gefühl, als stünde das Haus irgendwo in den Weiten der Taiga.
    »Und wie ging es dann weiter?«, fragte Kara.
    Sie saß Larissa gegenüber in einem Korbstuhl, hielt ein Glas Beaujolais – ihren Lieblingswein – in der Hand und schaute die junge Frau erwartungsvoll an.
    Wie alt Kara wohl sein mochte? Diese Frage schoss Larissa nicht zum ersten Mal durch den Kopf. Bei der ersten Begegnung hatte sie ihre Lehrmeisterin auf höchstens vierzig Jahre geschätzt. Kara sah blendend aus, obwohl sie Kosmetika nur sehr sparsam einsetzte. Ihre Haut wirkte glatt und ihr blondes Haar glänzte, doch am meisten beeindruckte ihre jugendliche Ausstrahlung: Jede Faser der Zauberin strotzte vor Energie und sie bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze. Erst später, als sie sich näher kennengelernt hatten, war Larissa aufgefallen, dass sich auf Karas feingliedrigen Händen erste Pigmentflecken zeigten und ihre veilchenblauen Augen von einem Netz feinster Fältchen umspannt waren. Und nicht zuletzt diese schönen, tiefgründigen Augen selbst strahlten die Lebenserfahrung eines Menschen aus, der auf mehr als vier Jahrzehnte zurückblicken
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